Ausschreibungen können jetzt beginnen Schulen müssen auf Laptops für Schüler noch warten
Wuppertal · Umsetzung des Sofortprogramms von Bund und Land ist nicht so schnell möglich.
Während des Corona-Lockdowns nutzten viele Lehrer das Internet, um ihren Schülern trotz Schulschließung Wissen zu vermitteln. Weil aber nicht alle Jugendlichen die nötigen Geräte für diese Art des Unterrichts haben, haben Bund und Land eine Sofortprogramm für die Beschaffung digitaler Endgeräten aufgelegt. Bis aber die Schüler tatsächlich Laptops bekommen, wird es wohl noch dauern.
„Wir gehen jetzt an die Beschaffung heran“, kündigt Rainer Neuwald vom Stadtbetrieb Schulen an. Denn in der vergangenen Woche habe es endlich die nötigen Richtlinien dafür vom Land gegeben. Jetzt werde geprüft, ob der Auftrag, 7500 Laptops zu beschaffen, EU-weit ausgeschrieben werden muss. „Wir sind verpflichtet, die Vergaberichtlinien zu beachten“, betont Neuwald. Bei Ankündigungen des Landes, die Geräte könnten zum Schulstart da sein, „haben wir mit dem Kopf geschüttelt“.
Dass es 7500 Geräte sein sollen, beruhe, so Neuwald, auf Berechnungen des Landes zur Zahl der Schüler aus Familien in Grundsicherung. Der Zuschuss sei so berechnet, dass für jeden Jugendlichen ein Gerät – inklusive Zubehör – für bis zu 500 Euro gekauft werden kann.
Zahlen über den tatsächlich Bedarf in Wuppertal gibt es nicht. Auf Anfrage der FDP hieß es im Juni im Schulausschuss, die Stadt habe keine Umfrage dazu gemacht. Die Gesamtschule Else Lasker-Schüler hat ihre 1400 Schüler befragt. Ergebnis: 400 Schüler haben außer einem Handy kein Gerät. Die Schule hat online zu Spenden gebrauchter Laptops aufgerufen. „Einige Bürger haben sich gemeldet“, berichtet Lehrer Silvio Geßner. Inklusive einer Unternehmensspende hätten sie rund 40 Geräte erhalten, die das Medienzentrum von alten Daten gereinigt hat. Das sei ein Anfang. Denn mit den vom Landesgeld gekauften Geräten rechnet Geßner noch nicht so bald: „Wir gehen von drei Monaten aus.“
Bis Ende des Jahres
muss das Geld ausgegeben sein
Wie schnell die Beschaffung gelingen wird, da will Rainer Neuwald keine Prognose abgeben: „Wir wünschen uns natürlich, dass es so schnell wie möglich funktioniert.“ Das hänge auch von der Lieferbarkeit ab, immerhin würden jetzt viele Geräte gebraucht. Ein Frist gibt es: Bis Ende des Jahres muss das Geld ausgegeben sein. Marc Schulz (Grüne) reagiert frustriert auf die lange Dauer. „Wir haben doch bei Unternehmen eine schnelle Reaktion gesehen, da wurden zum Teil innerhalb von Tagen notwendige Geräte beschafft.“
Er hatte auch kritisiert, dass während des Lockdowns die in den Schulen vorhandenen Geräte nicht den Schülern mitgegeben wurden. An einigen Schulen sei das während des Lockdowns unbürokratisch geschehen, auf eigene Verantwortung der Schulleiter. Inzwischen gibt es einen vom Rechtsamt abgesegneten Leihvertrag, mit dem sowohl die Bestandsgeräte als auch die dann neu angeschafften Rechner verliehen werden können.
Der Kauf der Geräte allein reiche aber nicht, merkt Rüdiger Bein, Vorsitzender der Stadtschulpflegschaft, an. „Die Frage ist, ob die Schüler zu Hause ins Internet können.“ Nicht alle hätten zu Hause W-Lan. Dann müssten die Geräte über eine Mobilfunkkarte mit dem Internet verbunden werden, die monatliche Gebühren kostet. „Ich glaube nicht, dass das jemand durchdacht hat“, kritisiert er.
Zudem fordert er eine bessere Abstimmung. Bisher hätten Lehrer etwa unterschiedliche Programme für Online-Konferenzen benutzt, die Schüler hätten sich daher mit mehreren Systemen beschäftigen müssen. Dabei biete die Schulplattform IServ ein solches System. Auch so einfache Fragen wie die, wo Schüler ihre Aufgaben auf der Plattform finden, habe jede Lehrkraft anders gehandhabt. „Da muss eine Schule Standards haben“, fordert er.
Dafür und für die Nutzung digitaler Möglichkeiten im Unterricht brauchen viele Lehrkräfte zudem noch Fortbildungen. „Wir hoffen, dass das Land Fortbildungen anbietet“, sagt Rainer Neuwald.
Richard Voß von der Gewerkschaft GEW sagt: „Als Gewerkschafter fordern wir seit Jahren die Digitalisierung. Fortbildungen waren oft Mangelware.“ Und er nennt noch eine Baustelle: Es gebe keine Techniker, keinen Support, niemanden, der die Geräte wartet.