Bilder erzählen Stadtgeschichte Antonius-Abriss ist 50 Jahre her

Wuppertal · Nach der massiven Beschädigung im Krieg musste die Gemeinde lange auf den Neubau ihrer Kirche warten. 1968 begann der Abriss der neogotischen Kirche.

Foto: Kurt Keil

Der „Barmer Angriff“ in der Nacht vom 29. auf den 30. Mai 1943 zerstörte die Turmspitze und das Dach der Kirche St. Antonius, der katholischen Hauptkirche in Barmen. Jahrelang lebten die Gemeindemitglieder mit Provisorien, bis endlich ein Neubau in Angriff genommen wurde. In unserer Serie „Bilder erzählen Stadtgeschichte“ zeigen wir ein Foto von 1968, auf dem nur noch einige Reste der alten Kirche zu sehen sind.

Pfarrer Michael Haupt berichtet: „Lange hat man überlegt, ob man die Kirche sanieren oder einen Neubau will.“ In den 50er Jahren sei dann die Entscheidung für einen Neubau gefallen. Der Dombaumeister des Kölner Doms Wilhelm Weyres bekam dann den Auftrag zur Planung. Verwirklicht wurde davon nur der Turm: 1955/56 erhielt er die neue Spitze mit den zahlreichen kleinen Fenstern, was an den Paderborner Dom erinnert.

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Stadtgeschichte

Entscheidend für die weitere Entwicklung waren dann die Pläne der Stadt für eine neue Verkehrsführung: Denn der Steinweg führte bis dahin noch von oben kommend rechts an der Kirche vorbei. Die Verwaltung wollte aber die gerade breite Verbindung auf die neue Kreuzung am Alten Markt bauen, die wir heute kennen.

Dafür musste die Gemeinde Flächen im Bereich der heutigen Straße abgeben, erhielt Ersatzflächen auf der anderen Seite. Erst als dieser Tausch geregelt war, konnte es weitergehen.

Die Gemeindemitglieder waren inzwischen ungeduldig geworden: Werner Zimmermann, langjähriger Pfarrgemeinderatsvorsitzender und heute Archivar der Gemeinde, erinnert sich: „Man war enttäuscht, dass es so lange dauert. Denn der Wiederaufbau war überall schnell gegangen, es wurden viele neue Kirchen gebaut. Nur die katholische Hauptkirche in Barmen nicht.“ Der damalige Pfarrer Wilhelm Zündorf habe sich dann sehr dafür eingesetzt.

Nach einer Ausschreibung erhielten die Architekten Rudolf Steinbach und Horst Kohl den Zuschlag. Sie entwarfen den Bau, der an ein Schiff erinnert, sich durch die diagonalen Linien stark von den rechtwinkligen Gebäuden im Umfeld absetzt. „Quersteht“, wie Werner Zimmermann sagt.

Den letzten Gottesdienst in der alten Kirche feierte die Gemeinde am 26. Mai 1968, während der Sommerferien wurde sie abgerissen. Zuvor war bereits das neue Gemeindezentrum gebaut worden, in dem die Gemeinde in den folgenden Jahren Gottesdienst feierte.

Nach vielen weiteren Verzögerungen konnte am 22. September 1973 der Erzbischof von Köln, Joseph Kardinal Höffner, die neue Kirche einweihen. Die moderne Architektur habe wenig Kritik bekommen, versichert Werner Zimmermann — obwohl die neue Kirche so völlig anders als die alte war. Kritik gab es nur wegen der Größe: „Es wurde gefragt, ob man in einer Zeit, in der so viele hungern, eine so große Kirche braucht“, berichtet er.

Pfarrer Michael Haupt hebt hervor, dass die Gemeinde deshalb damals beschloss, ihre monatliche Kollekte für den Kirchenbau zu teilen — die Hälfte geht seitdem nach Chetput in Indien, wo inzwischen aus einer Leprastation ein Krankenhaus entstanden ist, das die Gemeinde bis heute auf diese Weise unterstützt.

Die neue Kirche ist längst angenommen, ist als gut erreichbare Innenstadtkirche viel besucht: „Es sind immer Beter in der Kirche“, sagt Werner Zimmermann. Und er weiß auch: „Sie ist für viele ein Bezugspunkt.“

“ Das Heft zur Geschichte der Kirche will Werner Zimmermann im Sommer neu herausbringen.

“ In Erinnerung an den Barmer Angriff vor 75 Jahren findet am 29. Mai, 19 Uhr, ein ökumenischer Gottesdienst in der Gemarker Kirche statt.