Junior Uni Die Junior Uni soll eine Schwester bekommen
In Mülheim soll es im Februar 2019 mit Kursen losgehen.
Zum zehnten Geburtstag bekommt die Junior Uni eine Schwester: In Mülheim an der Ruhr haben sich engagierte Menschen um die ehemalige Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld zusammengetan und wollen ab Februar 2019 spannende Wissenschafts-Kurse für Kinder und Jungendliche anbieten. „Grandios“ findet das der Gründer der Wuppertaler Junior Uni Ernst-Andreas Ziegler.
Kennengelernt hat Dagmar Mühlenfeld die Wuppertaler Junior Uni als Sprecherin des Aktionsbündnisses „Für die Würde unserer Städte“, in dem Chefs armer Städte beim Bund mehr Unterstützung einfordern und zu dem auch Wuppertal gehört. Bei einer Besichtigung des „wunderbaren Neubaus“ der Wuppertaler Junior Uni reifte in ihr eine Idee: „Als ich auf dem Dach stand, dachte ich: ,Das könnte dein Projekt für nach der Zeit als Oberbürgermeisterin sein‘“, erzählt Dagmar Mühlenfeld.
Als gelernte Lehrerin und ehemalige Schulleiterin haben sie Bildungsthemen immer beschäftigt – eine „leidenschaftliche Pädagogin“ nennt Ernst-Andreas Ziegler sie. Als Oberbürgermeisterin hat sie viele Bildungsthemen in ihrer Stadt vorangetrieben. Und beobachtet, dass durch Formalien wie Noten und Berechtigungen kindliches Interesse an Wissen verloren gehen kann.
Deshalb faszinierte sie, wie Kinder und Jugendliche an der Wuppertaler Junior Uni zweckfrei ihren Interessen nachgehen können. Das Projekt, so eine Einrichtung auch in Mülheim zu schaffen, habe sich ihr „geradezu aufgedrängt“, sagt sie.
Nachdem sie 2015 nicht mehr als Oberbürgermeisterin antrat, nutzte sie Kontakte, um Mitstreiter zu sammeln: „Es haben sich schnell viele gefunden“, berichtet sie. Inzwischen besteht ein Netzwerk aus 40 Personen, die zwei Jahre an einem Konzept gearbeitet haben. Das soll am 31. Oktober bei einer Veranstaltung wichtigen Vertretern der Stadtgesellschaft vorgestellt werden, um weitere Unterstützer zu gewinnen.
Denn die Junior Uni braucht Geld, von 300 000 Euro im Jahr geht Dagmar Mühlenfeld aus. Und das muss über private Spenden zusammenkommen. Die Trägergesellschaft „Junior Uni Ruhr“ ist bereits gegründet, ein Förderverein ebenfalls. Ernst-Andreas Ziegler hat die Mülheimer beraten und sagt: „Ich ermutige sie, das jetzt mit aller Kraft umzusetzen. Und ich hoffe sehr, dass viele Unterstützer die finanzielle Basis für das Projekt schaffen.“
Die Wuppertaler Junior Uni ist Vorbild für die Mülheimer, die das Konzept an die Begebenheiten ihrer Stadt mit zahlreichen Instituten und Museen angepasst haben. Und sie haben eine besondere Idee für die Auswahl der Kurse: Sie wollen die Kinder einbeziehen. Schon jetzt haben sie an Mülheimer Schulen gefragt, was Kinder wissen wollen. Dagmar Mühlenfeld war beeindruckt, was da zusammenkam: „Von ,Warum gibt es Religion?‘ bis ,Warum fällt alles nach unten?‘ war alles dabei.“
Am 24. Februar 2019 soll es mit einer „Urknall“ genannten Veranstaltung in Mülheim losgehen. Dann sollen Kinder und Eltern die Junior Uni Ruhr kennenlernen. Der Ort steht noch nicht fest, denn die Einrichtung hat bisher nur ein kleines Büro.
Die ersten Kurse sollen bei Kooperationspartnern stattfinden, zu denen das Filmmuseum „Camera Obscura“, die beiden Max-Planck-Institute der Stadt, das Wasserforschungsinstitut IWW, die Hochschule Ruhr West und die Universität Duisburg-Essen gehören. Auf lange Sicht soll es auch ein festes Zuhause für die Junior Uni Ruhr geben.
Mülheim ist nicht die erste Stadt, die die Wuppertaler Idee aufgreifen will: Etwa ein halbes Dutzend Versuche unter anderem in Frankfurt und Münster haben bisher noch keine Ergebnisse erzielt. Daher „freut es uns sehr, dass Frau Mühlenfeld und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter in Mülheim jetzt wirklich Erfolg haben“, sagt Ernst-Andreas Ziegler. „Wir in Wuppertal werden alles tun, um dieses Projekt auch in Zukunft zu unterstützen.“