Freizeit Wuppertaler genießen im Freibad Vohwinkel den Sommer

Wuppertal · Der Betrieb stand am vergangenen Wochenende beinahe auf der Kippe.

Lauter Wasserratten: Im Freibad Vohwinkel herrschte am Wochenende bei 31 Grad reges Treiben. Viele Besucher zogen sich aber auch auf die Terrasse und die Liegewiese zurück, um zu entspannen.

Foto: Martin Gehr

Wer die Gräfrather Straße in Vohwinkel entlanggeht, findet sich zwischen Ullas Staubsaugerladen und der Gaststätte „Zur alten Pferdetränke“ in erstaunlicher Stille wieder. Kaum ein Auto ist an diesem Samstagnachmittag unterwegs, nur wenige Passanten durchstreifen das Viertel. Wer sich jedoch ein Stückchen weiter den Berg hinaufwagt, nimmt Stimmengewirr, Rauschen und Platschen wahr. Vohwinkel hat sich an diesem Wochenende im Freibad versammelt – bei 31 Grad und knalliger Sonne auch kein Wunder. „Die waren alle beim Samstagseinkauf und kommen jetzt her“, sagt Torsten Langewiesche, Vorsitzender des Fördervereins, und freut sich über die Schlange an der Kasse.

Alles für die Gäste: Störung der Chloranlage in der Nacht behoben

Beinahe wäre die Abkühlung an diesem Hochsommertag schiefgegangen, denn, wie Langewiesche erzählt, habe am Freitagabend – kurz nach Schließung des Bades – die Chloranlage gestreikt. „Wir haben fast bis Mitternacht rumgerödelt, um den Fehler zu finden.“ Ein Kalkpfropfen hatte die Zuleitung verstopft, ließ sich aber nicht entfernen. „Ich habe die halbe Nacht nicht geschlafen und über eine Lösung nachgedacht“, sagt Tobias Müller, ehrenamtlicher Rettungsschwimmer, glücklicherweise aber auch Chemikant – bis er morgens um 6.30 Uhr auf eine Möglichkeit gekommen sei, den Weg zum Badespaß buchstäblich wieder freizumachen. „So ein Kalkpfropfen, das ist halt wie bei der Waschmaschine, aber im Schwimmbad kann man ja kein Calgon reinschütten.“

Die Chloranlage befindet sich unterhalb des Schwimmbeckens hinter einer Stahltür, das Betreten ist für Unbefugte normalerweise verboten. Piktogramme wie ein Totenkopf, der Hinweis auf ätzende Flüssigkeiten und ein an der Wand hängender Schutzanzug mit Visier sprechen eine klare Sprache. Tobias Müller zeigt den riesigen Bottich, der mit dicken, grünen Tabletten gefüllt ist. „Das ist Calciumhypochlorit. Die Tabletten werden mit Wasser aufgelöst und dann in die Anlage gepumpt“, erklärt er und zeigt mit dem Finger den Verlauf der Leitung, die sich über die Wand erstreckt. Nebenan, in einem großen Kellerraum, arbeitet zudem die durchgehende Reinigung des Wassers. Auf schwarzen Rohren stehen Begriffe wie „Rohwasser“, „Schlammwasser“ und „Filtrat“.

„Letzte Woche war übrigens das Gesundheitsamt da – alles in Ordnung“, betont Torsten Langewiesche. Gilt auch für die Sanitäranlagen. Warmwasser kostet für Gäste extra, aber wer will bei 31 Grad schon heiß duschen? „Wir brauchen allerdings bald eine neue Pumpe“, kündigt er an. Kostet bis zu 25 000 Euro. „Müssen wir mal sehen, wie wir das finanzieren.“ Eine weitere Baustelle könnte nach Saisonende die Beckenfolie sein, „die ist porös, die müssen wir erneuern“. Auch die Rutsche im Planschbecken muss bald ausgetauscht werden, weil sie „leicht spröde“ werde.

Das 20 mal 30 Meter große Schwimmbecken und die Liegewiesen sind gut gefüllt. „Wir sind schon seit der Kindheit hier“, sagen Ozal Osman und Justin Blumental. Das Bad habe sich seitdem positiv verändert, „es ist viel sauberer geworden“, hebt Osman hervor. „Bei gutem Wetter sind wir zwei- bis dreimal die Woche hier.“ Einen sportlichen Aspekt vermissen die beiden nicht, „wir brauchen keinen Zehn-Meter-Sprungturm“, so Osman. „Wir sind einfach hier, um zu entspannen“, ergänzt Blumental. „Sonne tanken, Pommes essen.“ Früher habe es auch mal einen Eiswagen gegeben, erinnert sich Osman. „Den könnte man vielleicht wieder einführen.“ Er würde reißenden Absatz machen, ist sich sein Kumpel sicher, „denn meistens sind wir mit 15 Mann hier“.

