Bei Sanierungsarbeiten wurden die Stützen überraschend freigelegt Gemeinde entdeckt alte Säulen an der Lichtenplatzer Kapelle
Wuppertaler · Eigentlich hatten nur defekte Aufhängungen für Steinplatten ausgetauscht werden sollen. Doch dann kam alles anders.
Die Lichtenplatzer Kapelle wurde vom Barmer Architekten Friedrich Schulte geplant und 1904 eingeweiht, nachdem die Gemeinde um die Jahrhundertwende stark gewachsen war. Neben dem Gottesdienstraum waren ihre Räume für die Zusammenkünfte der Gemeinde wichtig. Jetzt gab es eine Überraschung: Bei Sanierungsarbeiten entdeckten die Handwerker unvermutet Säulen hinter der Verkleidung.
„Eigentlich war nur geplant, die Fenster kitten und streichen zu lassen“, erzählt Helmut Felder, Vorsitzender des Presbyteriums der evangelischen Gemeinde Unterbarmen-Süd. Der Maler stellte jedoch schnell fest, dass auch die hölzernen Fensterrahmen erneuert werden mussten. Dann wurde klar, dass die Steinplatten, die zwischen den hohen Bogenfenstern angebracht waren, fast herunterfielen. „Da haben wir erst einmal einen kirchlichen Bausachverständigen organisiert“, sagt Helmut Felder. Dieser konstatierte, dass die Steinplatten mit minderwertigen Stahlhalterungen befestigt waren, die durchgerostet waren. Die Platten selbst hingegen waren in Ordnung.
Also beauftragte die Gemeinde eine Architektin mit den Sanierungsarbeiten. Diese musste einige Zeit suchen, bis sie eine Steinmetzfirma für die Arbeiten gefunden hatte. Jetzt kümmern sich Kölner Spezialisten um die Steinplatten. Der Plan war, die Platten abzunehmen und mit neuen und haltbaren Halterungen wieder zu befestigen. Doch als die Steinmetze die Platten abgenommen hatten, waren alle Beteiligten überrascht: Dahinter verbargen sich Säulen.
„Vielleicht sollte die Verkleidung damals moderner aussehen oder es war preiswerter“, vermutet Helmut Felder. Er hat sich daraufhin alte Fotos angeschaut und darauf tatsächlich die massiven Säulen zwischen den sechs Fenstern gefunden. „In den Fuß der Säulen war das Datum 4.12.52 eingeritzt“, erzählt er. Wann jedoch die Säulen hinter den Steinplatten versteckt wurden, ist unklar. Dafür wurde damals jedenfalls auch ein Stück der Säulenköpfe und -füße abgeschlagen, damit eine plane Fassade entstand. Das Presbyterium war sich schnell einig, diese historische Fassade wieder herzustellen. „Da ohnehin gebaut werden muss, sehen wir die einmalige Chance, die Kapelle wieder in neuem Licht erstrahlen zu lassen“, erklärt Pfarrer Michael Seim.
Inzwischen wurden die Säulen, die ursprünglich voller Putz und Mörtel waren, gereinigt und sehen wieder schön aus. Auch rund 60 beschädigte Ziegelsteine in der Fassade wurden ausgetauscht. „Das hat die Firma wirklich gut hinbekommen – man sieht fast gar nichts mehr von den ursprünglichen Problemen“, freut sich Helmut Felder. „Wir sind sehr zufrieden mit den Steinmetzen.“ Die Platten stehen in der Kapelle und warten auf einen neuen Verwendungszweck. Ein Schreiner baut derzeit noch neue Fenster und Rahmen ein. Ende August sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.
Die Kosten für die Arbeiten
sind deutlich gestiegen
Die Kosten sind im Laufe der Bauarbeiten mit den immer umfangreicheren Erfordernissen deutlich gestiegen. Zu Beginn hatte die Gemeinde nur mit rund 10 000 Euro für die Fenster gerechnet. Dann wurden es 36 000 Euro, mit Hinzuziehen der Steinmetze waren 100 000 Euro geplant. Am Ende muss die Gemeinde nun rund 115 000 Euro aufbringen. Glücklicherweise hat die Gemeinde Geld geerbt, das speziell für den Erhalt der Lichtenplatzer Kapelle vorgesehen ist. Dazu kommt eine Instandhaltungsrücklage. „80 000 Euro können wir aus Eigenmitteln finanzieren. Für den Rest sammeln wir Spenden“, sagt Helmut Felder. Fördermittel gibt es nicht, dafür ist die Kapelle zu jung. Jetzt freut sich die Gemeinde darauf, bald wieder Gottesdienste in der Kapelle halten zu können. Derzeit ist sie noch leer geräumt und die Orgel verkleidet, damit die Bauarbeiten der Einrichtung nicht schaden.