Uptown Classics Konzert Zwei Solistinnen, Vivaldi und ein Instrument, das das ganze Klangspektrum abdeckt
Sie spielen gerne zusammen, nicht nur, um sich auf ein Konzert vorzubereiten. Nicht nur gemeinsam auf der Bühne. Wenngleich die Möglichkeiten in diesem Jahr durch die Coronakrise rarer gesät sind. Aber weil Karin Nijssen-Neumeister und Hyeonwoo Park nicht nur Kolleginnen im Sinfonieorchester Wuppertal, sondern auch Freundinnen sind, zugleich das Cello sehr schätzen, finden sie immer wieder Gelegenheit, miteinander zu musizieren.
Anfang September endlich wieder vor Publikum. Das sei schon recht aufregend, findet die 45-jährige Nijssen-Neumeister und die 36-jährige Park ergänzt, dass man zwar als Musikerin immer etwas zu tun habe und deshalb freie Zeit ersehne. Aber doch nicht durch Corona.
Es ist das ideale Format für die Schutzbestimmungen der Pandemie. Weil es kleiner ist, weniger Musiker gebraucht werden und das Programm nur eine Stunde (ohne Pause) dauert. Zudem kommt Uptown Classics zu den Wuppertalern – schon lange ins Kulturzentrum Immanuel, die ehemalige Kirche in Oberbarmen, seit letztem Jahr auch ins Vereinsheim des CVJM Langerfeld, das altehrwürdige Gebäude Am Hedtberg. Wo sie nun am 4. und 5. September das erste Uptown Classics-Konzert der neuen Spielzeit bestreiten werden. „Wir sind ständig auf der Suche nach neuen Locations“, sagt Esther Klose, die Marketing und Öffentlichkeitsarbeit beim Orchester verantwortet und sich freut, dass die Musiker erstmals auch im Coworking-Space codeks am Arrenberg zu Gast sein werden – Anfang November mit dem zweiten Uptown Classics-Konzert. Die Coronakrise erschwert die Locationsuche, weil die Abstandsregeln die Platzzahl deutlich reduzieren. Beim ersten Konzert auf jeweils 200, obwohl bis zu 400 möglich wären.
Beim Auftaktkonzert haben die Celli-Solistinnen ihren großen Auftritt in Vivaldis Konzert für zwei Celli g-Moll. Das haben die Musikerinnen schon zusammen gespielt. „Ein wirkungsvolles Stück, das einzige Konzert für zwei Celli, toll und oft gespielt“, schwärmt Nijssen-Neumeister. Sie und Park schlugen es Julia Jones für ein Kammerkonzert vor und rannten offene Türen ein. Die Generalmusikdirektorin fügte noch William Boyce, Johann Gottlieb Braun und Mozart hinzu (siehe Kasten). Gemeinsam mit 21 Kollegen des Sinfonieorchesters (acht Violinen, drei Bratschen, ein weiteres Cello, ein Kontrabass, zwei Flöten, zwei Oboen, zwei Fagotte, Pauke und Cembalo) treten die Cellistinnen unter Leitung von Nikolai Mintchev auf.
Der Musikschullehrer überredete Nijssen-Neumeister zum Cello
Sie liebt ihr Instrument, „das das ganze Klangspektrum in sich vereint“, schwärmt Nijssen-Neumeister, die als Kind eigentlich Geige lernen wollte, weil ihr das Spiel im Radio gefallen hatte. Der Musikschullehrer aber überredete sie zum Cello, das ihr „zweites Zuhause“ wurde. Park wiederum kam zum Cello, weil ihre Geschwister schon Klavier und Geige „besetzten“ und sich die Mutter ein Trio aus den drei Instrumenten wünschte. Erst als sich Park während des Musikstudiums an der Hand verletzte, erkannte sie, „was mir fehlen würde, wenn ich es nicht mehr spielen könnte“ und begann ernsthaft zu üben, erzählt sie.
Seit 2002 (Nijssen-Neumeister) beziehungsweise 2014 (Park) spielen beide im Sinfonieorchester Wuppertal, fühlen sich mittlerweile in der Stadt ganz wohl, ohne auszublenden, dass es auch Deprimierendes gibt. Sie schätzen die Verbindung von Stadt und Grün. Die Nähe beider kannte Park, die in Berlin geboren wurde und in Seoul aufwuchs, so zuvor nicht. Nijssen-Neumeister wiederum lebte bis vor kurzem auf dem Land zwischen Ennepetal und Beyenburg, nahm die Fahrerei nach Wuppertal der Kinder wegen in Kauf. „Im März aber sind wir nach Langerfeld gezogen, zwischen die Trassen“, freut sich die überzeugte Radfahrerin, die in Münster und damit sozusagen auf dem Fahrrad aufwuchs.
Nun also der Neustart unter Coronabedingungen. Zwar bräuchten Cellisten immer viel Platz, nun aber hätte jeder seine eigenen Noten, würden vier Leute gleichzeitig umblättern. Außerdem verändern die Abstandsregeln auf Bühne und im Publikum das Hören. Die Musik werde schnell zu hallig. Ein Gutes aber hätten die neuen Regeln schon: „Die Trompetenöffnung hängt mir nicht mehr am Hinterkopf“, lächelt Nijssen-Neumeister verschmitzt. Unabhängig davon, sind die Musikerinnen „hungrig, vor Publikum zu spielen“, auch wenn das deutlich geringer ausfällt als vor Corona.