Tobias Müller, seit 27 Jahren ehrenamtlich im Einsatz, und sein Kollege Claudio Selinovic, der von einer Sicherheitsfirma eingekauft wurde, bewachen derweil wieder das Treiben im Wasser. „Was ich mir wünschen würde, ist mehr Respekt seitens der Besucher“, sagt Tobias Müller. „Nicht nur untereinander, sondern auch gegenüber dem Personal. Das Verhalten mancher Badegäste lässt echt zu wünschen übrig.“ Er weiß, wovon er spricht, mittlerweile ist er auch in Ratingen beim Rettungsdienst der Feuerwehr tätig, „da wird man dann an Silvester mit Böllern abgeschossen“.

Der Sicherheitsdienst wurde verstärkt, etwa am Eingang

Im Freibad Vohwinkel hat der Verein den Sicherheitsdienst verstärkt, der gerade am Eingang unter anderem das Verbot von Glasflaschen kontrolliert. Darüber hinaus soll er das Schutzgefühl steigern, nachdem sich im Juni 2023 im Freibad zwei Jugendgruppen eine Schlägerei geliefert hatten; die Polizei stellte dabei zwei Handklappmesser sicher. Der Vorfall hatte große Verunsicherung bei den Badegästen ausgelöst; die Aufstockung der Security wird von der Stadt Wuppertal mitfinanziert.

Da das Bürgerbad von Ehrenamtlern betrieben wird, sei Unterstützung immer zu gebrauchen. „Manchmal kommt es vor, dass wir junge Menschen hier haben, die Sozialstunden ableisten müssen, weil sie zum Beispiel schwarz gefahren sind oder die Schule geschwänzt haben“, berichtet Langewiesche. „Das ist in der Regel im Jugendstrafrecht der Fall.“ Das Schöne daran: „Einige helfen uns über die Verpflichtung hinaus weiter.“ So habe das Bad auch eine soziale Verantwortung.

Während im Becken rosa glitzernde Schwimmreifen, ein Flamingo und ein aufgeblasenes Krokodil für Aufmerksamkeit sorgen, hat es sich Susanne Mortsiefer auf der Wiese unter einem Sonnenschirm gemütlich gemacht. Sollte etwas passieren, könnte sie ebenfalls einspringen, hat sie doch eine Ausbildung als Rettungsschwimmerin bei der DLRG absolviert und ist im SV Neuenhof aktiv. An die Badbesucher richtet sie aus Erfahrung einen wichtigen Appell: „Eltern sollten ihre Kinder keineswegs überfordern und fahrlässig handeln“, sagt Mortsiefer. „Kinder mit Seepferdchen haben in den tieferen Ebenen des Beckens nichts zu suchen.“

Der Irrtum liege darin, dass man glaube, wer ein Seepferdchen besitze, könne gut schwimmen. „Man kann sich damit über Wasser halten, die Sicherheit ist deswegen noch nicht gegeben.“ Diese beginne erst mit dem Freischwimmer, dem Schwimmabzeichen in Bronze. Auf diesen Umstand weist auch die DLRG offiziell hin: „Wer bisher nur das Seepferdchen erworben hat, muss weiterhin intensiv beim Schwimmen beaufsichtigt werden.“

Die Betriebskosten betragen bis zu 70 000 Euro pro Jahr

Vereinsvorsitzender Torsten Langewiesche hofft derweil, dass die Temperaturen ideal bleiben. „Unter 20 Grad kommt keiner und wir müssen die Kosten reinkriegen, eine Saison kostet uns 60 000 bis 70 000 Euro.“ Unabhängig davon wird es auch am kommenden Samstag, 27. Juli, im Freibad hoch hergehen: Der Vohwinkeler STV veranstaltet einen Triathlon, das Bad an der Gräfrather Straße bildet die zweite Etappe. „Die Teilnehmer kommen gegen 9 Uhr mit dem Fahrrad hier an, absolvieren ihre Schwimmleistung und laufen danach weiter“, weiß Langewiesche. „Das wird großartig.“ Zuschauer seien willkommen. Ausnahmsweise dann mal nur am Beckenrand, bevor das Bad wieder für alle Gäste öffnet. Vorausgesetzt, ein Kalkpfropfen treibt den Vereinsmitgliedern nicht wieder die Schweißperlen auf die Stirn. Die sollen nur durchs Sommerwetter entstehen ...