Spenden Ohne Spenden würde bei uns schon lange nichts mehr laufen“

Wuppertal · Durch den Ausfall der Gottesdienste gibt es herbe Einbußen bei der Kollekte. Das merken nicht nur die Gemeinden selbst, sondern auch Hilfsprojekte, die sonst von den Einnahmen profitieren.

Weil Gottesdienste ausfallen, können die Gemeinden kein Geld mehr durch Kollekten sammeln.

Foto: dpa/Werner Baum

Wochenlang fanden Gottesdienste nur im Internet statt. Während der Pfarrer seinen Segen auch virtuell erteilen kann, funktioniert das mit dem Klingelbeutel nur mäßig. Zwar können die Gläubigen natürlich jederzeit Geld an ihre Gemeinde überweisen; doch das ist vergleichsweise mühsam. Auch wenn Gottesdienste jetzt wieder vor Ort gefeiert werden, erreicht der Besuch alleine wegen der Abstandsregeln nicht die Zahlen von vor der Corona-Pandemie. Das führt zu deutlich spürbaren Ausfällen bei den Kollekten der Kirchengemeinden.

„Kamen im Januar in den evangelischen Gemeinden in Wuppertal noch rund 25 000 Euro zusammen, war es im Juli rund die Hälfte weniger“, berichtet etwa Nikola Dünow, Pressesprecherin der evangelischen Kirche in Wuppertal. „In den Monaten, in denen coronabedingt gar keine Gottesdienste stattgefunden haben, brachen die Einnahmen erwartungsgemäß fast komplett ein.“

In den Opferstöcken befinden sich teils größere Scheine als sonst

In den katholischen Kirchen finden sich zwar in Einzelfällen in den Opferstöcken – die auch außerhalb der Gottesdienste zugänglich sind – größere Scheine als sonst. Insgesamt leiden aber auch die katholischen Gemeinden unter dem Spendenrückgang. „Die regelmäßigen Kollekten an den Sonntagen sind eine wichtige Einnahmequelle für die Kirchengemeinden und dienen etwa dem Unterhalt der Gotteshäuser selbst“, gibt Stadtdechant Bruno Kurth zu bedenken. Die katholische Gemeinde St. Joseph in Ronsdorf etwa meldet, dass sie nun für ihre Offene Tür und den Stadtteiltreff Rehsiepen weniger Geld zur Verfügung hat.

Pfarrer Jochen Denker von Reformiert Ronsdorf berichtet, dass insbesondere während des Lockdowns, aber auch bis jetzt mehr Menschen am Pfarrhaus klingeln, die um finanzielle Hilfe bitten. Er hat das Glück, dass in seiner Gemeinde durch einige größere Einzelspenden das Spendenvolumen sogar um 44 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen ist – eine Ausnahme in Wuppertal. Das liegt jedoch auch am großen Engagement der Gemeinde: Seit Beginn des Lockdowns gibt es jeden Sonntag Videogottesdienste. Die Bitte um eine Spende per Überweisung wird jedes Mal eingeblendet. Selbst nach Abzug der Kosten für die Videoplattform und das Erstellen der Videos bleibt noch etwas für die Gemeinde übrig. „Ohne Spenden würde bei uns schon lange nichts mehr laufen“, betont Pfarrer Denker.

Auch die Hilfsorganisationen
sind von den Einbußen betroffen

Betroffen sind nicht nur die Kirchengemeinden vor Ort, sondern auch große Hilfsorganisationen. In der evangelischen Kirche geht meist die Hälfte der Kollekte dorthin, in der katholischen Kirche wird an bestimmten Tagen für bestimmte Projekte gesammelt. Die Sammlung für Misereor während der Fastenzeit oder Renovabis an Pfingsten etwa fielen komplett aus. Allerdings spendeten manche Menschen dann direkt dorthin: „Bei ,Brot für die Welt’ und anderen großen Spendenorganisationen sind Privatspenden stabil bis leicht steigend, vermutlich, weil die Hauptspendergruppe (Rentnerinnen, Beamte und ähnliche) keinerlei finanzielle Einbußen hatten, aber wegen des Lockdowns viel weniger ausgeben konnte“, sagt Pfarrer Ulrich T. Christenn aus der Leitung des „Zentrum Drittmittel und Fundraising“ beim Diakonischen Werk Rheinland-Westfalen-Lippe.

Er ergänzt: „Und es gab einen Dankbarkeitsfaktor: Mir geht es gut, ich will denen, die unter Corona mehr leiden, helfen. Darum haben wir eine Reihe größerer Spenden rund um Coronahilfen bekommen. Dagegen sind die Einbrüche bei den Kollekten dramatisch – zwischen 80 und 90 Prozent um Ostern.“ Das Nachsehen haben kleinere Projekte, die weniger bekannt sind.