Innenstadt Gastronomie – die City ist schon satt
Mitte · Einigen Nachbarn und Passanten sagt es nicht zu, dass sich die Gastro-Meile mit dem Sticher-Haus ausweitet.
Das Sticher-Haus an der Herzogstraße gehört zweifellos zu den attraktivsten Gebäuden des Elberfelder Zentrums. Doch seit dem 17. Dezember 2018 steht das Schmuckstück mit der rotgelben Fassade, die weit in die Erholungsstraße hineinreicht, leer. Die WMF-Filiale, die dort viele Jahre residierte, ist an die Poststraße umgezogen. Was wird nun aus dem Blickfang, der ebenso auf neue Mieter wartet wie das wenige Meter entfernte ehemalige „Romano“-Schuhgeschäft und der einstige Billigladen „betcount“ nebenan.
„In das Sticher-Haus wird wohl System-Gastronomie einziehen“, vermutet Matthias Zenker, Vorstandsmitglied der Interessengemeinschaft der Elberfelder Geschäftswelt (IG1). Er betont aber, dass der Hauseigentümer den Zeitpunkt der Bekanntgabe des neuen Mieters, der nicht zu den bekannten Gastronomieketten gehören soll, selbst bestimmen will.
Noch sieht man hinter den Schaufensterscheiben vereinzelt Arbeiter mit Elektro-Bohrern hantieren, und der Staub auf den schwarzen Fliesen verrät ebenso Aktivitäten wie die Kabelknäuel, die aus den Wänden quellen.
„Jeder Mensch ist ein Künstler“ heißt es auf einer gelben Wand ein Zitat des verstorbenen Genies Joseph Beuys, doch ansonsten werden die Vorübergehenden über die Zukunft des Sticher-Hauses im Unklaren gelassen. Lediglich der vor drei Monaten erfolgte WMF-Umzug an die Poststraße ist an Tür und Schaufenster zu lesen. „Ich gehe davon aus, dass die derzeitigen Lücken mit Gastronomie gefüllt werden und es eine geschlossene Gastronomie-Meile geben wird“, prognostiziert Zenker.
Es fehle ein echter Höhepunkt an der Straße
Eine Vorhersage, die von den Beschäftigten in den umliegenden Geschäften und den Passanten eher verhalten aufgenommen wird. „Alles, nur keine Gastronomie“, sagt etwa Monika Janowitz, Kundenberaterin in der Filiale der gegenüber liegenden Volksbank im Bergischen Land. „Der Bedarf an Gastronomie ist doch wohl gedeckt. In das Sticher-Haus sollte ein Geschäft mit einem hochwertigen Angebot, wie beispielsweise Deko einziehen. Hier in der Herzogstraße fehlt trotz eines vielfältigen Angebots ein echtes Highlight.“
„Ich fände eine Boutique mit einem erstklassigen modischen Angebot gut“, meint Jasmin Frenzel und konstatiert: „Die bisherige Gastronomiemeile reicht aus. Ich persönlich esse mittags nur selten hier an der Herzogstraße.“
Roswitha Schäfer aus dem Deko-Fachgeschäft „Bodi 365“ hätte nichts gegen ein weiteres Restaurant, aber: „Es sollte eins mit deutscher Küche sein.“ Denn internationale Lokale gebe es an der Hezogstraße schon genug.
Gaby Wülfrath hat eine andere Idee: „Ein Mutter-Kind-Café wäre hier recht nett. Aber auch ein Geschäft mit Baby-Sachen würde hierher passen.“ Zwischen Sticher-Haus und Romano liegt der „Koch-Shop“. Dessen Angestellte sähe in der Herzogstraße gern ein Spielwarengeschäft oder auch einen hochwertigen Herren-Ausstatter.
„Auf jeden Fall sollte es ein Einzelhandels-Fachgeschäft sein“, sagt Petra Jöcker von Betten Gebers und fügt schmunzelnd hinzu. „Ein Betten-Fachgeschäft muss es allerdings nicht sein.“ Lore Volk wünscht sich einen Anbieter von hochwertiger Garderobe, aber wenn es ein Gastronomiebetrieb sein muss, dann bitte „ein italienisches Eiscafé“.
Simone Quarch stellt fest, dass es nahezu für jeden Bedarf einen Anbieter gibt, der schnell fußläufig erreichbar ist. „Aber ein Sportgeschäft haben wir hier nicht“, meint sie treffsicher. „Auch ein kleiner Lebensmittel-Supermarkt wäre hier nicht schlecht, und ein zusätzlicher Einzelhandel würde die Herzogstraße auf jeden Fall beleben,“ denkt eine Angestellte von Blumen Sanders von gegenüber, möchte aber ihren Namen nicht in der Zeitung lesen.
Und was sagt Danko Durisic, Geschäftsführer bei der unmittelbar benachbarten „L’Osteria“ zum möglichen neuen Konkurrenten nebenan? „Konkurrenz, was ist das?“, fragt Durisic mit einem Augenzwinkern und präzisiert dann nüchtern: „Das ist hier nun mal eine Gastronomie-Meile, bei der aber jedes Lokal seine eigene Richtung hat. Deshalb hätten wir mit einem neuen Lokal nebenan keine Probleme.“