Wuppertaler Gesundheitskolumne Ein Aneurysma macht oft keine Beschwerden, ist aber gefährlich
Wuppertal · Ob die Aussackung eines Blutgefäßes behandelt werden muss, klärt die Gefäßchirurgie individuell.
Ein Aneurysma ist eine krankhafte, ballonartige Aussackung eines Blutgefäßes. In den meisten Fällen bilden sich Aneurysmen in Arterien, da in ihnen ein höherer Blutdruck herrscht als in Venen. Sie entstehen an Schwachstellen in der Gefäßwand, die entweder angeboren sind oder erst im Laufe des Lebens entstehen. Dabei spielt die genetische Veranlagung eine Rolle. Aber auch ein Lebensstil, der schädlich für die Gefäße ist, stellt einen Risikofaktor für ein Aneurysma dar.
Bluthochdruck und Arteriosklerose, die unter anderem durch Übergewicht und Rauchen verursacht werden, begünstigen die Entstehung eines Aneurysmas. Das Risiko steigt auch mit dem Lebensalter. Der Grund ist, dass sich der Aufbau der Gefäßwand mit den Jahren verändert. Sie wird weniger elastisch und fängt den hohen Druck in der Hauptschlagader weniger gut ab. Es entwickeln sich Schwachstellen in der Gefäßwand, die schließlich nachgeben.
Ein Aneurysma wird oft
nur per Zufall entdeckt
Meist verursachen Aneurysmen keinerlei Beschwerden. Daher werden sie oft nur per Zufallsbefund, zum Beispiel bei einer Ultraschalluntersuchung beim Hausarzt oder Urologen entdeckt. Viele Betroffene leben jahrelang mit einem Aneurysma ohne davon zu wissen. Die Gefahr einer möglichen Ruptur, also einem plötzlichen Riss des Gefäßes, kann ein Aneurysma zu einer „tickenden Zeitbombe“ machen. Wird es jedoch frühzeitig entdeckt, kann die beste Behandlungsmethode zum idealen Zeitpunkt festgelegt werden und für den Patienten wird ein optimales Ergebnis erzielt.
Etwa 90 Prozent der Gefäßaussackungen treten im Verlauf der Hauptschlagader, der sogenannten Aorta im Bauchraum auf. Hiervon sind schätzungsweise drei bis neun Prozent der Männer ab 65 Jahren betroffen, rund sechsmal häufiger als Frauen. Frauen erkranken zwar seltener, die Gefahr einer Ruptur ist bei ihnen aber deutlich höher als bei Männern. Auch Aneurysmen im Brustbereich sind verbreitet, außerdem sind Aneurysmen im Gehirn, in der Kniekehle und im Herzen möglich, jedoch selten. Viel seltener treten die Aussackungen in der Halsschlagader auf.
Wird ein Aneurysma der Bauchschlagader so groß, dass es auf umliegende Strukturen drückt, treten zeitweilige oder auch anhaltende Schmerzen im Rücken und Unterbauch auf. Diese sollten unbedingt abgeklärt werden. Auch eine Schmerzausstrahlung in die Beine ist möglich. „Je größer das Aneurysma ist, desto höher ist die Gefahr einer Ruptur. Das gilt vor allem für Aortenaneurysmen mit mehr als 5,5 Zentimetern Durchmesser. Reißt ein solches Aneurysma, ist dies immer ein Notfall, bei dem es auf jede Minute ankommt. Durch den massiven Blutverlust fällt der Blutdruck schnell ab und der Patient kann einen Kreislaufschock erleiden“, berichtet Said Al-Jundi, Leiter des Departments für Gefäßchirurgie am Petrus-Krankenhaus.
Die Versorgung eines solchen Notfalls erfordert ein exaktes und erfahrenes Management der Situation. „Ob die Behandlung eines Aneurysmas infrage kommt und welches Therapieverfahren geeignet ist, hängt von verschiedenen Faktoren wie Größe, Lage und Anatomie des Aneurysmas sowie der Wahrscheinlichkeit einer Ruptur ab. Aber auch das Alter, die Lebenserwartung und der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten entscheiden darüber, ob zum Beispiel eine Vollnarkose oder eine lokale Betäubung in Frage kommen“, erläutert derGefäßchirurg.
Spezialgebiet der Fachabteilung am Petrus-Krankenhaus ist der schonende Einsatz von Stents, um das Aneurysma zu stabilisieren. Der Stent ist ein röhrenförmiges kleines Gittergerüst, das als Gefäßstütze über einen kleinen Schnitt meist oberhalb der Leistenschlagader eingeführt wird.
Um eine Operation professionell zu planen, benötigen die Experten auch eine entsprechende Bildgebung. Handelt es sich nicht um einen lebensbedrohlichen Notfall wird immer eine Computertomografie (CT) mit Kontrastmittel durchgeführt, da sie die größte Genauigkeit bietet. Hier werden das Aneurysma und die umliegenden Gefäße dargestellt, sodass auch die Größe einer notwendigen Stent-Prothese ausgemessen werden kann.
Ein MRT wird dagegen selten gemacht, da die Messmöglichkeiten nicht so gut sind und mögliche Fehler in der Bilddarstellung die Einschätzung verfälschen können. Auch eine Ultraschalluntersuchung ist zwar wegweisend, von ihr kann aber keine eindeutig zuverlässige Therapie abgeleitet werden. Red