Woga Woga-Ost: Kunst, Ateliers und Hinterhöfe
Schon zum 16. Mal lassen sich Künstler über die Schultern schauen.
Am ersten Woga-Wochenende luden 111 Künstler in ihre Ateliers ein. Einer von ihnen war Eberhard Bitter, der seine ungewöhnlich eindringlichen Bilder in seinen Wohn- und Arbeitsräumen in der Königsberger Straße präsentierte. „Haben Sie auch etwas in freundlichen Farben?“, steht an der Eingangstür, auf einer nicht ganz ernst gemeinten Liste mit Fragen an den Künstler. Und dies ist sicher eine Frage, die er oft hört, denn seine Bilder sind mitunter recht düster. „Meine Kunst ist harte Kost“, sagt er selbst gerne und das stimmt. Während Bitter selbst eher zurückhaltend ist, explodieren seine Gemälde in kraftvollen Farben und Kontrasten.
Sein Thema ist der Mensch in der Bewegung. Seit zwei Monaten malt er auch Portraits von Künstlern. „Ich wollte das einfach mal ausprobieren“, sagt er. Und seine Bilder gefallen, das Atelier war gut besucht und die ersten Bilder wechselten schon am Samstagnachmittag den Besitzer.
Seit vier Wochen ist die
Meisterschülerin von Cragg dabei
Gleich um die Ecke befinden sich die Königsberger Höfe. Hier ist die Künstlerdichte, mit 14 Woga-Teilnehmern am höchsten und das zog viele Kunstinteressierte an. So auch Ines Mäder, die mit dem Flyer in der Hand, ebenfalls auf Besichtigungstour war. „Ich finde, die Woga ist eine super Plattform für Künstler“, sagte die Wuppertalerin, „hier können sie sich geballt einem größeren Publikum präsentieren.“ Sie besucht das Event seit Jahren immer wieder gern.
Auch die Malerin Annette Marks hat hier, im Haus 4, ihr Atelier. Erst vor vier Wochen ist die Meisterschülerin von Tony Cragg eingezogen und nahm nach sechsjähriger Pause wieder an der Woga teil. Ihre figurativen Ölbilder sind stark und farbenfroh und erzählen Geschichten von menschlicher Auseinandersetzung und „existenziellen Urthemen“. Marks beschäftigt sich gerne mit großflächigen Projekten im öffentlichen Raum. In einer Ecke wartete schon eine Leinwand, 3 x 5 Meter groß. „Dies wird ein Banner für die Laurentiuskirche. Bis Advent muss es fertig werden“, erklärte sie. Bereits zu Ostern und Pfingsten hingen dort ihre Banner aus.
Leicht versteckt, im Hinterhof eines Firmengeländes an der Marienburger Straße, hat die Bildhauerin Judith Wohlgemuth ihr Werksatelier. Es ist ihre erste Woga hier. Das Atelier ist klein, kühl und voller Skulpturen. Es riecht nach Ton und Erde. „Ich mache Krach, ich mache Dreck“, meinte die Künstlerin und fühle sich deshalb dort wohl. Wohlgemuth beschäftigt sich vor allem mit den Beschädigungen des Menschen, mit „den Spuren, die das Leben hinterlässt“, erklärte sie. Und in der Tat wirken ihre Figuren verletzlich und vom Leben gezeichnet. Für ihre neuesten Arbeiten verwendet sie Alabastergips, den sie mit Draht und Stoff zu menschlichen Figuren formt.
Nicht nur die Kunst, auch die Einblicke in Wuppertals Hinterhöfe und sonst verschlossene Ateliers locken jedes Jahr hunderte Kunstbegeisterte an. Die Woga macht Spaß und man darf gespannt sein, was nächstes Wochenende gezeigt wird, wenn der Westen Wuppertals mit weiteren 101 Künstlern an der Reihe ist.