Wuppertaler Pfarrer Holger „Ich dachte immer, evangelisch ist evangelisch“

Wuppertal · Der Wuppertaler Pfarrer Holger Pyka erinnert sich an die Zeit an der Kirchlichen Hochschule. Und erklärt, was er dort über seinen Glauben lernte.

Holger Pyka wird seine Zeit an der Kirchlichen Hochschule noch lange in Erinnerung behalten.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Seine Zeit an der Kirchlichen Hochschule in Wuppertal wird Holger Pyka noch lange in Erinnerung bleiben. Das Leben dort im Studentenwohnheim hat ihn ebenso geprägt wie die Vorlesungen und Seminare, die er besuchte. „Die Leute waren evangelisch wie ich“, sagt der mittlerweile 40-jährige – dennoch gab es verschiedene Frömmigkeitsformen, und er durfte unterschiedlichste Biografien kennenlernen. Besonders der Kontakt zu internationalen Studierenden, beispielsweise aus Korea oder Namibia, empfand er als inspirierend. „Die interkulturellen Erfahrungen waren extrem wichtig“, betont er. „Ich dachte immer, evangelisch ist evangelisch“, sagt er. An der Kirchlichen Hochschule lernte er dann die bunte Vielfalt seines Glaubens kennen. Von außen betrachtet erscheinen Studierende der Theologie auf dem ‚heiligen Berg‘ auf den ersten Blick als wenig divers, doch das Gegenteil sei der Fall – damals wie heute, versichert er.

Pyka absolvierte von 2002 bis 2004 sein Grundstudium an der Kirchlichen Hochschule, anschließend studierte er in der schwedischen Stadt Lund sowie in Heidelberg, bevor er von 2007 bis 2009 wieder zum Hauptstudium nach Wuppertal zurückkehrte. Seine Lieblingsfächer damals: praktische Theologie und Hebräisch. Seit Ende 2015 ist er nun Pfarrer der Evangelische Kirchengemeinde Uellendahl. Davor, von 2012 bis 2014, war er als Assistent an der Kirchlichen Hochschule tätig: am Lehrstuhl für Kirchengeschichte. Seit zwei Jahren hat er auf dem Campus ebenso eine halbe Stelle als Dozent am Predigerseminar inne, das heißt als Ausbilder für angehende Pfarrerinnen und Pfarrer. „Der heilige Berg lässt mich nicht los“, sagt er und lacht.

Am meisten begeistert haben Pyka bei der Kirchlichen Hochschule die stets kurzen Wege von A nach B sowie die flachen Hierarchien. Viele der Professoren haben auf dem ‚heiligen Berg‘ gewohnt, waren für ihre Studierenden „nahbar“, wie Pyka verdeutlicht. „Sie waren immer ansprechbar und standen für Beratungsgespräche zur Verfügung.“ Imponiert habe ihm schon zu seinen Studentenzeiten, wie sie ihre Wissenschaft, ihren Glauben und ihr Leben zusammenbrachten; sie wurden zum Teil auch zu seinen Vorbildern.

Immer wieder „visionäre“
Lehrkräfte angezogen

Noch heute hat Pyka Kontakt zu seinen ehemaligen Dozenten, wie auch zu einigen seiner ehemaligen Kommilitoninnen und Kommilitonen. Lernen auf dem ‚heiligen Berg‘ war für ihn nie langweilig, oder trist. Es gab auch viele Partys, zu denen man sich spontan verabredet hat; manchmal feierten auch die Dozenten mit, wie er sich erinnert. Auf die aktuelle Rektorin der Kirchlichen Hochschule, Prof. Konstanze Kemnitzer, hält Pyka große Stücke. Sie sei gut im Netzwerken und führe ihre Arbeit tadellos aus, meint er. Nebenbei sei es auch ein Beweis für die Strahlkraft der Kirchlichen Hochschule, dass sie immer wieder „fitte und visionäre“ Lehrkräfte anziehe.

Auf den ‚heiligen Berg‘ ist er selbst gekommen, weil ihm die Lehrstätte empfohlen wurden. Ihm war gesagt worden, die KiHo sei nicht langweilig, sondern vielfältig. „Das war für mich das entscheidende Kriterium“, so Pyka. Einmal im Bergischen Land, entwickelte sich bei dem Kölner auch sehr schnell eine Verbindung zu Wuppertal. „Heinrich Böll sagt ja mal, Wuppertal sei eine Stadt, die sich nicht schminkt. Das finde ich interessant“, sagt er. Auch heute noch bewundert er die Echtheit der Wuppertaler, die starke Zivilgesellschaft, aber ebenso die mannigfaltigen Institutionen. Besonders offensichtlich ist ihm dies geworden, als 2015 im Zuge der Flüchtlingsbewegung „überall in Wuppertal Hilfsvereine aus dem Boden schossen“. Das habe ihn beeindruckt. Seine Lieblingsorte in Wuppertal sind die Mirke, der Botanische Garten und die ganze Hardt, außerdem haben es ihm die Utopiastadt und diverse Kneipen in der Nordstadt und im Luisenviertel angetan.

Was ihn die Hochschule unter dem Strich gelehrt habe, sei neben dem wissenschaftlichen Arbeiten auch, wie Theologie und Leben zusammenhängen, erklärt er. Mittlerweile engagiert er sich auch im Vorstand des Fördervereins der Kirchlichen Hochschule. „Meine Zeit hier als Student hat Spuren hinterlassen. Ich möchte nun etwas an die KiHo zurückgeben.“

Die meisten Studierenden der Kirchlichen Hochschule zielen aufs Pfarramt. Sie erlernen den Beruf des Pfarrers oder der Pfarrerin, erklärt Frank Grünberg von der Abteilung Information, Kommunikation und Medien an der KiHo. Sie werden auf die Prüfungen vorbereitet, die von der Landeskirche Rheinland abgenommen werden. „Das ist ähnlich wie beim Staatsexamen“, so Grünberg. Jedoch sei eine Pfarrerslaufbahn nicht zwingend, man könne auch einen anderen Weg einschlagen. Den Hochschulabschluss nimmt die Kirchliche Hochschule selber ab. Tätigkeitsfelder wären unter anderem Beratende Stellen oder auch der Journalismus. „Die meisten Studierenden gehen jedoch ins Pfarramt“, sagt Grünberg.