Kirche Wuppertal: Die Chanukka-Kerzen erinnern an ein Lichtwunder
Wuppertal · Jüdische Kultusgemeinde und Solidargemeinschaft luden zur öffentlichen Entzündung ein
Und dann brannte das fünfte Licht. Am gestrigen Donnerstag fand zum zweiten Mal ein öffentliches Entzünden der Chanukka-Kerzen vor dem Haus der Jugend auf dem Geschwister-Scholl-Platz statt. Gemeinsam mit der Jüdischen Kultusgemeinde Wuppertal hatte die Solidargemeinschaft Wuppertal dazu eingeladen.
„Die Idee kam von der Solidargemeinschaft“, erzählt Leonid Goldberg, Vorsitzender der Jüdischen Kultusgemeinde. „Das ist eine tolle Sache, dass die Solidargemeinschaft diesen Vorschlag gemacht hat.“ Entstanden ist die Idee, als die Solidargemeinschaft auf der Suche nach einem Ersatz für einen geplanten Kippa-Tag war, der wegen der Corona-Pandemie nicht durchgeführt werden konnte, wie Werner Kleine von der Solidargemeinschaft berichtet. Ulrike Schrader, Leiterin der Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal, habe damals von der öffentlichen Entzündung der Chanukkia – einem achtarmigen Leuchter – in Berlin erzählt. Daraufhin schlug die Solidargemeinschaft der Kultusgemeinde vor, dies auch in Wuppertal zu machen.
„Wir zünden die Kerzen bei uns privat in den Häusern an und wir zünden sie in der Synagoge an. Die Kerzen öffentlich zu entzünden, ist eine Sache, die von außen kommen muss. Wir sind der Solidargemeinschaft für ihren Vorschlag sehr dankbar“, sagt Leonid Goldberg.
Chanukka ist ein jüdisches Fest, das die Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem im Jahr 164 v.d.Z. (vor der Zeitrechnung) vergegenwärtigt. Es gehört zu den außerbiblischen Festen. Mit der Wiedereinweihung ist ein Lichtwunder verbunden. Die Menora, der siebenarmige Leuchter im Tempel, sollte nie erlöschen. Allerdings gab es nur noch Öl für einen Tag, die Herstellung von neu geweihtem Öl dauerte jedoch acht Tage. Laut den Makkabäerbüchern brannte das Licht wie durch ein Wunder trotzdem acht Tage, bis das neu geweihte Öl bereit war.
Um an dieses besondere Ereignis zu erinnern, feiern Juden das Chanukka-Fest, bei dem an acht Tagen jeweils eine weitere Kerze der Chanukkia entzündet wird. Dieses Fest findet in zeitlicher Nähe zur christlichen Adventszeit statt.
In diesem Jahr fällt Chanukka auf die Zeit vom 18. bis zum 26. Dezember. Daher wurde nun am gestrigen Donnerstag die fünfte Kerze angezündet: Mit Anbruch der Dunkelheit begann der fünfte Tag. Neben der Entzündung der fünften Chanukka-Kerze wurden hebräische Gebete rezitiert, anschließend trug der Chor der Kultusgemeinde mehrere jüdische Lieder vor. Zudem wurden in Fett gebackene Krapfen verteilt – die traditionellen Sufganiyot. Darüber hinaus gab es eine durch einen Beamer auf die Fassade des Hauses der Jugend projizierte Videoinstallation.
Werner Kleine von der Solidargemeinschaft freute sich, dass die öffentliche Entzündung der Kerze zum zweiten Mal erfolgen konnte. „Damit ist das schon Tradition“, kündigte er an, dass auch im nächsten Jahr wieder eine Chanukka-Kerze öffentlich entzündet werden wird. Rabbi Chaim Kornblum erläuterte den zahlreich gekommenen Besuchern die Bedeutung des Chanukka-Festes und des Entzündens der Kerzen. „Chanukka ist auch ein Fest der Hoffnung“, erklärte er. Schließlich entzündete er die Kerze. Auch Oberbürgermeister Uwe Schneidewind war gekommen und sprach einige Grußworte. Mit dem Entzünden der Kerze gehe man „mit einem starken Signal der Hoffnung in die kommenden Wochen und Monate.“