Auszeichnung Eugen Egner gewinnt Von der Heydt-Kulturpreis
Wuppertal · Ein Multitalent und ein bundesweit einmaliges Projekt erhalten die Von der Heydt-Auszeichnung.
Die Stadt Wuppertal ist stolz auf ihre Kulturschaffenden und ehrt sie alle zwei Jahre mit dem Von der Heydt-Kulturpreis. Am Sonntag kamen zwei weitere Preisträger hinzu: Eugen Egner und der Glanzstoff e. V.. Bei einer festlichen wie fröhlich-launigen Versammlung mit viel lokaler und überregionaler Prominenz und Preisträgern früherer Jahre wurden in der CityKirche die Urkunden überreicht. „Dieser Preis ist eine Freude und eine Verpflichtung für die Stadt. Kunst basiert auf Talent, Kreativität und Handwerk, deren Zusammenspiel die Gesellschaft bereichert. Das ist den Preisträgern gelungen“, sagte Oberbürgermeister Andreas Mucke.
Seit 1950 wird der Kulturpreis verliehen. Zu den Preisträgern gehören zum Beispiel Tom Tykwer, Heinrich Böll, Tony Cragg, Wolf Erlbruch, Pina Bausch und die Tanzcompagnie. Letztere, so Mucke seien durch die am Freitag eröffnete Ausstellung zum Stück „Café Müller“ im Schauspielhaus und die Wiederaufführung des Stücks im Opernhaus gerade wieder in aller Munde - der Bedeutung der Ausnahmekünstlerin und des angestrebten Pina Bausch Zentrums für die Stadt und ihre Kultur entsprechend.
Bedeutsam ist auch das „Singularwerk“ des Multitalents Eugen Egner, dem nicht wenige „verfallen“ sind. Einer von ihnen, der Schriftsteller Jürgen Roth, hielt die Laudatio. Egner wurde 1951 in Ingelfingen geboren, verbrachte sein Leben aber ab dem vierten Jahr in Wuppertal, reifte hier zum bekannten Schriftsteller, Zeichner und Musiker, hin und hergerissen zwischen seinen „quälenden Mehrfachbegabungen“, so Roth. Auch Roth selbst war hin und hergerissen, als er seine Rede verfasste, holte sich Hilfe in Egners Werk, ließ ihn durch Texte selber sprechen. Weil der Preisträger ein Meister der Groteske ist, dem Surrealen verpflichtet, geriet Roths betont abgehoben-verkünstelte Eloge so immer wieder zu bester Unterhaltung. Haarige Seitenhiebe („Seine Haare sehen so beschissen aus, und er schaffte es nicht, daraus Kapital zu schlagen“), Ausflüge in eine mirakulöse Parallelwelt, Vertrauen zerstörende Reiseerkenntnisse („Wie soll man Vertrauen in eine Welt haben, wenn jederzeit der größte Blödsinn passieren kann?“) inklusive. Am Ende stellte Roth schlicht und einfach fest, dass sein Freund ein „tadelloser Mensch“ und begabter Multikünstler sei, der den Preis mehr als verdient habe.
Glanzstoff ist ein bundesweit einmaliges Projekt
Der Preisträger wiederum dankte den Wuppertalern dafür, „dass sie zu meinen Gunsten den langen Marsch durch alle Instanzen“ unternommen hätten. Besonders freute er sich über seine Musikerfreunde Jörg Lennartz, Mike Ohlhoff, Wolfgang Schmidtke und Jan Kazda, die den musikalischen Part unter viel Applaus stemmten.
Den gab es auch für den Glanzstoff-Verein, Akademie der inklusiven Künste, und sein Theater-Ensemble, für die Thomas Braus die Laudatio hielt. „Glanzstoff hat erkannt, dass Menschen mit Behinderungen eine Bereicherung für Gesellschaft und Kunst sind“, stellte der Schauspiel-Intendant fest, lobte deren professionelle Aufführungen und Schauspielausbildung. Dann holte er Ensemble und Verantwortliche auf die Bühne, wo Mucke den Förder-Preis als „Hinweis auf die gesellschaftliche Relevanz inklusiver Kunst“ für ein „bundesweit einmaliges Projekt“ übergab. Eine vor Freude strahlende Vereinsvorsitzende Marion Römer ergänzte ihre Dankesworte um die Hoffnung, dass der Preis bei der schwierigen Finanzierung der Arbeit weiterhelfe.