15 Minuten Innehalten an der Trasse

In der Wichernkapelle findet jeden Sonntag um 15.03 Uhr eine kurze Andacht statt.

Foto: G. Bartsch

Während auf der Nordbahntrasse am ehemaligen Bahnhof Wichlinghausen buntes Treiben von Radfahrern, Spaziergängern und munteren Skatern herrscht, wird die Wichernkapelle an jedem Sonntag um 15.03 Uhr für eine Viertelstunde zu einem Ort der Stille und der inneren Einkehr. „Haltepunkt“ heißt die von Jörg Spitzer von der Vereinten Evangelischen Mission Mitte vorigen Jahres ins Leben gerufene Kurzandacht, die wie kaum eine andere sakrale Veranstaltung Ökumene lebt, wird der „Haltepunkt“ doch von der Katholischen Citykirche ebenso unterstützt wie von der Neuapostolischen Kirche, der Evangelisch-Methodistischen Kirche, der Heilsarmee, dem CVJM Adlerbrücke und dem katholischen Gemeindeverband Nordost, um nur einige zu nennen.

„Wir sehen dies im Rahmen der Aktion ,Kirche findet Stadt’, dem Weg heraus aus den sakralen Mauern hin zu den Menschen“, sagt Jörg Spitzer, der sich freut, dass Gläubige gezielt den Weg zur Wichernkapelle suchen, sich aber auch sonntägliche Spaziergänger und Radler die Zeit für ein paar Minuten der Besinnung nehmen. „Meist sind es zehn bis 15 Menschen, die an der kurzen Andacht teilnehmen.“ So war es auch am Palmsonntag, wo Matthias Stempfle von der landeskirchlichen Gemeinschaft und Favor Bancin, Austauschpfarrer von der VEM, zwölf Gläubige vor dem schlichten Holzkreuz und einer brennenden Kerze begrüßten. Palmsonntag, der Tag, an dem Jesus in Jerusalem mit „Hosianna“ empfangen und fünf Tage später unter „Kreuziget ihn“ in den Tod geschickt wurde, war natürlich ein Anlass, über die Wankelmütigkeit menschlicher Gefühle nachzudenken und ihnen mit der nötigen Distanz und Gelassenheit zu begegnen.

An diesem „heiligen Ort und spirituellen Platz“, so heißt es am Eingang zur kleinen Kapelle, wurde gemeinsam gesungen, der kurzen Ansprache von Favor Bancin gelauscht und dann das Vaterunser gebetet, ehe es wieder hinaus ging ins lebhafte Geschehen auf der Nordbahntrasse.

„Ich gehe regelmäßig in die Kirche, nehme am Sonntag während meines Spaziergangs aber auch gern die paar Minuten hier in der Wichernkapelle wahr“, sagt Sabine Hombrighaus, eine der Teilnehmerinnen der stillen Viertelstunde.

Die sonntägliche Andacht wird übrigens immer von verschiedenen Geistlichen und Predigern gehalten. „Am 27. Mai ist Thomas Weber, der Pfarrer, der die deutsche Olympiamannschaft in Pjöngjang betreut hat, hier bei uns“, verspricht Jörg Spitzer.