Justiz 193 Häftlinge mussten umziehen

Wuppertal · Der Umbau der JVA Vohwinkel wird noch Jahre dauern. Kosten von mehr als 209 Millionen Euro.

Die JVA Vohwinkel vor dem Umbau. Inzwischen hat sich vor und in der Anstalt vieles verändert.

Foto: WZ/Peter Sondermann

Die Grundinstandsetzung der Justizvollzugsanstalt Vohwinkel ist eine der teuersten und dabei unauffälligsten Großbaustellen in der Geschichte der Stadt Wuppertal. Die Modernisierung am Simonshöfchen findet bisher zum großen Teil unter Ausschluss der Öffentlichkeit hinter dicken Mauern statt. Mehr als 209 Millionen Euro wird die Baumaßnahme kosten, die weit in die 2020er Jahre reichen dürfte.

Die Vorbereitungen für die Großbaustelle begannen im Sommer 2017, als zwei Gebäuderiegel mit Dienstwohnungen abgerissen wurden. In das dritte Gebäude zog im Februar 2019 die Verwaltung der Justizvollzugsanstalt ein. Es ist ein Umzug, der Konsequenzen für die Mitarbeiter hat, denn die haben nun ihren Arbeitsplatz sowohl innerhalb als auch außerhalb der Mauern. „Mitte 2021 wird die Verwaltung in ein neues Gebäude im Innern der Anstalt einziehen, bis dahin müssen wir bei jedem Betreten oder Verlassen der JVA wie jeder Besucher die Sicherheitsschleuse im Eingangsbereich passieren“, sagt Susan Schneider, stellvertretende Anstaltsleiterin und Ansprechpartnerin für Opferbelange.

Der Baustellenverkehr hat in den vergangenen Wochen zugenommen, denn mit der Kernsanierung des Haftgebäudes A hat der eigentliche Umbau im laufenden Betrieb begonnen. Damit endet auch zunächst der Vollbetrieb. „Weil das Hafthaus A nicht mehr zur Verfügung steht, mussten 193 Häftlinge in andere Justizvollzugsanstalten verlegt werden. Die Verlegung betrifft wegen der Nähe zum Gerichtsort die Untersuchungshäftlinge in der Regel nicht“, sagt Susan Schneider.

Der 1980 eröffnete Betonbau am Simonshöfchen entspricht längst nicht nicht mehr den Anforderungen. „Zu der Grundsanierung gehören die Sanierung der Fassade und der Umwehrungsmauer, der Einbau von Etagenduschen auf den Haftabteilungen sowie die Erneuerung der haustechnischen Anlagen. Elektro-, Heizungs- und Sanitärinstallation, Brandmeldeanlage, Aufzüge, Lüftung, Notstromversorgung sowie die Gebäudeleittechnik müssen auf den aktuellen Stand gebracht werden“, sagt Nicole Zander, Sprecherin des Bau- und Liegenschaftsbetriebs des Landes NRW (BLB).

Die JVA Simonshöfchen soll sicherer werden – für die Menschen vor und hinter der Gefängnismauer. Neben der Verbesserung der Sicherheitstechnik und der Kameraanlagen sind die Modernisierung der Zaunanlage, eine neue Pforte sowie die Verbesserung des baulichen Brandschutzes geplant. „Nordrhein-Westfalen verfügt über Haftanstalten zum Teil noch aus der Kaiserzeit. Wir planen in Münster, Köln, Vilich und Iserlohn Neubauten, die JVA Vohwinkel ist für eine Grundsanierung vorgesehen“, sagt Marcus Strunk, Pressesprecher der Landesjustizvollzugsdirektion. Der Bedarf sei vorhanden, denn seit 2015 steige die Zahl der benötigten Plätze wieder an.

Ob 2023 der Umbau abgeschlossen ist, erscheint fraglich

Der weitere Umbauplan sieht vor, dass bis zum zweiten Halbjahr 2021 das Hafthaus D gebaut. Für Küche, Technik und Wärmeversorgung ist ein Neubau geplant. Zum Abschluss wird das Hafthaus B saniert, in dem die Untersuchungshäftlinge aus Haus A untergebracht sind. Bis 2023 sollen alle Arbeiten abgeschlossen sein. Angesichts der Sicherheitsvorkehrungen auf einer Baustelle, die sich hinter Gefängnismauern befindet, ist dies ein ambitioniertes Ziel. „Der Umbau der Außenmauer ist eine der leichteren Aufgaben“, sagt Susan Schneider.

2017 hatte das BLB die Gesamtkosten mit mehr als 209 Millionen Euro angesetzt – darin ist die laufende Baukostensteigerung noch nicht eingerechnet. Ein Abriss kam für das Land NRW dennoch nicht infrage. Aufgrund der zu erwartenden Bürgerproteste sind Neubauten von Justizvollzugsanstalten an neuen Standorten nur sehr schwer und zeitaufwändig umzusetzen. Mehr als 200 Millionen Euro in einen Altbau zu stecken, scheint da noch die preiswerteste Lösung zu sein.