Klima und Umwelt Wuppertal: Bei der Stadtbegrünung kommt es auch auf die Eigeninitiative an
Wuppertal · Zweiter Dienstagsdialog im Living Lab widmete sich der Lebensqualität durch Bepflanzung.
Das Living-Lab-Gelände kann an eine Fertighausausstellung oder ein Filmset mit leeren Fassaden erinnern. Das wäre wohl gleich doppelt falsch: Die Modell-Gebäude des Solar Decathlon von 2022 sind keineswegs gleichförmig und zudem voller Leben – innen wie auch auf den Fassaden. Just deshalb fand hier zum zweiten Mal ein Dienstagsdialog statt. Thema war zuletzt: „Stadtbegrünung für mehr Lebensqualität.“
Alexia Radounikli als erste Referentin gab nun anhand von Karten zunächst einen Überblick über Grünflächen in Wuppertal und seine Verbreitung. Dass auf zwei Plänen ganz unterschiedlich viel Grün zu sehen war, erklärte die Städtebauexpertin auch damit, dass der rechtlich geltende Plan für öffentliche Nutzbarkeit stand: Privatgärten ebenso wie sogenanntes Verkehrsbegleitgrün, Sportanlagen und mehr würden dort nicht abgebildet. Private Böden seien für den Gesamtbestand einer Stadt an Naturflächen aber wertvoll. Das sollte sich dann als wichtiger Aspekt erweisen, der heute auch in den späteren Beiträgen auftauchte.
Auch beim mehr organisatorischen Tenor des Abends legte Radounikli vor: Partizipation der gesamten Öffentlichkeit benannte die Referentin als Baustein für erfolgreiches Begrünen. Und das hob darauf ab, dass Bürger gut und frühzeitig über grüne Bauprojekte informiert werden sollten – auch um Austausch zu ermöglichen.
Janine Bardeys Beitrag gab dann im Grunde ein Beispiel dafür, wie diese Einbeziehung aussehen kann: Die Wissenschaftlerin von der Universität Aachen forscht vor Ort im Living Lab – mit Bürgern. 42 Probanden hatte sie demnach gebeten, sechs der Gebäude auf dem Areal nach unterschiedlichen Kriterien zu beurteilen. Man hatte also diese Häuser genau inspiziert, und nachher gab es für eines davon etwa positive Voten für Menge und Vielfalt der Begrünung, aber auch als Negativfaktor hatten Probanden paradoxerweise die Menge am Grün dort benannt. Weil es am eigenen Heim viel Arbeit bedeuten würde? Zumindest in der Kategorie „Pflege“ war das offenbar tatsächlich ein Motiv, wo unter „negativ“ der Pflegeaufwand bemängelt wurde. „Probanden sahen ungern viel Aufwand“, bestätigte Bardey als ein Ergebnis der noch laufenden Erhebung.
Martin Belz als letzter Referent lieferte dann einiges Anschauungsmaterial. Fotografische Aufnahmen von Leipzig, Madrid und anderswo zeigten dicht bepflanzte Hausfassaden und satte Dachbegrünung. Auch der Elberfelder Wupperpark war zu sehen, freilich mit dem (von Belz bestätigten) Zuschauerhinweis, dass für dessen Gestaltung alte Kastanien weichen mussten.
Wie schon zuvor bei den mehr theoretischen Vorträgen kam auch bei Belz die Bedeutung kleiner privater Einzelgärten zur Sprache. „Es ist wichtig zu motivieren, etwas anzupflanzen. Jeder kann bei sich zu Hause etwas machen.“