Meinung WZ-Kommentar zum Festival d’Avignon: Erster Schritt in eine Zukunft
Wuppertal · Wer in diesen Tagen durch Avignon kommt, begegnet an vielen Stellen Wuppertal. Nicht der Stadt, sondern ihren Menschen – die auf Fotos, Buchtiteln, auf Fußballfeldern oder in Hallen tanzen.
Die bergische Stadt und das Tanztheater Pina Bausch sind miteinander verbunden wie die französische Kommune St. Etienne und ihr Fußballverein, der dort liebevoll „les Verts“ genannt wird, sagt der Intendant der Compagnie Boris Charmatz. Der die Compagnie erneut in die südfranzösische Stadt bringt. Er ist dort Artiste Complice beim Theaterfestival. Wirbt zugleich für Wuppertal und Pina Bauschs Compagnie, die die Franzosen wie eh und je verehren. Boris Charmatz will Pina Bauschs Werk nicht als archäologischen Schatz bergen, sondern als lebendiges Erbe mit heute lebenden Menschen ausfüllen. Nimmt sich dafür ihr Kernstück „Café Müller“ und stellt es in einen neuen Kontext. Mit Respekt vor dem Werk und den Menschen, die es geschaffen haben und zugleich mit dem Wunsch, junge Kräfte auf Entdeckungsreise zu schicken. Die aufrüttelnde Kraft und Zeitlosigkeit, die bittersüße Kunstfertigkeit und die wahrhafte Besonderheit dieses Stücks nehmen erneut gefangen, überwältigen, lösen starke Emotionen aus. Sie beweisen die Einzigartigkeit dieses Meisterwerks, das nicht zu Unrecht viele zu Fans der großen Choreografin gemacht hat. Ein Experiment, ein Ansatz, der auch Fragen aufwirft, nicht die nach dem Erfolg. Ein erster Schritt, dem weitere folgen sollten. Schließlich gilt es, Pina Bauschs Werk in die Zukunft zu führen. Schade nur, dass die Menschen in Wuppertal davon nichts mitbekommen.