World Jazz Day Project bietet pure Energie
Das Quartett spielte im „Kultur im Kontor“ und überzeugte mit Balladen und Spielereien.
Am 30. April ist nicht nur Walpurgisnacht, sondern auch Welttag des Jazz. Zur Feier des Tages, der 2011 von der Unesco ausgerufen wurde, hat Axel Fischbacher ein internationales Quartett auf die Beine gestellt. Im World Jazz Day Project spielt Gitarrist Fischbacher, bekannt als Veranstalter der Hildener Reihe „Blue Monday“, zusammen mit dem Bassisten Herbie Kopf. Der Schweizer, der an der Hochschule Luzern unterrichtet, nutzte seine Kontakte. Dank ihm spielen in der neuen Formation zwei hochkarätige Vertreter des osteuropäischen Jazz mit — der lettische Saxophonist Deniss Pashkevich und der litauische Schlagzeuger Darius Rudis.
Nach Konzerten in Krefeld, Köln und Mülheim an der Ruhr machte die Band am Vorabend des 30. April Station in Christoph Kuberkas „Kultur im Kontor“. „Es ist ein Experiment, aber es hat bisher sehr gut geklappt“, sagte Fischbacher vor dem Gig. „Wir werden sicher auch ein Album rausbringen.“
Die Teamchemie stimmte jedenfalls in Cronenberg. Gerade die unterschiedlichen „Backgrounds“ der Musiker machten die Würze des Ganzen aus. Pashkevichs modernes, an John Coltrane geschultes Spiel verband sich mit Fischbachers schnellen Bebop-Linien. Elemente aus Rock und Pop streuten Kopf und Rudis ein.
Die Stücke der Bandmitglieder gingen fließend ineinander über. Über den Standard „There Will Never Be Another You“ wurde ausgiebig improvisiert. Für Spielereien war ebenfalls Zeit. In „The Nosehorn Speaks“ drehte Fischbacher sein Gitarrenspiel durch die Mangel von mehreren Effektgeräten. Gitarrenloops verselbstständigten sich zur dritten Solo-Stimme, während Kopf den Rhythmus auf Reggae trimmte.
Balladen waren die Spezialität des Komponisten Pashkevich. Ihre prägnanten Themen wurden zum Ausgangspunkt für die Ausflüge des Saxophons, die mal sanglich, mal geräuschhaft expressiv ausfielen. Mit „Wolga Dance“ zeigte Kopf, dass bei ihm nicht nur der Groove stimmt. Seine Soli gefielen auch durch reizvolle melodische Einfälle.
Zum Schluss wollte es Fischbacher noch einmal wissen. Seine Nummer hieß „Can Jazz Fans Dance?“ (Können Jazzfans tanzen?) und hatte neben dem augenzwinkernden Titel pure Funk-Energie zu bieten. Der Gitarrist forderte alle im Raum auf, ganz nah an die Bühne zu kommen. „Hier ist ja noch genug Platz“, meinte er. Tatsächlich ließen sich die Zuschauer nicht lange bitten und etliche schwangen das Tanzbein.