Stadtgeburtstag 90 Jahre Wuppertal 90 Jahre: Mr. Bleicherfest ist 65 Tage älter als die Stadt

Heinz W. Kurzhals feierte seinen runden Geburtstag und erinnert sich an das Brückenfest 1975 in Heckinghausen, mit dem der große Flohmarkt rund um den Gaskessel seinen Anfang nahm.

Heinz W. Kurzhals, Dorothee Rettberg, Manfred Lieverkus und Jürgen Nasemann (v. l.) sind beim Bezirksverein ein eingespieltes Team.

Foto: Bartsch,G. (b13)

Volles Haus bei Familie Kurzhals in Heckinghausen: „Es war schön und schmerzfrei“, scherzt Heinz W. Kurzhals nach dem großen Tag. Der bekannte Heckinghauser und langjährige Organisator des Bleicherfests feierte am Montag seinen 90. Geburtstag – 65 Tage eher als die Stadt Wuppertal. Im Gegensatz zu ihr ist er auch namentlich immer noch derselbe und lacht: „Ich musste mich nicht umbenennen.“

Anders die vormals eigenständigen Städte, die 1929 zu neuen bergischen Großstadt zusammengeschlossen wurden: Was in diesem Jahr als Jubiläum festlich begleitet wird, sahen noch während der 60er und 70er Jahre beileibe nicht alle Talbewohner als Erfolg an. Unter der Überschrift „Wuppertal – eine schmerzvolle Geburt. Vor 50 Jahren verlor Barmen seine Selbständigkeit“, gab es im Heckinghauser Jahrbuch von 1979 einen geschichtlichen Überblick, der auch vom Unmut berichtet „über die zwangsweise vereinigte Wupperstadt“.

Heckinghausen ist heute selbstverständlicher Teil davon und seit Jahrzehnten die Heimat von Heinz Kurzhals. Der beschloss 1972, dem Bezirksverein beizutreten. „Ich wollte mich für den Stadtteil engagieren, und da ich mich nicht in der Politik sah, kam ich eben zum Bürgerverein.“

Mit Freude organisierte er Dutzende von Bleicherfesten, war stets vor Ort. „Wenn ich sehe, da gelingt etwas, und die Arbeit ist gut, dann motiviert mich das.“

Der größte Sommertrödelmarkt Wuppertals ist auch sein Fest – denn ohne „Mr. Bleicherfest“, wie der frühere Oberbürgermeister Hans Kremendahl Kurzhals anlässlich der Verleihung des „Wuppertalers“ im Jahr 2002 genannt hat, gäbe es das Volksfest in seiner heutigen Form wohl eher nicht.

Und ohne die alte Heckinghauser Zollbrücke auch nicht. „Zum 200. Geburtstag entstand 1975 die Idee, ein Brückenfest zu veranstalten“, erinnert sich Kurzhals. Die Brücke hatte damals, im 18. Jahrhundert, eine wichtige Funktion: Wer von Langerfeld nach Barmen wollte, der überquerte auf der Zollbrücke die Grenze zwischen der westfälischen Grafschaft Mark und dem rheinischen Herzogtum Berg. Vor der Brücke mussten Pferdegespanne halten, die genüberliegende Seite war ein anderes Land.

Die Brücken-Party im Heckinghauser Zentrum war vor mehr als 40 Jahren ein großer Erfolg, und begeistert hatten alle Beteiligten schon seinerzeit eine Fortsetzung gefordert. Die gab es denn auch - wieder und wieder in Form eines Straßenfests mit Trödelmarkt in den Straßen rund um den Gaskessel. Das Bleicherfest wurde zur größten Veranstaltung im Wuppertaler Osten und dürfte auch diesmal wieder zum Ziel für tausende Besucher aus der gesamten Region werden .

Der bürokratische Aufwand sei für die ehrenamtlichen Helfer hingegen immer größer und zeitraubender geworden, kritistiert „Mr. Bleicherfest“. Insbesondere in Folge der Loveparade-Katastrophe von Duisburg wurde auch in Wuppertal das Sicherheitskonzept für Großveranstaltungen zum Dauerthema. „So etwas wie das Brückenfest von 40 Jahren wäre heute nicht mehr möglich“, meint Heinz Kurzhals.

Er trat ab 2006 etwas kürzer, blieb dem Bezirksverein Heckinghausen aber als Ehrenmitglied verbunden - und freut sich selbstverständlich schon auf die aktuelle Heckinghauser Schnapszahl: Das Bleicherfest steigt nämlich bereits zum 44. Mal.

Termin ist am Sonntag, 16. Juni, veranstaltet wird der Flohmarkt vom Bezirksverein Heckinghausen, der ebenfalls einem runden Geburtstag entgegensieht, bald 130 Jahre alt ist. Die Gründung im Jahr 1891 fiel in eine regelrechte Gründungs-Welle von Bürgervereinen entlang der Wupper. Unterbrochen von Kriegen und Phasen des Wiederaufbaus, widmete sich die Gemeinschaft im Laufe der Jahre vielen Belangen der Heckinghauser. Mal ging es um Straßenpflasterung, mal um die Gestaltung des Stadtbads. Heute stehen Themen wie die Zentrums-Entwicklung an.

Doch nach wie vor spielt Bürgernähe eine wichtige Rolle. Und Gemeinsinn, wie er beim Bleicherfest zelebriert wird. Für Heinz W. Kurzhals steht fest: „Ich werde auf jeden Fall vorbeischauen.“