Stadtentwicklung Wuppertaler Innenstadt lockt noch mehr Gastronomie an

Innenstadt. · Während andere Läden schließen, öffnen immer mehr Lokale. Ein Rundgang vom Hauptbahnhof bis zur Herzogstraße.

Am Neumarkt ziehen neben dem Kitti Chai noch ein Eiscafé und ein asiatischer Tappas-Laden ein.

Foto: Fischer, Andreas H503840

„Reisender, kommst Du nach Elberfeld, so musst du Dir um Dein leibliches Wohl keine Sorgen machen“, so könnte Wuppertals „Hauptstadt“ werben. Dabei beginnt das reichhaltige und international vielfältige gastronomische Angebot schon in der „Mall“, der Bahnhofshalle, und setzt sich in loser, aber recht dichter Reihenfolge fort bis zur Herzogstraße. Da und in den Nebenstraßen dürfte für nahezu jeden Gaumen das Richtige dabei sein. Und das Angebot wird noch erweitert.

So im optisch hervorgehobenen „Sticherhaus“, das derzeit noch eine Baustelle ist, an der der Blick ins Innere durch Bretterverschalungen versperrt ist. Dort eröffnet demnächst zu einem aber noch nicht bekannten Zeitpunkt das „Gasthaus Franziskaner Oberhausen“ (die WZ berichtete).

Zwar ist die allgemeine Meinung, dass der Markt auf dem Gebiet der „Sättigung“ gesättigt ist, doch Matthias Zenker aus dem Vorstand der Interessengemeinschaft des Elberfelder Einzelhandels sieht die Ansiedlung des „Franziskaner“ mit Firmensitz in Oldenburg als eine Bereicherung, die die Attraktivität des Quartiers in der Herzogstraße erhöhen wird. „Das Konzept für die Herzogstraße war auf Gastronomie ausgerichtet“, so Zenker, der allerdings meint, dass der „Mix“ inzwischen sein Soll erfüllt habe.

Im ehemaligen Damenmodehaus „Biba“ an der Herzogstraße sind die Scheiben mit Papierplanen verhängt, doch die witzigen Aufschriften verheißen, dass dort demnächst Kaffee ausgeschenkt wird. „Zwei Probleme der Menschheit: Kaffee wird von alleine kalt, Bier nicht“, steht dort unter anderem an der Ecke Wirmhof zu lesen.

Zwei andere Neuzugänge, gleichfalls an prominenter Stelle, wird es am Eingang der Poststraße aus Richtung Neumarkt geben: Zum bereits etablierten Kitti chai (Thai street kitchen & bar) gesellen sich demnächst auf zwei Stockwerken das „Toppi“, ein italienisches Eiscafé, das ab Frühjahr 2020 aber auch Frühstück und Waffeln anbieten soll, und das Mu-Kii, in dem sich die Gäste mittels asiatischer Tapas stärken können. Und dann hat noch – mit offensichtlich großem Erfolg – das Bistro Frebert gegenüber in der Friedrich-Ebert-Straße eröffnet.

„Aber, die Menschen kommen ja nicht zum Essen in die City, sondern zum Shoppen“, sagt Passantin Melanie Muhsal. Und da ist die Entwicklung bei weitem nicht so rasant wie auf dem gastronomischen Sektor. „Eben bin ich mal von Barmen nach Elberfeld gekommen, um einzukaufen, sehe aber, dass es einige Geschäfte gar nicht mehr gibt“, sagt Ariane Geißler und spricht damit ein Problem an, das der Elberfelder Geschäftswelt natürlich bekannt ist.

Balance zwischen Einzelhandel und Gastronomie muss stimmen

„Auch dem Gastgewerbe ist daran gelegen, dass die Balance zwischen Einzelhandel und der Gastronomie ausgewogen ist“, sagt Matthias Zenker und richtet seinen Appell auch an die Hauseigentümer, die bei der Vermietung ihrer Ladenlokale auch diesen Aspekt berücksichtigen sollten. „Im Übrigen hat sich das Thema Factory Outlet Center im ehemaligen Gebäude der Bahndirektion ja erledigt, so dass sich die Investoren hier wieder engagieren könnten“, empfiehlt Zenker und weist auf die zahlreichen Immobilien in bester Geschäftslage hin, wobei ja auch am Eingangstor zu Elberfeld, dem Bahnhofsvorplatz, noch leere Ladenlokale mit 163 und 170 Quadratmetern darauf warten, dass geschäftliches Leben einkehrt.

An einem Schaufenster steht die verheißungsvolle Aufschrift: „Coming soon“, auf dem ein Bistro einen baldigen Einzug signalisiert.

„Ich würde mir wünschen, dass es hier im Bereich Poststraße, Alte Freiheit, Kerstenplatz ein breiteres Textil-Angebot geben würde“, hofft Zenker.

Die verstärkte Ansammlung von gastronomischen Betrieben sieht Bezirksbürgermeister Hans Jürgen Vitenius (SPD) mit einer gewissen Gelassenheit: „Auf die Art geschäftlicher Ansiedlungen hat die Politik nur in Bezug auf Spielhallen und Wettbüros Einfluss. Aber Gastronomie ist mir lieber als Leerstände. Und wenn die Lokale und Gaststätten nicht mehr zurechtkommen, dann schließen sie wieder. Das ist Marktwirtschaft“, meint Vitenius entspannt.