Vor der Bundestagswahl Wuppertaler entwirft pinkfarbene Plakate für die Demokratie
Wuppertal · Die Designs von Dirk Büchsenschütz verbreiten sich rasant. Sowohl online als auch auf der Straße.
Menschenrechte statt rechte Menschen, Demokratie ist ein zerbrechliches Geschenk oder Wählt Liebe: Dies sind einige der Sprüche, die sich auf den Plakaten für die Demokratie befinden, die Dirk Büchsenschütz im Vorfeld der Bundestagswahl entwirft. Der Wuppertaler Grafikdesigner begann vor ein paar Wochen, laut eigener Aussage „aus Frust pinke Protestplakate zu gestalten“. Diese verselbstständigten sich relativ schnell online aber auch offline, auf der Straße, bei Demos.
Aktion statt Reaktion – so lautet das Motto von Dirk Büchsenschütz. „Es ist nicht mehr lang bis zur Wahl und die aktuellen Entwicklungen sind erschreckend. Wir müssen jetzt den Arsch hochkriegen, für die Demokratie. Das, was ich machen kann, sind eben diese lauten, pinken Plakate“, erklärt er seine Motivation hinter der Aktion. „Ich bin schon länger auf Demos politisch aktiv und sehe dort halt ganz viele tolle Slogans und Protestschilder, aber oft auf brauner Pappe. Ich habe gedacht, das muss irgendwie lauter sein, pink.“ Bei den Sprüchen lasse er sich teilweise auch von anderen inspirieren. Neulich habe er beispielsweise ein Zitat von der Schauspielerin Annette Frier gelesen, aus dem er dann direkt ein Plakat erstellt hat.
Sein Lieblingsplakat ist jedoch das, mit dem Spruch „Amore Digga“. Wobei der Spruch in der Frakturschrift abgedruckt ist. „Man muss mit Dingen brechen, um Aufmerksamkeit zu generieren“, erklärt er seine Entscheidung für die Schrift. „Kein Nazi würde eine pinke Fahne schwenken oder ein pinkes Plakat in die Luft halten.“
Schauspielerin trägt seine Fahne auf Berlinale
Dass seine Plakate so großen Anklang finden, hätte der Grafikdesigner am Anfang nicht gedacht. „Im letzten Monat habe ich 9 Millionen Aufrufe auf Instagram gehabt – bei meinen Videos und den Posts mit meinen pinken Plakaten“, erzählt er. Ein weiteres Highlight: In der vergangenen Woche lief die Schauspielerin Denise M’Baye mit einer vom Wuppertaler designten Flagge über den roten Teppich der Berlinale. Die Botschaft auf der – natürlich knallpinken – Flagge: Vote Love (Deutsch: Wählt Liebe). „Die Botschaft hat sich sogar auf der internationalen Bühne verbreitet und war visueller Aufhänger in überregionalen Medien und im TV“, erzählt Büchsenschütz.
Auch auf den Demos gegen Rechts und für die Demokratie, in Berlin, München, Wuppertal und vielen weiteren Städten, konnte Büchsenschütz immer wieder seine Designs entdecken. „Ich habe auf den Bildern ganz viel pink gesehen, das hat mich total gefreut“, sagt der Wuppertaler. „Es freut mich nicht für mich, weil es meine Designs sind, sondern für die Sache, für die die Menschen damit einstehen. Wir brauchen mehr bunt auf den Straßen.“
Für ihn sei das Entwerfen der Plakate eine Art Therapie, seine einzige Gegenstrategie bis zur Wahl. „Ich bin selber homosexuell. Der Hass und die Hetze der AFD machen mir Angst“, gibt er zu. „Erst kürzlich habe ich mit meinem 99 Jahre alten Opa telefoniert, der den Krieg miterlebt hat. Er betonte immer wieder, dass er sich niemals hätte vorstellen können, an diesem Punkt wieder in Deutschland zu sein.“ Neben den Plakaten für die Demokratie engagiert sich Büchsenschütz auch politisch in der SPD. Die Plakate seien jedoch unabhängig von seiner Parteizugehörigkeit entstanden.
Zwar endet der Wahlkampf mit der Wahl am Sonntag, doch für Dirk Büchsenschütz ist dies nicht das Ende seines Projekts. In den nächsten Monaten plant er, die Sprüche auf T-Shirts drucken zu lassen und diese in einem Online Shop oder lokalen Geschäften anzubieten. Den Erlös möchte er dann für den guten Zweck spenden.