Wirtschaftswissenschaftler schärfen ihr Profil
Der Fachbereich Wirtschaftswissenschaften setzt ein Zeichen und hat jetzt einen berühmten Namenspatron.
Wuppertal. Dass sich der Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Bergischen Universität ausgerechnet mitten in der Krise der internationalen Finanzmärkte nach Josef Alois Schumpeter benennt und jetzt den Zusatz "Schumpeter School of Business and Economics" trägt, mag Zufall sein, wirkt aber wie ein genialer Schachzug.
Schumpeter (1883 bis 1950) gehörte für den Dekan des Fachbereichs, Professor Michael J. Fallgatter, zu den "bedeutendsten Ökonomen aller Zeiten". Er gehörte aber vor allem auch zu jenen Wirtschaftstheoretikern, die vom freien Markt und dem Wachstum einer Volkswirtschaft aus sich selbst heraus predigten, zugleich aber auch die selbstzerstörerischen Tendenzen des Kapitalismus beschrieben.
"Schumpeter hat uns beigebracht, in konjunkturellen Auf- und Abschwüngen zu denken", sagte Fallgatter am Freitagabend auf dem Campus Grifflenberg. Aktueller konnte der Festakt zur Namensgebung kaum ausfallen, zumal es sich ganz im Sinne Schumpeters unter den anwesenden Gästen aus Universität, Politik und Wirtschaft, ganz trefflich über Turbo-Kapitalismus, gierige Banker und die Theorien eines Vordenkers diskutieren ließ, der, so Landtagspräsidenten Regina van Dinther die Probleme der Finanzmärkte schon vor 60 Jahren vorausgesehen habe.
Doch jenseits dieses aktuellen Bezugs soll die Namensänderung mehr sein als reine Kosmetik. Sie ist laut Fallgatter auch ein programmatisches Bekenntnis, Ausdruck eines Generationenwechsels bei den Wirtschaftswissenschaften und eines schärferen Profils des Fachbereich. Letzteres ist für den Fachbereich besonders wichtig, müssen sich doch gerade Ökonomie-Anbieter auf dem Markt der Lehranstalten im Wettbewerb behaupten. Und das international, deshalb greift man in Wuppertal auch zur angelsächsischen Terminologie.
Wirtschaftliche Veränderungsprozesse und unternehmerische Innovationen sind die großen Themen Schumpeters - und der Wirtschaftswissenschaftler in Wuppertal. Interdisziplinär habe der gebürtige Österreicher immer gedacht, so Fallgatter. Auch das passe zu Wuppertal. Der Fachbereich ist schon jetzt international erfolgreich und erreicht beim Thema Gründungsforschung und Betreuung von Ausgründungen aus der Universität regelmäßig Spitzenpositionen in Uni-Rankings.
Das Thema Innovation soll in Wuppertal nun zum Alleinstellungsmerkmal ausgebaut werden. Ein Baustein dazu ist der Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen, der 2009 an den Start gehen wird. Insgesamt habe sich der Fachbereich viel vorgenommen, aber er sei gut gerüstet, die sehr hoch liegende Latte nicht zu reißen, machte Uni-Rektor Professor Lambert T. Koch Mut. Er muss es wissen, war er doch schließlich selbst einmal Dekan der Wirtschaftswissenschaftler.