Wupperschiene: Radweg statt Museumsbahn?

Kritiker bezweifeln, dass der Verein die Reaktivierung der Bahnstrecke stemmen kann. Vorsitzender bleibt aber optimistisch.

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Eine Museumsbahn auf der alten Strecke der Wuppertalbahn zwischen Oberbarmen und Radevormwald-Wilhelmstal — das ist das Ziel des Vereins Wupperschiene. Seit Jahren, nein fast Jahrzehnten, sind die emsigen Mitglieder am Werk. Doch bis die Bahn endlich fährt, wird wohl noch viel Wasser die Wupper hinunterfließen. Das ruft auch Kritiker auf den Plan. Tenor: Das wird nie was. Trotz Förderung, trotz wiederkehrender Bekenntnisse der Beteiligten. Einer der Kritiker ist Peter Hartwig, ehemaliger Stadtverordneter für die SPD und wohnhaft in Frielinghausen. Damit also nicht allzuweit entfernt von der Strecke, auf der irgendwann mal wieder die Bahnen fahren sollen.

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Peter Hartwig glaubt nicht, dass die Museumsbahn einmal fahren wird

„Das sind honorige Leute bei der Wupperschiene“, betont Hartwig. Und der Plan, die Bahn zu reaktivieren, „ist ja auch eine ehrenwerte Sache“. Er bezweifele aber, dass die Realisierung wirklich gelingt. Denn der Verein sei klein, der Kreis derer, die wirklich anpacken, noch kleiner. Dies sei ein Problem vieler Vereine, so Hartwig. Er selbst kenne es aus seinem Bürgerverein. Doch die Museumsbahn sei nun mal ein Mammutprojekt. Das Wupperschiene dieses stemmen wird, Hartwig ist deutlich, glaube er nicht. Bei Spaziergängen sehe er zum Beispiel regelmäßig die alten Loks der Bahn in Dahlhausen rumstehen. Sein Urteil: „Das ist doch Schrott.“ Zudem gebe es am Rande der Strecke praktisch keine Infrastruktur, kaum Einkehrmöglichkeiten und Ähnliches.

Er selbst verfolge den (Nicht-)Fortgang seit Jahren. Schon für die Regionale 2006 habe es hohe Fördersummen gegeben. Zuletzt steuerte Anfang dieses Jahres die Deutsche Stiftung Denkmalschutz noch einmal 200 000 Euro für die Sanierung der Brücke Öhde bei. Insgesamt flossen bereits mehr als eine Million Euro an Wupperschiene, darunter 150 000 Euro für den Ankauf eines Teils der Strecke von der Deutschen Bahn. Viel Geld für ein Projekt, das, so Hartwig, noch nicht wirklich von der Stelle gekommen sei. Und es stimmt, einen möglichen Starttermin für die erste Fahrt hat der Verein bislang immer wieder aufs folgende Jahr verschoben. Auch 2018 scheint unwahrscheinlich.

„Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende“, sagt Hartwig. Es helfe nicht, immer wieder Summen in das Projekt zu stecken. Schließlich gehe es auch um Steuergelder. Und auch, dass einen Großteil der Arbeit bislang Ein-Euro-Kräfte erledigt hätten, helfe nicht weiter.

Doch was soll mit der alten Bahntrasse passieren? Hartwigs Idee: Statt einer Museumsbahn sollte doch ein Rad- und Wanderweg, ähnlich wie die Nordbahntrasse angelegt werden. Über diesen gebe es die Anbindung an andere Trassen. Wupperschiene sollte dafür seine Pläne ad acta legen. Er sei kein Don Quichotte, betont Hartwig. Es gebe auch andere, die keine Zukunft für die Museumsbahn sehen. Viele würden sich aber öffentlich mit Äußerungen zurückhalten.

Ulrich Grotstollen, Vorsitzender von Wupperschiene, blickt voraus

Dass es Kritik am Projekt gibt, sei nicht neu, sagt Armin Barg, jahrelang Vorstandsmitglied bei Wupperschiene und aktuell Vorsitzender des Partnervereins Wuppertrail, der auf einem Teil der alten Bahnstrecke Draisinen fahren lässt. Seit vielen Jahren gebe es Zweifler. „Und die Kritik ist ja auch nachvollziehbar“, sagt Barg. „Da ist schließlich schon viel Geld reingeflossen.“

Er sei aber optimistisch, dass Wupperschiene in diesem Jahr einen gewaltigen Schritt nach vorne machen wird. So werde die Brücke Öhde saniert — eine Aufgabe, die übrigens eine Fachfirma erledige — und nach 20 Jahren sei auch die Beseitigung des Hangrutsches bei der Firma Erfurt in Sicht.

Gerade der Hangrutsch sei ein Beispiel dafür, mit welchen Widrigkeiten die Mitglieder zu kämpfen gehabt haben. Barg habe sich bei Wupperschiene, wie er betont, intern nie mit Kritik zurückgehalten. Fehler seien gemacht worden, auch von ihm. Beim Thema Hangrutsch nimmt er seine Kollegen aber ausdrücklich in Schutz. „Jahrelang habe ich miterlebt, wie verschiedene Behörden dem Verein immer wieder Steine in den Weg gelegt haben.“ Insbesondere die Bezirksregierung habe dabei keine gute Figur gemacht. Für 2018 sei für Wupperschiene aber „endlich Land in Sicht“. Wie von Hartwig vorgeschlagen, einen Radweg anzulegen, „würde auch gar nicht funktionieren“, so Barg. Die Fördermittel seien zweckgebunden. „Auch Wuppertrail ist Bestandteil des Förderauftrages.“

Das bestätigt zum Beispiel Thomas Mertz, Leiter der Pressestelle bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Im Vertrag seien die Fördermaßnahmen genau benannt. Für die Brücke Öhde bedeute dies, das Denkmal zu erhalten. „Moderne Bauarbeiten“, dazu gehöre zum Beispiel ein Radweg, seien gar nicht erlaubt. Mertz erklärt aber auch, dass Anträge sorgfältig geprüft werden, natürlich auch der von Wupperschiene. Die Stiftung sei überzeugt von dem Vorhaben. Ein Jahr bis 15 Monate habe der Verein nun Zeit, die Brücke zu sanieren. Solche Fristen seien eigentlich immer eingehalten worden, sagt Mertz.

Dass das klappt, davon ist Ulrich Grotstollen, Vorsitzender von Wupperschiene, ebenfalls überzeugt. Der Auftrag für die Brücke ist bereits ausgeschrieben, die Beseitigung des Hangrutsches soll im April angegangen werden. Wichtige Punkte, damit zumindest das erste Stück der Bahn von Oberbarmen bis Beyenburg befahren werden kann.

Und der Rest? Grotstollen bleibt vorsichtig. Für den Bahnbetrieb gebe es hohe Sicherheitsauflagen, die der Verein erfüllen muss. Vor allem das Planen verschlinge die Zeit der Ehrenamtler. Denn zukünftig sollen schließlich auch andere Vereine die Strecke für ihre Bahnen nutzen können — und dafür zahlen, was für Wupperschiene eine wichtige Einnahmequelle wäre.

Ans Aufgeben „habe ich noch nie gedacht“, sagt Grotstollen, betont aber auch: „2018 und 2019 werden ganz wichtige Jahre für uns. Auch wir wollen doch, dass es losgeht. Wir sind ein Eisenbahnverein, kein Bauverein.“