Selbsttest als Fußgänger Gestrandet auf der Mittel-Insel am Robert-Daum-Platz

Wuppertal · Fußgänger sind von der Ampelschaltung im Tal frustriert. Die WZ testete die rote Welle am Robert-Daum-Platz.

Erst Rot, dann Grün und wieder Rot: Eine grüne Welle für Fußgänger bietet die Ampelanlage am Robert-Daum-Platz nicht.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Die Schwebebahnstation Robert-Daum-Platz ist so nah und doch so fern. Wir stehen am Ende der Briller Straße, vor der Sparkasse. Um von hier auf die gegenüberliegende Straßenseite zu kommen, müssen wir acht Ampeln überwinden. Aus Sicht eines Fußgängers ist das eine frustrierende Übung, die die WZ an dieser exponierten Stelle einmal exemplarisch für viele große Kreuzungen in Wuppertal mit der Stoppuhr festgehalten hat.

Es ist 9.45 Uhr, ein kalter Wind pfeift über die Kreuzung. Bei einer gefühlten Temperatur von -4 Grad sind die Gesichter an der roten Ampel eingefroren. Da vergeht die erste Warteminute langsam. Jana Müller (31), die mit Kinderwagen unterwegs ist, sagt: „Das ist total nervig, dass es hier keinen direkten Überweg gibt, wenn man von der Briller Straße kommt.“ Als Kind sei sie noch durch die Unterführung gegangen. „Die war aber auch nicht schön.“

Grün. Wir schießen los. Das müssen wir auch, denn bei der Überquerung der zweiten Fahrbahn schaltet die Ampel bereits auf Rot. Nur zehn Sekunden lang sind beide Fußgänger-Ampeln der Briller Straße gemeinsam grün. Neben uns stützt sich eine ältere Dame auf einen Rollator. Sie muss auf der Mittel-Insel pausieren, denn für die vorgegebene Ampeltaktung ist sie zu langsam.

Wir passen unser Schritttempo an. Schließlich wollen wir wissen, ob auch ältere Bürger in einem Rutsch über die Straße kommen können. Auf dem Weg Richtung B7 kommen uns ein Geschäftsmann und ein kleiner Junge mit Tornister und hochrotem Kopf entgegen - beide joggen. Sie versuchen offenbar, gerade noch die Grünphase zu erwischen.

Fußgänger gehen bei
Rot oder kürzen einfach ab

Die B7 wird von drei Fußgängerampeln bewacht. Diese sind gerade folgendermaßen hintereinander geschaltet: rot, grün, rot. Eine Frau auf der Mittelinsel kämpft mit einer Windböe um ihren Schal. Dieter Züling (55) sagt: „Diese Schaltung ist doch vollkommen irrwitzig.“ Auf eine grüne Ampel wartet man an dieser Stelle fast 1 Minute 10. Vorher haben wir bereits getestet: Auf den Ampelknopf zu drücken, ändert an dieser Zeit gar nichts. Nun sind wieder flinke Füße gefragt: Wer alle Fahrbahnen der B7 in einem Rutsch überqueren möchte, hat etwas mehr als 20 Sekunden Zeit.

Weil wir nur schlendern, bleiben wir auf der Mittelinsel hängen. Ein älterer Herr steht mitten auf der Fahrbahn als die Ampel Rot zeigt. Da entschließt er spontan, quer über die Kreuzung zu laufen, um sich nicht auch noch mit der nächsten roten Ampel rumärgern zu müssen. Steffi Billert (58) hat Verständnis: „Mich stört das nicht die Bohne, wenn hier einer über Rot geht. Bei der Ampelschaltung verständlich.“ Sie selbst achte aber darauf, dass keine Kinder in der Nähe sind, wenn sie einmal bei freier Strecke durchstartet.

Die rund 350 Ampelanlagen im Stadtgebiet sind zum größten Teil verkehrsabhängig gesteuert. Aktuell setzen die Verkehrsplaner um Abteilungsleiter Rolf-Peter Kalmbach mehr denn je auf smarte Ampelschaltung. „Grüne Welle heißt nicht, dass der Autofahrer überall mit 50 durchkommt“, erklärt Kalmbach. Es gehe darum, dass die optimale gleichmäßige Geschwindigkeit für den Verkehr gefunden wird. Aber ist dabei auch an den Fußgänger gedacht? Von dem Ressort Straßen und Verkehr heißt es, dass die Grünphasen nicht zu kurz seien. Es gelte: Wer als Fußgänger bei Grün die Straße betrete, könne in der Regel in normalem Tempo die andere Straßenseite gefahrlos erreichen.

So die Theorie. Bei dem WZ-Test am Robert-Daum-Platz ließ sich das nicht immer nachvollziehen. Drei Ampeln liegen auf der Tannenbergstraße noch vor uns. Ganz bitter: Obwohl uns nur noch die schmale Abbiegespur von dem Bürgersteig trennt, zeigt uns die letzte, die achte Ampel noch einmal frech Rot. Während wir warten, schaut uns ein Mann mit Krücke verwundert an und setzt seinen Weg gemächlich fort.

Fazit: 6 Minuten 20 haben wir für die Komplett-Überquerung des Robert-Daum-Platzes gebraucht - für geschätzte 150 Meter Luftlinie. Inzwischen steht ein Postbote mitsamt Zusteller-Wagen auf dem Grünstreifen zwischen den Spuren der B7 und zeigt uns einmal die wahre Praxis.