Konflikt Wuppertaler Familie soll neuer Rettungswache weichen - „Mit uns hat keiner gesprochen“

Wuppertal · Auf dem Grundstück von Jennifer und Markus Cox in Wuppertal soll die neue Cronenberger Rettungswache entstehen. Offiziell redet mit der Familie jedoch niemand darüber. Im Internet gibt es Anfeindungen für die Zugezogenen.

Jennifer Cox mit Calinda auf dem Gelände, das eigentlich für „Urban Gardening“ genutzt werden sollte.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Jennifer und Markus Cox haben für sich, ihre drei Kinder und deren Freunde Im Tal 28 an der Ecke Kemmannstraße eine kleine Idylle geschaffen. Federvieh, Hund und Katze und viel Grün. Auf 1600 Quadratmetern, die rund 100 Meter von der Feuerwache an der Kemmannstraße entfernt liegen und von den WSW seit mehr als vier Jahren gepachtet sind. Doch dieser kleinen grünen Oase droht das Aus, und zwar aus einem triftigen Grund: die dringend benötigte Rettungswache für Cronenberg. Die Rettungsfahrzeuge müssen derzeit noch von der Theishahner Straße auf dem Hahnerberg aus ausrücken. Womit für die Rettung wichtige Zeit verstreichen könnte.

Von den Plänen erst aus der Zeitung erfahren

„Wir haben von diesen Plänen erst aus der Zeitung erfahren“, so Jennifer Cox, die mit ihrem Mann für die Fläche eigentlich ein „Urban-Gardening-Projekt“ ins Auge gefasst hatte. Sind auf den 1660 Quadratmetern doch auch Fledermäuse, Blindschleichen und mindestens ein Steinmarder zu Hause. „Der hat unseren Hühnerbestand reduziert“, wie die Mutter von drei Kindern anmerkt. „Auch Eulen haben sich schon bei unseren Hühnern bedient.“

Erstaunt sind die Eheleute Cox auch darüber, dass sich bisher noch niemand von offizieller Seite aus bei ihnen gemeldet habe, um das Grundstück zu besichtigen. „Entweder man hat sich anderweitig Zugang zu unserem Grundstück verschafft oder lediglich die Karten ohne Vor-Ort-Besichtigung studiert“, zeigen sich die Cox’ verwundert.

„Natürlich verstehen wir, dass eine Rettungswache dringend erforderlich ist, und wir würden uns dem auch nicht verschließen“, so Jennifer Cox, „doch was uns erheblich gestört hat, ist, dass niemand von den WSW oder der Stadt mit uns gesprochen hat. Wir hatten keinerlei Informationen.“

Hinzu kommt, dass die Familie Cox, nachdem die Pläne der Feuerwehr publik wurden und Jennifer und Markus Cox ihr Erstaunen ausgedrückt hatten, im Internet von „besorgten Bürgern“, anonym „selbstverständlich“, auf übelste Weise beschimpft wurde. „Außerdem wurde uns per Internet bedeutet, dass wir als Zugezogene überhaupt nichts zu sagen hätten. Zu melden hätten hier nur echte Cronenberger etwas“, schildert Jennifer Cox eine andere Äußerung im Netz.

Beschimpft wurden auch die Anwohner, die befürchtet hatten, dass die Rettungsfahrzeuge bei Alarm mit lauten Signalen zu jeder Tages- oder Nachtzeit ausrücken würden. Bedenken, die Feuerwehr-Chef Ulrich Zander auf der Sitzung der Bezirksvertretung jedoch ausgeräumt hatte. „Wir fahren in Wohngebieten bei Alarm nur mit Blaulicht, nicht jedoch im Signalhorn los.“

Dass der angepeilte Standort „alternativlos“ ist, macht Ulrich Zander, der Chef der Wuppertaler Feuerwehr, im Gespräch mit der WZ klar: „Wir haben im Umkreis keinen anderen Standort, der so gut geeignet ist, die Versorgung von 1700 Menschen zu gewährleisten, wie die Kemmannstraße/ Ecke Im Tal.“ Er konnte aber noch keine Prognosen stellen, wann die in Leichtbauweise geplante Rettungswache bezogen werden kann. „Erst muss der Rat einen Grundsatzbeschluss fassen, dann muss das Grundstück gekauft werden, ehe der Bau verwirklicht werden kann. Bei optimistischsten Schätzungen könnte die neue Rettungswache 2020 fertig gestellt werden.“ Verständnis und Mitgefühl für die Familie Cox, die wahrscheinlich aus ihrem kleinen Paradies vertrieben wird, äußert Bezirksbürgermeisterin Ursula Abé: „Leider lässt sich das aber nicht ändern, denn Gemeinwohl geht hier vor Eigeninteresse.“