Lesepaten im Einsatz Wuppertal: Jeden Donnerstag veranstaltet die Stadtteilbibliothek Ronsdorf Lesungen für Kinder
Wuppertal · Vorlesen ist ein Austausch zum Nachdenken.
Lesen macht Spaß, Lesen fördert den Wortschatz und die Bildung insgesamt und Lesen spricht wichtige Themen an. Nicht umsonst wurden vielerorts in den Schulen Lesepausen eingeführt und bieten Stadtteilbibliotheken regelmäßige Lesungen für Kinder an. Darunter auch die Ronsdorfer Stadtteilbibliothek.
Jeden Donnerstag kommen Lesepaten jeweils mit einem anderen Buch im Gepäck in die Bibliothek und eröffnen den Kindern neue Welten beim Erzählen. So auch Lesepatin Kordula Meister. „Mir ist es wichtig, dass die Kinder etwas zu sehen haben, und vor allem, dass man mit ihnen über die Bilder ins Gespräch kommt“, hebt sie hervor.
Manchmal sind es lustige Geschichten, manchmal aber auch nachdenkliche, zum Beispiel über Umweltthemen oder Fragen wie: „Wie gehe ich mit meiner Angst um?“ und „Wie gehe ich mit jemanden um, der anders ist als ich?“. Hauptsache, es sind viele Bilder dabei. So zum Beispiel in dem Kinderbuch „Ich brauch euch alle!“ von Stephanie Schneider mit Illustrationen von Astrid Henn. Kordula Meister ist es wichtig, die Autorennamen am Anfang ebenfalls vorzulesen, um aufzuzeigen, dass jemand hinter der Geschichte steckt.
In „Ich brauch euch alle!“ möchte Otto mit seinen Brüdern und ihren Kuscheltieren in einem Bett schlafen, doch als alles etwas eng wird, muss eine Lösung her. Kordula Meister stellt bei jedem Bild Fragen: „Wo hat sich das Krokodil versteckt?“, „Wo sind die Kuscheltiere alle?“ und „Was hat Otto denn hier gewonnen?“ Wie auf Wimmelbildern suchen die Kinder dann nach den Objekten und rufen begeistert in die Runde.
Lesen ist für Kordula Meister nicht einseitig, im Gegenteil: Sie möchte die Kinder im Austausch zum Nachdenken und Erzählen anregen. Der „Renner“ sei bei einer Lesung im Kindergarten eine Geschichte über Wackelzähne gewesen. Da hatten selbst die stillsten Kinder etwas zu sagen, erinnert sich die Lesepatin.
Passend zur Schmusetier-Geschichte von Otto und seinen Brüdern hatte Kordula Meister selbst ein Kuscheltier dabei: einen Teddybären, der eine Gans in der Hand hält. Er verabschiedet die Kinder zum Schluss.
Regelmäßige
Teilnahme wird belohnt
Manchmal hat die Lesepatin etwas ganz Besonderes dabei: ein selbstgebasteltes Kamishibai. Das ist ein japanisches Klapptheater, in dem die Bilder wie auf einer Bühne präsentiert werden können. Passend zum Ursprung des Buchtheaters schließt Kordula Meister dann mit einer traditionellen japanischen Verabschiedung ab.
Für Nia (4) ist es schon die zwanzigste Lesung. Die regelmäßige Teilnahme soll belohnt werden: Jedes Kind erhält eine Stempelkarte. Wer 20 Stempelabdrücke hat, darf sich ein Buch seiner Wahl als Geschenk aussuchen. Stolz nimmt Nia ihr neues Conni-Buch entgegen. Eine tolle Bestätigung, nachdem sie zuvor alle Fragen der Lesepatin selbstbewusst beantwortet hat.
Ihre Mutter, Nadine Dietsch, erzieht ihre Kinder bilingual auf Deutsch und Spanisch. Entsprechend liest sie gerne auf beiden Sprachen vor, wünscht sich aber mehr fremdsprachige Auswahl in der Bibliothek. „Ich bin selber Ronsdorferin und lese sehr gerne. Jetzt mit drei Kindern ist das natürlich ein bisschen schwieriger, zu lesen und sich Zeit dafür zu nehmen“, so Dietsch. Dafür hat die Mutter eine Lösung gefunden: Sie nimmt ihre Kinder mit in die Bibliothek. Während sie beim Vorlesen sind, kann sie in Ruhe puzzeln.
Jeden Donnerstag um 15.15 Uhr, auch außerhalb der Ferien, haben Kinder die Möglichkeit, in spannende Geschichten abzutauchen, während die Eltern sich zurücklehnen können. Dass die Kinder dabei das Zuhören lernen und ihren Wortschatz ausweiten, wie Dietsch feststellt, gibt es noch obendrauf. Das Besondere an den Lesungen in der Ferienzeit sind aufwendigere Sonderformen wie ein Bilderbuchkino oder das Kamishibai.