Musik Wuppertal Hymne von Bollerkopp: „Die Leute haben darauf gewartet“

Wuppertal · Bollerkopp haben mit „Mein Wuppertal“ einen Youtube-Hit gelandet - am Freitag, 24. Juli, erscheint die nächste Single. Darin besingt die Band das Bergische Land.

Marcus Bielenberg hat die Hymne „Mein Wuppertal“ gedichtet und damit Tausende von Menschen erreicht.

Foto: Andreas Fischer Wuppertal

Marcus Bielenbergs lokale Hymne „Mein Wuppertal“ verschwand zunächst für ein paar Jahre in der Schublade. Der Autor und seine Punkrock-Coverband „The Rotten Dolls“ waren zunächst skeptisch. „Damit werden wir dann noch mit den Striekspöen verglichen. Das war die Befürchtung“, erinnert sich Bielenberg. Doch im vergangenen Jahr fiel der Text dem Gitarristen Markus Becker wieder in die Hände und die Band gab dem Song noch einmal eine Chance. Doch weil das deutsche Lied nicht so Recht zu den „Rotten Dolls“ passen wollte, formierten drei der Bandmitglieder kurzum die neue Gruppe „Bollerkopp“.

Der Mut zum Wuppertal-Song hat sich gelohnt. Seit Februar wurde das Video „Mein Wuppertal“ fast 22 000 mal auf der Video-Plattform Youtube aufgerufen. Bielenberg analysiert das Phänomen: „Man hat das Gefühl, die Leute haben darauf gewartet, dass jemand mit so einem Lied Stellung zur Stadt bezieht.“ Den Musiker habe es gewundert, dass es so wenige Lieder über Wuppertal gibt. Ja, da seien eben die Striekspöen, die in unzähligen Mundart-Liedern ihre Heimat besungen haben, aber viel mehr sei da auch nicht. Daher dachte sich Bielenberg „aus einer Laune heraus“: Einfach mal machen. Eigentlich hatte das Lied in einem ersten Entwurf noch sechs Strophen mehr, die am Ende rausgestrichen werden mussten. „Wuppertal gibt eben eine Menge an Stoff her.“

Trotz seines Glaubens an den Wuppertal-Song mit seinen Textzeilen wie „Von Barmen bis Elberfeld, schönste Stadt dieser Welt“ und „Du bist grün, und du bist grau, meistens stur und manchmal blau“ war Bielenberg dann am Ende doch erstaunt über den enormen Klick-Erfolg. „Hätte ich niemals gedacht“, sagt er.

Die Einnahmen beim
Streaming sind äußerst gering

Reich wird die Band durch den Song nicht. Genauer gesagt, verdient sie daran fast gar nichts. Zwar ist das Lied auch auf allen bekannten Streaming-Diensten wie Spotify verfügbar, aber die Einnahmen, die dadurch hereinkommen, seien äußerst gering. Und da Marcus Bielenberg nur den Text geschrieben hat und sich bei der Melodie bei Ewan MacColls Song „Dirty old town“ bedient hat, erhält die Band auch nur die Hälfte des „erspielten“ Geldes. „Das finanziert gerade die nächste Single“, sagt Bielenberg.

Die ist auch schon in Planung. Am heutigen Freitag um 19 Uhr hat auf Youtube das neue Bollerkopp-Stück „Bergisches Land“ Premiere. „Es handelt davon, im Urlaub zu sein und die Heimat zu vermissen“, fasst der 55-Jährige den Text zusammen. Im Video sind teils spektakuläre Drohnen-Aufnahmen aus dem Bergischen Land zu sehen, das vielleicht sogar in dieser Form noch nie besungen wurde. Dieses Mal handelt es sich auch durch und durch um eine Eigenkomposition.

Nach dem Erfolg von „Mein Wuppertal“ wollen Bollerkopp noch mehr Lieder rausbringen. Bielenberg plant bereits ein Wuppertaler Weihnachtslied mit entsprechendem Video. Am Ende sollen genug Songs zusammenkommen, damit die neue Band einmal ein ganzes Set spielen kann.

Genau das fehlt Bielenberg nach eigener Aussage tierisch: Der enge Kontakt mit dem Publikum. Wegen der Corona-Pandemie kam es bislang nur zu einem herkömmlichen Auftritt von Bollerkopp – bei einer Karnevalsfeier Anfang des Jahres bei der Wuppertaler Stadtsparkasse. „Vor dem Auftritt hatte ich Schiss“, erinnert sich Bielenberg, der bis dato noch nie in der fünften Jahreszeit auf der Bühne gestanden hat. Doch das Publikum kannte die Hymne schon und ließ sich mitreißen. Der Musiker sagt: „Nach zehn Sekunden war der Bann gebrochen und die Leute standen auf den Tischen.“ Die Feuertaufe war bestanden. Ein zweiter Auftritt folgte später bei einem Konzert im Autokino auf dem Carnaper Platz. „Das war besser als gar nichts - aber einfach nicht das Gleiche“, sagt der Künstler. Er liebt es, wenn er den Leuten in die Augen schauen kann, wenn ein Funke überspringt. „Dafür machen wir das“, sagt Bielenberg. Er gibt die Hoffnung nicht auf, dass er im nächsten Jahr mit seinen Wuppertal-Songs wieder ein echtes Live-Publikum bewegen kann.

Eine gute Sache hatte der Auftritt im Autokino aber auf jeden Fall. Vor Ort traf Bollerkopp auf die Mundart-Originale von Striekspöen. Worüber sich Bielenberg besonders gefreut hat: Die alten Hasen haben die neue Hymne überhaupt nicht als Plagiatsversuch oder ähnliches empfunden. Bielenberg: „Die haben sofort gesagt: Endlich einmal eine Band, die etwas über Wuppertal macht. Da haben wir lange drauf gewartet.“