Lilay Huser: „Ich wäre gerne einmal Tatort-Kommissarin“
Die Schauspielerin Lilay Huser war dieses Jahr zweimal im Kino zu sehen. Im Interview spricht sie über ihre Vergangenheit, Zukunftspläne und ihre Traumrolle.
Wuppertal. Lilay Huser ist in Wuppertal bekannt. Die 53-Jährige gehört zu den Gründern des interkulturellen Wupper-Theaters und spielt dort selbst regelmäßig. Aber auch Kino- und Fernsehzuschauern kommt das Gesicht der Schauspielerin mit türkischem Migrationshintergund bekannt vor: Im Kinofilm „Almanya“ war sie in einer der Hauptrollen zu sehen, in Matthias Schweighöfers Regiedebüt „What a Man“ spielte sie auch mit. Im Fernsehen zeigte Lilay Huser sich bereits in diversen Rollen, unter anderem als Oma Oztürk in „Türkisch für Anfänger“.
Frau Huser, sie waren schon auf großer Leinwand zu sehen, kommen aber eigentlich vom Theater. Worin unterscheidet sich die Arbeit?
Lilay Huser: Das sind zwei Welten. Beim Theater bekommt man sofort die Reaktionen der Zuschauer live mit, beim Film bekommt man eigentlich erstmal nichts mit. Wobei dann später schon Reaktionen kommen. Man wird angesprochen, auf der Straße, im Aufzug. Der Unterschied ist auch, dass man beim Film lange Zeit das Endprodukt nicht kennt. Und dann ist es wie eine Geburt, wenn der Film dann rauskommt.
Was machen Sie denn lieber?
Huser: Eigentlich beides gerne. Aber beim Theater ist eben schön, die Nähe zum Publikum zu haben, das Lampenfieber und das Wissen, dass man auf der Bühne keine Szene wiederholen kann.
Glauben Sie, dass Sie aufgrund Ihres Alters und Ihrer Herkunft auf bestimmte Rollen festgelegt werden?
Huser: Ja! Das hat sich in den letzten Jahren schon geändert. Anfangs habe ich immer nur die türkische Mutter mit Kopftuch gespielt. Mittlerweile spiele ich auch Frauen ohne Kopftuch, die gibt es ja auch, denn es tragen ja nicht alle Türkinnen Kopftuch (lacht). Aber ich würde mir schon wünschen noch mehr andere Rollen zu spielen.
Aber Ihre Lebensgeschichte hat mit Sicherheit auch Vorteile für ihre Arbeit, oder?
Huser: Klar. Ich bin mit 20 Jahren nach Deutschland gekommen und bin bis dahin in der Türkei aufgewachsen und erzogen worden. Das Gute ist, dass ich heute beide Kulturen kenne. Gerade beim Hineinversetzen in Rollen hilft es sehr, wenn man schon eine solche Erfahrung gemacht und so unterschiedliche Perspektiven hat. Für „Almanya“ war es sehr hilfreich, der Film hätte auch meine Geschichte sein können. Aber auch für die Rolle der Ayse in „Trockenblumen“ ist es nützlich.
Das Wupper-Theater gibt es in diesem Jahr seit 20 Jahren. Was bedeutet das für Sie?
Huser: Es ist schön, dass es uns so lange gibt. Wir haben, denke ich viel geleistet, für die Wuppertaler Kultur, aber auch für die Integration. Es ist toll zu sehen, wie sich die jungen Leute, die bei uns gespeilt haben und spielen, weiterentwickeln und ihren Weg gehen.
Seit 1987 leben Sie schon in Wuppertal. Können Sie sich überhaupt noch vorstellen, in die Türkei zurückzukehren?
Huser: Ganz nicht. Vielleicht lebe ich später im Rentenalter halb hier, halb dort. Aber ich bleibe grundsätzlich in Wuppertal wohnen. Ich fühle mich mehr deutsch als türkisch. Bei den typischen Eigenschaften der beiden Kulturen picke ich mir die besten raus.
Das heißt, Sie sind pünktlich wie die Deutschen . . .
Huser: Ja, manchmal zu pünktlich. (lacht). Aber auch zuverlässig, ich plane gerne alles, aber ich bin trotzdem spontan.
Was haben Sie denn für die kommenden Monate geplant?
Huser: Ich möchte weiterhin Film und Theater machen. Meist arbeite ich parallel, gehe zu vielen Castings, spiele im Wupper-Theater. Bisher ließ sich beides gut kombinieren, ich hoffe das bleibt so. Im kommenden Jahr stehen wahrscheinlich drei Kinofilme an.
Was wäre für Sie einmal eine Traumrolle?
Huser: Tatort-Kommissarin wäre ich mal gerne. Mit türkischem Akzent. Warum eigentlich nicht?