Corona-Krise Wuppertaler Bänder für deutsche Schutzmasken-Produktion

Die Firma Bremkamp Elastic GmbH ist an der Herstellung von Millionen Mund-Nase-Masken beteiligt.

Im Fabrikgebäude der Bremkamp Elastic GmbH rattern die Produktionsmaschinen seit Wochen fast rund um die Uhr.

Foto: ja/Stadt Wuppertal

Im Fabrikgebäude der Bremkamp Elastic GmbH rattern die Produktionsmaschinen seit Wochen fast rund um die Uhr. Im ersten Produktionsschritt werden Fäden aus Latex-Gummi hergestellt. In einem zweiten Schritt werden die einzelnen Fäden in der sogenannten Schärerei gebündelt. Anschließend liefert Bremkamp Elastic das Material zur Weiterverarbeitung an seine Kunden im Bergischen Land.
Es handelt sich bei dem Material um die dehnbaren, weichen Bänder, die man sich hinter die Ohren klemmt, um Schutzmasken zu befestigen.

Bänder für 1,8 Millionen Masken pro Tag
Das Corona-Virus hat den normalen Geschäftsalltag des Textilunternehmens umgekrempelt, erzählt Geschäftsführer Dirk Bernd Bremkamp: „In manchen Produktionsbereichen herrscht weitgehend Flaute, zum Beispiel bei Automotive.“ Hier betrage der Anteil nur noch knapp zehn Prozent vom normalen Geschäft. Aber das 118 Jahre alte Unternehmen hat sich schnell auf die neuen Herausforderungen in der Corona Krise eingestellt. Statt Fäden für Gepäcknetze in Kofferräumen, BH-Träger oder Bindegarne für Blumensträuße wird in der Fabrik täglich elastisches Material für die Fertigung von bis zu 1,8 Millionen Nase-Mund-Masken produziert.


Neues Material dank Mutter Bremkamp
Das Wuppertaler Produkt wird von großen deutschen Schutzmasken-Herstellern verwendet. Da die Herstellung dieser speziellen Fäden jedoch Neuland für die Bremkamp Elastic GmbH war, musste erst einmal passendes Material gefunden werden. Die Textilien, die in der Fabrik normalerweise verwendet werden, wiesen nicht die gewünschten Eigenschaften auf. Diese Hürde wurde dank Mutter Doris Bremkamp schnell genommen. Mit Ihrem Fachwissen entwickelte die über 80-Jährige in nur einer Woche elastische Fäden, die den Anforderungen an Spannkraft und Dehnbarkeit entsprechen. „Meine Mutter und Elastan sind eins“, scherzt Dirk Bernd Bremkamp.

Nun hat die Firma alle Hände voll zu tun. „Mit der normalen Arbeitszeit kommen wir nicht mehr aus. Wir fangen jetzt morgens um vier Uhr an und arbeiten bis abends um zehn. Und das sieben Tage die Woche“, so der Unternehmer. 


Ohne Mitarbeiter keine Produktion
Auch wenn der Arbeitsalltag jetzt ein anderer ist, sei die Stimmung im Team immer noch gut. „Wir halten Sicherheitsabstand und tragen Masken. Trotzdem ist es schön, die Kollegen zu sehen“, erzählt Mitarbeiterin Elentherie Genga. „Wir sind froh, in der jetzigen Situation etwas Sinnvolles tun zu können“, meint auch ihre Kollegin Marie Bellou. Beide Frauen arbeiten schon seit über 40 Jahren für die Familie Bremkamp.

Dirk Bernd Bremkamp ist stolz auf seine 23 Beschäftigten, die auch über Ostern durchgearbeitet haben. „Diesen Einsatz kann man nicht hoch genug bewerten. Ohne die Mitarbeiter käme keine einzige Maske zustande! Durch die Produktion können wir helfen, Leben zu retten. Dafür danke ich allen.“

Produktion durch volle Lager gerettet
Neben dem Einsatz der Belegschaft und dem Erfindungsreichtum von Doris Bremkamp hat auch die vorausschauende Planung von Christan Bremkamp, ebenfalls Geschäftsführer, dafür gesorgt, dass das Textilunternehmen in so großen Mengen produzieren kann. Noch bevor die Corona-Krise richtig losging wurden die Lager ordentlich mit Rohstoffen aufgestockt. Davon profitiert die Firma jetzt. Denn an Nachschub zu kommen ist schwierig geworden. „Wir grasen alle Lieferanten ab, bis Österreich und der Schweiz“, so Christian Bremkamp. „Hier und da bekommt man noch einen Container mit Material, aber das sind längst nicht die normalen Mengen, die wir normalerweise bestellen“. Aber dank vergangener, großzügiger Bestellung ist das Lager immer noch gut mit Rohware bestückt.


Lokale Textilunternehmen halten zusammen
Zurzeit wird am Standort in Wichlinghausen mehr Material abgeholt als angeliefert. Mehrmals am Tag fahren LKWs vor und bringen die Waren zur Weiterverarbeitung. Wo die Lieferzeiten normalerweise drei Wochen betragen, läuft jetzt vieles in drei bis vier Tagen ab.

Trotz des Ausnahmezustands ist Dirk Bernd Bremkamp eine Sache positiv aufgefallen. Auch wenn die internationalen Lieferketten wegbrechen, läuft die Zusammenarbeit auf lokaler Ebene weiterhin gut. „Wir arbeiten eng mit vielen Webereien aus dem Bergischen Land zusammen. Obwohl man eigentlich in Konkurrenz zu einander steht, ist der Zusammenhalt groß.“ Der Unternehmer glaubt an ein wirtschaftliches Umdenken nach der Krise, wieder hin zu mehr Regionalität.

Bis sich die Lage aber entspannt und wieder an das Tagesgeschäft gedacht werden kann, wird es noch dauern. Bis dahin laufen die Maschinen von Bremkamp Elastic weiter fast rund um die Uhr und leisten mit Textilien aus Wuppertal einen Beitrag zum Schutz aller Menschen.