Wohlfahrtsverband: Über die Pflicht und die Kür im Sozialstaat
500 Delegierte beim Tag des Paritätischen in NRW. Tagung unter dem Motto: „Niemanden zurücklassen“.
Wuppertal. Etwa 500 Delegierte waren am vergangen Freitag in die Historischen Stadthalle zum „Tag des Paritätischen NRW“ gekommen. „Niemanden zurücklassen” lautete das Motto, das sich in vier Fachforen am Vormittag so wie auch in der offiziellen Mitgliederversammlung wiederfand.
„Wir meinen damit, dass alle Menschen in NRW — aus allen Generationen und unabhängig von ihrer Herkunft — Lebensperspektiven brauchen”, sagte der Vorsitzende des Paritätischen, Cord Wellhausen, in seinem Jahresbericht. Zu dem Motto passte auch der Gastvortrag von Heribert Prantl. Der Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung widmete sich dem Thema „Die Elite der Gesellschaft. Pflicht und Kür im Sozialstaat”.
Parität sei ein anderer Begriff für Demokratie. Einer guten Gesellschaft dürfe es nicht genügen, wenn ihre Mitglieder nur existieren. Sie müsse vielmehr dafür sorgen, dass alle Menschen real — nicht nur formal — gleiche Chancen haben, forderte Prantl. Das Schicksal teile Krankheit und Gesundheit, gute und schlechte Familienverhältnisse und vieles mehr an die Menschen unterschiedlich aus, ohne dies auszugleichen.
„Wer es bei dieser Ungerechtigkeit belassen will, ist dekadent”, sagte Prantl und bot auch gleich die Lösung an: „Mittels derer, die ein besseres Leben führen, kann denen geholfen werden, deren Leben schlecht ist. Umverteilung von oben nach unten ist kein sozialistischer Klimbim, sondern demokratisches Gebot.”
An die anwesenden Vertreter der Mitgliedsorganisationen des Paritätischen gerichtet, stellte er fest, die Arbeit der Wohlfahrtsverbände sei zugleich wunderbar und eine Schande für den Staat, der vielen zu große Lasten aufbürde. Nicht die oft fälschlich als solche Bezeichneten, sondern die Ehrenamtlichen seien in Wirklichkeit die Elite im Staat.
Für seinen Schlusssatz („Sie alle gehören zu denen, die unserer Demokratie die Zukunft sichern”) erhielt der Journalist langanhaltenden Applaus der Delegierten.