Bergischer Streit Wuppertal will DOC-Klage gegen Remscheid nicht zurückziehen
Wuppertal · Wuppertal verlangt kleinere Verkaufsflächen für Sport, Lederwaren und Textilien und erntet Zustimmung vom Einzelhandel.
Die Stadt Wuppertal ist immer noch nicht bereit, ihre Klage gegen die Errichtung eines sogenannten Designer-Outlet-Centers in Remscheid-Lennep zurückzuziehen. Das geht aus einer Beratungsvorlage hervor, die der Stadtrat in seiner Sitzung am Montag besprechen wird. Demnach sind die Flächen für bestimmte Warengruppen zu groß, die der Betreiber des Centers, McArthur-Glen vorsieht.
Der Rechtsstreit zwischen Wuppertal und Remscheid schwelt seit Jahren. Die Nachbarstadt hatte Wuppertal wegen der Pläne für ein Factory Outlet-Center in der leerstehenden Bundesbahndirektion am Döppersberg verklagt. Dieses Vorhaben ist allem Anschein nach jedoch gescheitert. Das imposante Gebäude soll anders genutzt werden. Zuletzt war davon die Rede, dass die Stadtwerke ihre Zentrale in Barmen nicht neu bauen, sondern in das alte Bahngebäude ziehen. Die Mietverhandlungen sollen laufen, ein Ergebnis gibt es bisher nicht.
Für Remscheid bedeutet das Aufrechterhalten der Klage Wuppertals gegen das DOC in Lennep einen weiteren Zeitverlust. Seit fast zehn Jahren wird nun über das Vorhaben beraten. Die Stadt Remscheid hat bereits einiges in die Infrastruktur des Stadtteils investiert, um ihn Outlet-tauglich zu machen. Solche Center sind mit ihren Markenwaren zu Schnäppchenpreisen echte Kundenmagneten. Sie haben ein großes Einzugsgebiet. So verweisen Beobachter auf viele Fahrzeuge mit Kennzeichen aus dem Bergischen Land auf den Parkplätzen des Outlet-Centers im niederländischen Roermond.
Wuppertal bindet als Oberzentrum wenig Kaufkraft
Genau das ist die Sorge der Wuppertaler Rathausspitze. Vor allem Oberbürgermeister Andreas Mucke (SPD) und Stadtdirektor sowie Kämmerer Johannes Slawig (CDU) treten seit Monaten auf die Remscheider Euphoriebremse. Und auch in der SPD-Ratsfraktion gibt es Bedenken gegen die beträchtliche Einzelhandelskonkurrenz in Lennep, also vor den Toren Wuppertals.
Denn als Oberzentrum bindet Wuppertal heute schon vergleichsweise wenig Kaufkraft an sich. Während kleinere Städte wie beispielsweise Hilden mehr Umsätze generieren, als die Einwohnerzahl eigentlich bedingt, ist es im sechsmal so großen Wuppertal genau umgekehrt. Vor allem Einzelhändler im Bekleidungssegment haben es schwer am Elberfelder Wall und am Barmer Werth. Ihre Position droht schwächer zu werden, wenn es das Outlet-Center in Remscheid gibt.
Zu diesem Ergebnis kommt zumindest ein Gutachten, das die Stadt Wuppertal in Auftrag gegeben hat. Es befasst sich mit der Situation des Handels, nachdem die Outlet-Pläne für die Bahndirektion mutmaßlich zu den Akten gelegt worden sind. Die Fachleute weisen auf die Größe der für Lennep vorgesehenen Handelsfläche hin und geben zu bedenken, dass Textilien und Lederwaren, vor allem aber Sportartikel in einem Umfang angeboten werden, der dem Elberfelder und dem Barmer Handel schaden kann. Und das in einer Zeit, in der Leerstände in den Fußgängerzonen schon heute nicht mehr angemessen zu füllen sind. Deshalb soll McArthur-Glen die Verkaufsfläche für Textilien um etwa 1300 auf maximal 12 700 Quadratmeter senken. Für Lederwaren ist eine Reduktion um etwa 800 auf maximal 2900 Quadratmeter vorgesehen. Das Angebot an Sportartikeln soll noch deutlicher sinken. Hier schlagen die Gutachter eine Minderung von mehr als 50 Prozent auf maximal 900 Quadratmeter vor. Bisher hat der Betreiber sich dazu offiziell nicht geäußert.
„Wir sind immer noch daran interessiert, eine Einigung mit Remscheid zu finden“, sagen Mucke und Slawig. Es gehe nicht darum, Remscheid das Center nicht zu gönnen. Aber es sei die Aufgabe der Verwaltungsspitze, die Interessen Wuppertals bestmöglich zu vertreten.
Auch Elberfelds Einzelhandel ist an friedlicher Koexistenz mit den Kollegen in Remscheid interessiert. Aber anders als der Bergische Einzelhandelsverband bejaht die Gemeinschaft der Elberfelder Händler das Outlet-Center in Lennep nicht uneingeschränkt. „Den Vorschlägen in dem neuen Gutachten können wir uns anschließen“, sagt Matthias Zenker von der Interessengemeinschaft IG1.