Stadtleben Sudbergs sonntäglicher Dorftreff hat durch Corona an Geselligkeit verloren
Wuppertal · Die Bäckerei von Angela Ricks ist morgens die einzige Anlaufstelle im Stadtteil für frische Brötchen.
„Ein wahrer Segen für Sudberg“, so nennt Peter Vorsteher, der Vorsitzende des Bürgervereins „Sudbürger“, eine sympathische Dame mittleren Jahren mit Namen Angela Ricks. Die ist Inhaberin eines eher kleinen Ladenlokals an der Oberheidter Straße, nahe der Abbiegung Teschensudberger Straße, das unter „Bäckerei/ Konditorei“ firmiert und immer wieder sonntags eine Art Dorftreff für den kleinen Stadtteil am äußersten Rand von Cronenberg ist.
Idyllisch geht es dort zu am Sonntagmorgen, Reiter passieren den Laden hoch zu Ross oder ihren edlen Vierbeiner am Zügel führend, Jogger hasten vorbei, ebenso wie Spaziergänger und Nordic Walker. Und nicht wenige kommen auch extra zu Angela Ricks, um dort andere Sudberger zu treffen.
„Ab 10 Uhr gibt es Frühstück, und dann ist das Ende offen“, berichtet Angela Ricks mit dem Zusatz. „Das war in Vor-Corona-Zeiten so.“ Doch seit dem 16. März ist trotz zwischenzeitlicher Lockerungen alles anders. „In unseren kleinen Gastraum passen normalerweise bestenfalls 15 bis 16 Personen hinein. Jetzt müsste ich darauf achten, dass Abstände von mindestens anderthalb Metern gewahrt bleiben“, erklärt die Sudberger Nahversorgerin für Brötchen, Brot, Kaffee und frische Eier. „Da ist es mir unmöglich, das zu kontrollieren und womöglich Ordnungsgelder zu riskieren.“
Und draußen vorm Haus an den beiden Tischen ist es ähnlich: Auch da verhindert der große Kommunikationsfeind Covid-19 angeregte Unterhaltungen im trauten Kreis. „Vor Corona habe ich draußen oft noch zusätzliche Stühle aufstellen müssen, weil der Zuspruch so groß war.“ Statt Kaffee, belegten Brötchen und einem gekochten Frühstücksei gibt es nun lediglich „Coffee to go“.
Maximal zwei Kunden
gleichzeitig im Laden
Und doch ist Angela Ricks „Bäckerei/Koditorei“ am Sonntagmorgen ein Anziehungspunkt für die Anwohner geblieben. Die können sich nämlich von 8 bis 11 Uhr mit duftenden Brötchen, belegt oder pur, frischen Eiern und ähnlichen Lebensmitteln versorgen. So wie Christel Ziebel, die mitteilt, dass sie regelmäßig an jedem Sonntagmorgen zu den Sudbergern gehört, die sich diszipliniert in der Reihe draußen anstellen, ehe sie – selbstverständlich mit Mund- und Nasenschutz - den kleinen Laden betreten, wobei maximal zwei Kunden gleichzeitig zugelassen sind. „Ich bin hier auch immer gern frühstücken gegangen. Schade, dass das zurzeit nicht möglich ist“, sagt Carsten Mecke, der lediglich eine Tüte Brötchen mit nach Hause nimmt.
Nordic Walker kommen vorbei, platzieren ihre Stöcke draußen an den umgeklappten Stühlen, und auch manches Mountainbike wird geparkt, ehe es mit knuspriger Ladung wieder an den heimischen Frühstückstisch geht.
Mit einem leeren Frühstückstablett kommt Nachbarin Ingrid Schnee zu Angela Ricks, die übrigens vor 2016, als sie den Laden übernommen hatte, im renommierten Hotel „Haus Schnee“ gearbeitet hat. Jetzt bereitet sie für die Gäste ihres früheren Arbeitgebers, zwei Häuser weiter, die erste Stärkung am frühen Morgen vor und hofft natürlich, dass auch bei ihr in absehbarer Zeit immer wieder sonntags in froher Runde gefrühstückt, diskutiert und gelacht werden kann.