Verdi trotzdem in Klagebereitschaft Wuppertal hat nur fünf verkaufsoffene Sonntage
Wuppertal · Wuppertal hält sich im Vergleich zu Düsseldorf oder Solingen sehr zurück — Verdi behält sich trotzdem Klagen vor.
Fünf verkaufsoffene Sonntage mit insgesamt sechs Veranstaltungen sind in diesem Jahr in Wuppertal geplant: drei in Barmen, zwei in Elberfeld und einer in Ronsdorf. Diese Termine haben den Segen der Wuppertaler Verwaltung, der Rat soll am Montag darüber entscheiden. Durchgefallen ist wie schon im vergangenen Jahr das „Heimat shoppen“ in Elberfeld. Aber auch für die anderen Termine gibt es noch keine Garantie. Die Gewerkschaft behalte sich Klagen vor, sagt Silke Iffländer, stellv. Geschäftsführerin des Verdi-Bezirks Düssel-Rhein-Wupper.
Um einen Rechtsstreit zu umgehen, hatte die Stadt deshalb das Heimat shoppen von sich aus bereits abgelehnt. Das Verkaufserlebnis alleine reiche nicht, um die Geschäfte an einem Sonntag zu öffnen, hatte Dezernent Matthias Nocke (CDU) die Absage in der Bezirksvertretung Elberfeld begründet. Er wisse aber sehr wohl, dass die Sichtweise des Einzelhandels „grundsätzlich eine andere ist“.
Heimat shoppen fällt durch — IHK übt Kritik
Die Industrie- und Handelskammer (IHK) finde es bedauerlich, dass der für den 13. September geplante verkaufsoffene Sonntag nicht zustande komme, sagt Daria Stottrop. „Heimat shoppen“ biete sich dafür durchaus an. „Dafür müssten sich alle Beteiligten – auch die Interessenvertretungen der Arbeitnehmerschaft – von dem Verständnis verabschieden, dass der Kampagne das ,Shoppen’ zugrunde liegt. Vielmehr sei das Augenmerk auf den Begriff ,Heimat’ zu legen“, sagt Stottrop. Schließlich beteiligten sich auch Dienstleister und das Handwerk an den Aktionstagen. „Shoppen wäre hier repräsentativ für das Unternehmerische zu verstehen.“
Iffländer sieht das anders. „Man kann das Shoppen nicht über das Shoppen begründen.“ Es bleibe dabei, „die Veranstaltung muss das Ereignis sein“. Grundsätzlich sei Verdi aber gegen jeden verkaufsoffenen Sonntag, habe deshalb die durch die Stadt genehmigten kritisch im Blick. Man prüfe Rechtsmöglichkeiten, so Iffländer. Wobei sie einräumt, dass es bei den Barmer Terminen eher um formale Gründe gehe.
Dass allein der Aufwand, einen Antrag zu stellen, kaum noch zu stemmen sei, beklagt Annette Raabe-Vehlow von der Aktion V, der Vohwinkeler Werbegemeinschaft. 2019 seien zur Gesundheitsmesse die Geschäfte im Stadtteil offen gewesen. Die Messe wird es in diesem Jahr wieder geben, den verkaufsoffenen Sonntag aber nicht. „Die Auflagen werden immer schärfer.“ Zumindest wolle man überlegen, ob man nachträglich noch einen Antrag für das Vohwinkel-Wochenende im September stelle.
So wird Ronsdorf der einzige Stadtteil neben den beiden Zentren mit einem eigenen offenen Sonntag bleiben. In Cronenberg und Oberbarmen gab es zum Beispiel schon länger keinen mehr. Was zum einen auch an der schwierigen Lage des Handels insgesamt liegen dürfte, zum anderen aber auch an fehlenden Initiativen. In Cronenberg ist die Werbegemeinschaft W.i.C seit 2014 Geschichte. Mögliche Klagen von Verdi, die den Rückgang der Anträge bestätigt, spielen aber sicher auch eine Rolle, warum Organisatoren oder auch die Stadt die Reißleine ziehen.
„Es ist jedes Mal ein Kampf“, sagt Matthias Zenker von der Elberfelder Händlergemeinschaft IG 1. Ein Kampf, den er diesmal, zumindest vorläufig, für den Elberfelder Cocktail gewonnen hat. Umso schwerer sei es aber, unter diesen Vorgaben neue Formate zu etablieren, kritisiert Stottrop. „In der Zusammenarbeit aller Beteiligten wäre es hilfreich, wenn ein Austausch darüber stattfände, wie etwas ermöglicht werden kann, statt darüber zu sprechen, wie etwas nicht möglich ist.“
Wenig Verständnis für die Verwaltung zeigt Ralf Engel, Geschäftsführer des Rheinischen Einzelhandelsverbandes in Wuppertal. „Die Stadt gibt klein bei, und das mit dem Hinweis auf drohende Gerichtskosten.“ Gerichte seien in Bezug auf die Sonntage jüngst schon zu anderen Einschätzungen gekommen, daher komme es auf den Versuch an.
Auch in der Politik sind die Meinungen geteilt. In der BV Elberfeld lehnte die Linke die Sonntage erwartungsgemäß ab. Gabriele Röder (FDP) hielt dagegen: Sie kenne einige Beschäftigte im Einzelhandel, die — natürlich auch wegen des Feiertagszuschlages — gerne an einem Sonntag arbeiten. Andere Städte sind zudem deutlich offener, was das Thema angeht. Solingen kommt zum Beispiel auf acht Sonntage (elf Termine), Düsseldorf auf zwölf und noch deutlich mehr Termine.