Duales Studium Wuppertal rettet die Berufskollegs

An der Bergischen Universität werden FH-Absolventen zu Lehrern - im dualen Studium.

Foto: S. Fries

Wuppertal. Für den Studiengang Maschinenbau sah es vor zehn Jahren noch schlecht aus. Die Auslastung der Lehrveranstaltung war auf 35 Prozent gerutscht und an der Uni kam die Überlegung auf, den Studiengang einzustellen. Einer Uni im Bergischen Land mit seinen vielen Mittelstandunternehmen hätte das nicht zu Gesicht gestanden. Darum hat man sich auf das besonnen, was man an der Bergischen Uni gut kann — und damit gleich ein landesweites Problem modellhaft gelöst.

Dann an der Wuppertaler Universität, die vor allem für die Lehrerausbildung bekannt ist, gibt es seit zwei Jahren einen Modellversuch, durch den Bachelor-Absolventen von technischen Studiengängen an Fachhochschulen zu Berufsschullehrern werden können. Ein dualer Master of Education.

Am Montag waren Landesschulministerin Sylvia Löhrmann und Landeswissenschaftministerin Svenja Schulze an der Bergischen Universität, um die Arbeit der Uni zu würdigen, sich den Studiengang erklären zu lassen und die weitere Förderung des Modellprojekts anzukündigen — bevor dieses dann dauerhaft vom Land gefördert wird.

Das Problem sei weitreichend, erklärt Schulministerin Löhrmann. „Zuletzt haben wir 200 Stellen an Berufskollegs ausgeschrieben, aber nur die Hälfte besetzen können.“ Dadurch sei die duale Ausbildung in Gefahr gewesen. Denn ohne Lehrer an Berufskollegs gebe es keine Auszubildenden und letztlich keine Fachkräfte. Auf Basis der Ideen einer unabhängigen Kommission hat die Bergische Universität dann das Konzept entwickelt.

Im dualen Master of Education können Absolventen der technischen Studiengänge an Fachhochschulen an der Uni ihren Master machen, um vollwertige Lehrer zu werden. Sie lernen die Bildungswissenschaften und die Fachdidaktik, gleichzeitig gehen sie aber schon an die Berufskollegs, um dort Stunden zu halten — bei voller Besoldung für einen Aushilfslehrer.

Die Bergische Universität kooperiert dabei mit Fachhochschulen in Bochum, Recklinghausen und Südwestfalen und rekrutiert von dort die angehenden Lehrer.

Für die bedeutet das ein Mehr an Chancen und Arbeitsmöglichkeiten. Aber auch ein mehr an Arbeit. Neben dem Schulalltag, der für viele von ihnen neu ist, müssen die Studenten eben noch Studieren und leistungspunkte machen, und zwar zwei Drittel der Punkte, die Vollzeitstudenten machen. „In der Hälfte der Zeit“, merkt einer der Studenten im Gespräch mit den Ministerinnen an. Trotzdem lohne es sich, sagen sie. Ein anderer sagt: „Ich möchte nicht mehr in die Wirtschaft. An der Schule habe ich Abwechslung pur.“ Das gefällt der Lehrerin Löhrmann natürlich: „Wenn einer sagt, er will lieber an die Schule statt in die Wirtschaft — da blüht mir das Herz auf.“

Denn die Wirtschaft war immer die Konkurrenz für die Berufskollegs um die heiß begehrten Maschinenbauer und andere Ingenieure. Die fehlten dafür anderswo. Und das haben auch die heimischen Betriebe im Bergischen Land gemerkt. Lambert T. Koch erklärt: „Wir haben das Konzept nachfrageorientiert entwickelt. Wir bilden Ingenieure für die Unternehmen aus, aber wir brauchen eben auch Lehrer für die Auszubildenden.“

Löhrmann lobt das Konzept als sehr zukunftsorientierten Ansatz, um den Mangel an Lehrern zu entschärfen. Das Ministerium habe auch andere Konzepte umgesetzt, aber keiner gehe so an die Struktur wie dieser. Und das Konzept macht Schule. Denn nach Wuppertal wird es jetzt auch in Aachen, Münster, Paderborn und Siegen übernommen.

Carolin Frank, die den Lehrstuhl für die Didaktik der Technik seit dem 1. Oktober innehat, hat großes vor mit dem neuen Konzept: Sie will die Studierendenzahlen der technischen Fächer hochhalten, die Fachwissenschaft besser mit der Didaktik verzahnen und „Innovationszentrum für die gewerblich-technische Lehrerausbildung“ sein. „Wir wollen den Ton angeben“, sagt sie selbstbewusst.