Wulffs Einladung nehmen drei Wuppertaler Schüler gerne an
Noch vor seinem Rücktritt lud der Bundespräsident drei Wuppertaler Schüler zur Gedenkveranstaltung für Opfer rechtsextremistischer Gewalt in Berlin ein.
Wuppertal. In der vergangenen Woche staunten Nelly Politt, Julian Gadatsch und Tom Thöne, drei Schüler des Gymnasiums Bayreuther Straße, nicht schlecht, als ihnen einen Brief mit dem darauf abgebildeten Bundesadler ins Haus flatterte. „Ich hatte schon Angst, dass irgendetwas passiert oder meine Kreditkarte gesperrt wäre“, erinnert sich Julian Gadatsch mit einem Augenzwinkern. Tatsächlich war der Brief aber eine Einladung des zu diesem Zeitpunkt noch amtierenden Bundespräsidenten Christian Wulff, der die Abiturienten „gemeinsam mit der Bundeskanzlerin “ und weiteren Politikern zur „Gedenkveranstaltung für die Opfer rechtsextremistischer Gewalt“ eingeladen hatte, die morgen im Konzerthaus Berlin am Gendarmenmarkt stattfindet.
Zu der Veranstaltung sind insgesamt 1400 Gäste geladen, und Horst Seehofer wird nun die Rede in Vertretung des zurückgetretenen Präsidenten halten. An der Vorfreude der Wuppertaler Schüler, die wegen ihres Filmprojektes zur Barmer Erklärung ausgewählt wurden, ändert das aber nichts. „Dass unser Film solche Wellen schlägt, hätten wir niemals gedacht.“ Der Schulleiter des Gymnasiums Bayreuther Straße, Detlef Appenzeller, ist über die Wirkung des Films „Du sollst nicht Angst haben — Barmen 1934“ positiv überrascht. In den Hauptrollen des rund 60-minütigen Films sind die drei Wuppertaler Gymnasiasten aus der 13. Klasse des Gymnasiums Bayreuther Straße zu sehen. Im Rahmen des Religionsunterricht wollen sie mit dem Film eine Reise in Deutschlands dunkle Vergangenheit wagen und auf die Barmer theologische Erklärung und die Bekennende Kirche zur Zeit des Holocaust aufmerksam machen.
Nelly Politt, die weibliche Hauptdarstellerin sieht den Film als „Widerstand auf theologischer Ebene.“ Birgit Koch-Dannert, die Betreuerin des Projektes, ermutigte die Schüler, „anschaubares Filmmaterial für den Religionsunterricht“ zu produzieren. „Die drei passen gut ins Rollenprofil. Sie haben sich in den Film hineingearbeitet und weiter entwickelt“, freut sich die Projektbetreuerin.
Im Film werden Dokumente aus der Zeit des Nationalsozialismus erforscht und von den Schülern kommentiert. Sie sehen sich selbst in der Vergangenheit. „Dadurch, dass wir uns so intensiv mit dem Thema der Barmer theologischen Erklärung auseinandergesetzt haben, haben wir als Gruppe sehr viel gelernt“, resümiert Julian Gadatsch. Außerdem soll der Film „aktuell bleiben“. Auch Tom Thöne will die „Informationen lebendig erhalten“. Nelly Politt geht sogar noch einen Schritt weiter: „Das Thema ist längst nicht vorbei, es ist immer noch präsent.“ Der Schulleiter Detlef Appenzeller ergänzt: „Mit der Gedenkveranstaltung in Berlin wird der Bogen erst richtig rund.“ Passend dazu prangt im Schuleingang ein Schild mit der Aufschrift „Schule ohne Rassismus — Schule mit Courage.“