Wirtschaft Gute Zahlen im Fairen Handel für Gepa

Wuppertal · Die Fairhandelsorganisation Gepa erwirtschaftet 2020 trotz Corona einen Jahresüberschuss. Der Start ins laufende Jahr war ebenfalls stark. Das freut auch die Kleinbauern.

Die Gepa-Geschäftsführer Matthias Kroth und Peter Schaumberger zogen eine positive Bilanz.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Die Fairhandelsorganisation Gepa hat das Corona-Jahr 2020 gut überstanden. Während der Umsatz im April/Mai 2020 um mehr als 20 Prozent zurückging, lag der Jahresumsatz (Großhandelspreise) schließlich mit 81,1 Millionen Euro ein halbes Prozent über dem von 2019. Daran hatten die ersten zehn Wochen 2021 einen großen Anteil, in denen der Umsatz zehn Prozent über dem Planziel lag. Auch das letzte Quartal verlief überaus positiv. „Wir haben von der Diversität unserer Vertriebswege profitiert“, sagt Gepa-Geschäftsführer Matthias Kroth. „Wir haben einen Jahresüberschuss von über einer Million Euro erwirtschaftet.“ Davon profitieren nicht nur die Mitarbeiter in Wuppertal, sondern vor allem auch die Kleinbauern auf der ganzen Welt, mit denen die Gepa zusammenarbeitet.

Der Anteil der im Einzelhandel vertriebenen Gepa-Produkte stieg von 32,2 Millionen auf 37 Millionen Euro und macht 45 Prozent des Gepa-Umsatzes aus. Bei in Supermärkten und Drogeriemärkten verkauftem Filterkaffee erreicht Gepa 1,11 Prozent – also etwa jede 90. Tasse Filterkaffee in Deutschland stammt von der Fairhandelsorganisation. Weltläden und Eine-Welt-Gruppen hingegen wurden bedingt durch Geschäftsschließungen und Ausfälle von Gottesdiensten deutlich weniger los als normalerweise. Ihr Anteil am Umsatz sank von 24,7 auf 21,7 Prozent.

Noch deutlicher fiel der Rückgang in Restaurants und Seminarhäusern aus. Sie machen nur noch 6,5 Prozent (statt zehn Prozent 2019) des Umsatzes aus. Verkäufe im Online-Shop stiegen zwar stark von 2,2 auf drei Prozent, sind aber im Gesamtgeschäft bisher wenig bedeutsam.

Auf der anderen Seite stehen deutliche Einsparungen: Reisen der Gepa-Mitarbeiter fielen ebenso weg wie Messeauftritte. Von April bis September waren Teile der Belegschaft in Kurzarbeit, auch derzeit sind einige betroffen.

Gleichzeitig investierte die Gepa einiges, um die von Corona und dem Klimawandel gebeutelten Handelspartner im globalen Süden zu unterstützen. Sie nahm alle georderten Waren vollständig ab und zahlte dabei für den Kaffee bis zu 170 Prozent mehr als den Börsenpreis. Bei der Gepa gibt es auch keine Vertragsstrafen, wenn ein Handelspartner wegen eines Lockdowns nicht liefern kann. Mit finanziellen Hilfen und Beratung versuchen die Gepa-Mitarbeiter, ihren Handelspartnern Wege in die Zukunft zu ebnen. So überlegten beispielsweise Kleinbauern aus Uganda gemeinsam mit Experten der Gepa, wie sie ihren Anbau und ihre Verarbeitung verändern können, um dem Klimawandel zu trotzen. Dem Roiboos-Partner in Südafrika gaben die Experten Tipps für einen biologischen Anbau. Rund 85 Prozent der Gepa-Lebensmittel sind biozertifiziert.

Schiffstransporte durch Aufforstung kompensiert

Auch in Wuppertal arbeitet die Gepa fortwährend an ihrer Nachhaltigkeit. In den nächsten Wochen geht eine Ladesäule für Elektroautos in Betrieb, die auch Kunden nutzen dürfen. Nach und nach soll der gesamte Fuhrpark auf Elektroautos oder Hybridmodelle umgestellt werden. Der Strom kommt großteils aus dem hauseigenen Blockheizkraftwerk, das mit Bio-Rapsöl läuft. Die Schiffstransporte von Kaffee, Tee und Kakaobohnen nach Europa werden durch Aufforstungsprojekte bei den Handelspartnern kompensiert. Plastikfreie Produkte sollen ins Sortiment aufgenommen werden. Auch die Verpackung für die Schokolade ist weitgehend kompostierbar. Für diese Bemühungen wurde die Gepa 2020 mit dem CSR-Preis der Bundesregierung für verantwortungsvolles Lieferkettenmanagement ausgezeichnet. Vor Ort erleben die Mitarbeiter immer wieder, wie wichtig das ist. So sagte etwa ein Kleinbauer aus Bolivien: „Die Anpassung an den Klimawandel ist für uns eine Frage von Leben und Tod.“