Tourismusbranche leidet Wuppertaler Hotellerie verzeichnet dramatische Umsatzeinbrüche
Wuppertal · Die aktuell geltenden Hygienevorschriften erschweren vielerorts den Betrieb. Die Folgen der Corona-Pandemie werden noch lange zu spüren sein.
Augen zu und durch und das Beste draus machen – auf dieses Motto lässt sich die Stimmungslage der Hoteliers und Tourismusverantwortlichen in Wuppertal derzeit wohl am besten bringen. Auch gut einen Monat nach dem Ende der meisten Corona-bedingten Einschränkungen spürt die Branche noch die Nachwirkungen der Pandemie, sind die Betriebe von den eigentlich geplanten Umsätzen meilenweit entfernt und können lediglich einen leichten Aufwärtstrend verzeichnen.
Beispiel Hotelbranche: „Die Situation ist besser geworden, aber wir sind noch weit weg vom sonst üblichen Umsatz“, sagt etwa die Direktorin des „Fleming’s Express“ am Hauptbahnhof, Nadja Herpich. Im Juni habe ihr Team vermutlich nur ein Drittel des Umsatzes gemacht, den es früher zu dieser Zeit erzielt habe: Statt der sonst üblichen 3000 Zimmer seien in dem Monat insgesamt „unter 1000 Zimmer“ vermietet worden.
Ärgerlich sei auch, dass im Veranstaltungsbereich – also etwa Tagungen und Kongresse – derzeit aufgrund der Corona-Schutzauflagen deutlich weniger möglich sei als vorher: Wo bislang 120 bis 140 Menschen untergebracht und versorgt werden konnten, sind es jetzt nur noch 40. „Und das strahlt eben auch auf alle anderen Bereiche des Hotels aus“, erklärt Herpich. Auch der Ausfall der gut besuchten Messen in Düsseldorf und Köln verhagelt die Bilanz mächtig, rechnet das Hotel doch stets fest mit Buchungen von Messebesuchern.
Ernüchternd fällt auch bei Isabel Hausmann, stellvertretende Geschäftsführerin des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) Nordrhein, der Blick auf die Branche aus. Die Situation sei „dramatisch“, sagt sie der WZ. Sie habe erst vor kurzem zwei Hotels in Wuppertal besucht: Deren Umsatz liege bei 10 bis 15 Prozent des bislang üblichen Niveaus. Die Messen fielen in diesem Jahr aus, der langsam wieder anlaufende private Tourismus sei zudem „noch nicht so viel, dass man davon leben kann“.
Die Verluste der Branche
liegen bei mehr als 70 Prozent
Nach Berechnungen des Dehoga liegen die von der Hotelbranche zu verkraftenden Verluste bei über 70 Prozent. „Viele dieser Umsatzeinbußen werden nicht nachgeholt werden können“, erklärt der Präsident der Dehoga NRW, Bernd Niemeier, in einer Zwischenbilanz. Deshalb müsse der Staat nun besonders betroffenen Betrieben mit „direkten Hilfen“ unter die Arme greifen.
Aus den eingeschränkten Möglichkeiten das Beste machen – diesem Motto fühlen sich auch die Macher des Engels-Jahres verpflichtet. Die große Engels-Sonderausstellung in der Barmer Kunsthalle hatte vor dem Hintergrund des 200. Geburtstages des großen Sohnes der Stadt sicherlich mit mehr Besuchern gerechnet. Wegen der aktuellen Hygieneauflagen dürfen in die Ausstellungsräume aber „nur 35 Personen gleichzeitig“, wie der Leiter des Historischen Zentrums, Lars Bluma, bedauert. Besucher sollten sich möglichst vorab anmelden, damit ihnen spezielle „Time Slots“ zugewiesen werden können. Bislang habe man etwa 1500 Gäste in der Mitte Mai eröffneten Ausstellung begrüßen können. „Unter den Bedingungen, unter denen wir geöffnet haben, sind wir zufrieden“, sagt Bluma diplomatisch.
Durch die Pandemie-bedingten Auflagen fielen allerdings „ganze Besuchergruppen“ weg – zum Beispiel Schulklassen oder Reisegruppen. Auch die im Zusammenhang mit dem Engels-Jahr erhoffte nationale oder gar internationale Resonanz zu dem Veranstaltungsreigen gehe wegen Corona unter. Dazu gehörten auch die im Vorfeld anvisierten Besuchergruppen aus China. Die würden angesichts der aktuellen Lage nicht mehr kommen, berichtet Bluma. Das sei auch deshalb schade, weil man extra Führungen auf Chinesisch habe anbieten wollen.
„Nach wie vor weit weg vom Vorjahresniveau“ sehen sich in Sachen Tourismus auch die Verantwortlichen bei der Wuppertal Marketing GmbH. „Derzeit fahren wir auf Sicht“, gesteht Geschäftsführer Martin Bang. Zwar seien mittlerweile die ersten Stadtführungen wieder angelaufen, doch die maximale Teilnehmerzahl für diese Gruppen wurde wegen der Hygienevorschriften von vormals 20 auf 10 halbiert. Termine, die in geschlossenen Räumen stattfinden, seien derzeit gar nicht möglich: Kneipenbummel oder kulinarische Entdeckungstouren durch Restaurants könnten nicht angeboten werden. Ziel für dieses Jahr sei es deshalb nun, zumindest „die Schwarze Null“ zu erreichen, betont Bang. Mehr sei nicht drin.