Die wohl bekannteste Anwendung ist das Wassertreten. Wie einfach und wie gesund das ist, konnte man jetzt im Garten des Krankenhauses St. Josef – bekannt als „Kappelchen“ – erfahren. Dort gibt es eine Kneipp-Anlage mit Wassertretbecken und Armbad, einen kleinen Kräutergarten und einen Barfußpfad.
Das Gemeinschaftsprojekt von Krankenhaus und Kneipp-Verein Wuppertal wurde 2020 eröffnet und steht in jedem Jahr von April bis September/Oktober Kneippianern und Interessierten offen. Viele der etwa 30 Besucher, die zur Saison-Eröffnung gekommen waren, trauten sich im Storchenschritt durchs Becken zu gehen. Auch Matthias Suelmann, Geschäftsführer der Klinik St. Josef, drehte einige Runden im 18 Grad kühlen, aber nicht kalten Wasser.
Kneipp-Gesundheitstrainerin Rosi Jovanovic erklärte, dass bei jedem Schritt ein Bein inklusive Fuß aus dem Wasser gehoben und mit der Fußspitze nach unten wieder eingetaucht werden soll. So kann die Anwendung optimal wirken. Das Prinzip ist einfach und effektiv: Durch den Kältereiz ziehen sich die hauchdünnen Blutgefäße zusammen. Das fördert die Durchblutung, der Kreislauf wird angeregt, der Stoffwechsel aktiviert, man fühlt sich erfrischt. Nach einem abendlichen Wassertreten kann man leichter einschlafen. Außerdem werden die Venen durch den gesteigerten Blutfluss gestärkt, was vorbeugend gegen Krampfadern wirken kann.
Das Wassertreten ist eine von 120 Kalt-Anwendungen nach Pfarrer Kneipp, deren Wirksamkeit erst im Jahr 2021 wissenschaftlich nachgewiesen wurde, erklärte Rosi Jovanovic. Mit Renate Mankel, Expertin für Kneipp-Anwendungen und Vorsitzende des hiesigen Kneipp-Vereins, gab sie eine Einführung in die Gesundheitslehre von Sebastian Kneipp (1821-1897). Der dachte ganzheitlich, bezog den Einklang des Menschen mit der Natur und von Körper und Seele als wichtige Elemente in seine Lehre ein. Das zeigt, wie modern die Ideen sind, die der katholische Pfarrer in Wörishofen im Unterallgäu entwickelte. „Im Jahr 1893 war Kneipp in Barmen und Elberfeld zu Gast und hielt eine Rede vor dem Rathaus“, erzählte Renate Mankel. Im Juli 1893 sei daraufhin der Kneipp-Verein gegründet worden, „und es gibt uns bis heute!“ Die Kooperation mit der Klinik bestehe seit 1930. Die Anlage des Kneipp-Vereins im Garten des Kapellchens – nahe der Innenstadt – ist täglich von 9 bis 20 Uhr zugänglich.