Wuppertal Wuppertal verstärkt Kampf gegen Schrottimmobilien
Wuppertal · Eine Stelle ist ausgeschrieben, die das Förderprogramm und die Eigentümer der Problemfälle betreuen soll.
Wuppertal legt nach im Einsatz gegen Schrott- und Problemimmobilien, von denen es seit Jahren immer um die 100 in der Stadt gibt. Eine neu ausgeschriebene Stelle soll in Zukunft dieses Thema und das dazugehörige Förderprogramm des Landes fachlich betreuen.
„Nur durch die intensive Ansprache der jeweiligen Eigentümer und das Kümmern um die Immobilien kann das Programm umgesetzt und können mögliche Problem- und Schrottimmobilien aktiv angegangen werden“, erklärt Frithjof Look, Abteilungsleiter Stadtentwicklung im Rathaus. Eine ähnliche Stelle gab es bereits, die Aufgaben werden aber noch einmal ergänzt. Der Posten soll in Kürze besetzt werden, so Look.
Das Förderprogramm läuft bereits seit einigen Jahren und soll Kommunen, die in besonderem Maße mit Zuwanderung aus Süd-Ost-Europa und in diesem Zusammenhang mit problematisch genutzten, heruntergekommenen Immobilien zu tun haben, unterstützen. Fälle wie in Duisburg oder Dortmund und die Situation ganzer Straßenzüge dort machten bundesweit Schlagzeilen.
Davon sei man in Wuppertal aber weit entfernt, sagt Sven Macdonald von der Quartierentwicklungsgesellschaft (WQG). Auch wenn die Stadt bei der Bevölkerungsstruktur mit den anderen Kommunen vergleichbar sei, müsse man in Wuppertal von Einzelfällen ausgehen. Das sieht auch Look so. „Ganz ausschließen kann man es aber nicht.“
Schrott- und Problemimmobilien gebe es trotzdem, verteilt über die ganze Stadt. Lediglich die Südhöhen fielen etwas raus, so der Abteilungsleiter. Schwerpunkt seien die verdichteten Lagen, in denen es viele gründerzeitliche Bauten gibt.
Das Programm ist zugeschnitten auf Gebiete, die im Rahmen des Programms „Soziale Stadt“ gefördert werden – wie Wichlinghausen, Oberbarmen und Heckinghausen. Allein in diesem Bereich stehen rund 50 der Schrott- und Problemimmobiilen, wie Look erklärt. Die Fördersummen sind hoch, der Eigenanteil gering. So könnte Wuppertal gefährdete Immobilien zum Beispiel selbst kaufen und abreißen, oder, falls noch möglich, wieder instandsetzen.
Bislang konnte Wuppertal
das Programm noch nicht nutzen
Doch auch wenn Wuppertal bereits teilnimmt: In den Genuss der Förderung kam die Stadt noch nicht. Denn wenn zum Beispiel eine Problemimmobilie zur Zwangsversteigerung ansteht, dürfte die Stadt nur bis zum Verkehrswert mitbieten. Doch gerade bei den Versteigerungen gab es immer wieder Fälle, in denen „Preise in den Himmel schossen“, wie auch in der Immobilienbranche tätige Wuppertaler der WZ mehrfach berichteten. Die Gründe sind oft nicht nachvollziehbar – und im schlimmsten Fall tut sich bei den Immobilien dann erstmal gar nichts.
Immer mehr Eigentümer
wollen etwas tun
Look berichtet aber auch von Positivbeispielen. Es sei mehr und mehr erkennbar, dass Eigentümer etwas machen wollen. An der Simonsstraße 45 zum Beispiel, jahrelang Vorzeige-Schrotthaus in der Stadt, schlug ein privater Investor bei einer Versteigerung zu. Seit Monaten wird jetzt saniert. „Es geht zwar langsam vorwärts, aber es geht vorwärts“, heißt es aus der Nachbarschaft.
Macdonald hat ein Beispiel von der Görlitzer Straße: Dort brachte ebenfalls ein privater Besitzer die Fassade auf Vordermann. Das ehemals besetzte Haus in der Marienstraße, in dem Umbaumaßnahmen laufen, oder der Gebäudetorso an der Gildenstraße, der Platz gemacht hat für eine geplante Wohnbebauung, sind weitere Fälle, die die Stadt von der früher mal 166 Fälle umfassenden Liste der „Bau-Schandflecke“ streichen konnte.
Doch die Verwaltung kann nicht verhehlen, dass der Einsatz gegen die Schrottimmobilien einer Sisyphus-Arbeit gleicht. Kürzlich entdeckte Kordula Pfaller, Bezirksvertreterin der Grünen in Elberfeld-West, einen möglichen Neuzugang für die Liste der Stadt: ein mehrstöckiges, offenbar unbewohntes Haus, das an der vielbefahrenen Ecke Kabelstraße/Friedrich-Ebert-Straße steht und aus dessen Dach bereits ein kleines Bäumchen wächst. „Dachbegrünung, wie wir sie uns eigentlich nicht vorstellen“, sagt Pfaller. Es sei wichtig, solche Fälle frühzeitig an die Verwaltung zu melden und tätig zu werden, fordert sie.
Doch Look warnt vor einer zu hoen Erwartungen: „Nur hässlich allein reicht nicht.“ Die Stadt dürfe nur eingreifen, wenn Gefahr droht, etwa durch herabfallende Gebäudeteile. Dann würden Immobilien und Wege davor gesperrt, wie im Beispiel Simonsstraße – oder abgerissen, wie es an der Nützenberger Straße geschehen ist. Auf den Kosten bleibt die Stadt unter Umständen sitzen.
Problematisch sei es oft, überhaupt an Eigentümer heranzukommen. Oft sind diese mittellos, mitunter gar nicht zu ermitteln oder es handelt sich um Eigentümergemeinschaften, die untereinander zerstritten sind, weshalb Immobilien weiter vor sich hingammeln. Gerade die Besitzer auf die Seite der Stadt zu ziehen, zu überzeugen, selbst etwas zu unternehmen oder zumindest unternehmen zu lassen, dürfte eine ambitionierte Aufgabe sein, der sich nun verstärkt der neue Kollege oder die neue Kollegin von Frithjof Look widmen muss.