Wuppertaler Kleingärten (4): Ein kleines Stück Provence
Angela Adams und Jürgen Friedrich haben sich in ihrem Uellendahler Kleingarten ein kleines Stück Provence geschaffen.
Uellendahl. „Darf ich Ihnen einen frischen Minztee anbieten?“ Ein Angebot, das unmöglich abgelehnt werden kann. Denn die Minze stammt aus dem eigenem Anbau. Angela Adams hat die Blätter frisch gepflückt. Seit drei Jahren gärtnert die Kölnerin an der Seite ihres Partners Jürgen Friedrich (52) in der Wuppertaler Kleingartenanlage Brucherhäuschen. Wenn der Lavendel blüht, wehe ein Hauch von Provence über den Uellendahl — so lockte das Paar die WZ in ihren Schrebergarten.
Noch blüht dieser zwar eher zaghaft, aber überall in dem 300 Quadratmeter großen Garten finden sich zahlreiche lila Farbtupfer — seien es die Stiefmütterchen oder das Vögelhäuschen, die das Blumenbeet zieren.
Auch einige andere Details deuten auf eine tiefe Verbundenheit der Parzellenpächter mit der französischen Region hin: Inmitten einer der Rasenflächen thront ein Kilometerstein. „Genau 1001 Kilometer sind es von hier bis zur Auffahrt zum Mont Ventoux“, erklärt Adams mit Blick auf die legendäre Etappe der Tour de France. In dem Moment kommt Jürgen Friedrich durch das Gartentor. Er ist der Vorsitzende des Kleingärtnervereins. Auch er wird sofort mit Minztee versorgt.
Nachbar Siegfried Ern ist ebenfalls auf ein Tässchen hinüber gekommen. „Nee, auf der Pelle hocken — das machen wir hier nicht“, so Ern. Aber man helfe sich mit Rat und Tat. Der zurückhaltende 80-Jährige hat den grünen Daumen und ist ein Tüftler. Jürgen Friedrich zeigt auf die beiden Kompostkästen: „Die hat Siegfried für uns gebaut.“
„Na ja“, widerspricht dieser. Er habe ja nur den Plan gehabt. Die Umsetzung sei im Team erfolgt. „So ist er — immer bescheiden“, sagt Angela Adams. Sie genießt das Miteinander im Brucherhäuschen. Mittlerweile ist sie ein echter Fan des Phänomens Schrebergarten: „In Köln kenne ich den Kleingarten eher als Ort für gemeinsame Saufgelage.“ Die Wuppertaler haben ihr gezeigt, dass es auch gesitteter zugehen kann.
Und noch etwas unterscheide die Anlage Brucherhäuschen von anderen Kleingärtnervereinen, sagt Lebensgefährte Friedrich: „Die Gärten hier sind nicht auf dem Reißbrett entstanden.“ Als das ehemalige Gelände eines Kinderheims in eine Kleingartenanlage umgewandelt wurde, hieß es: Geh’ mal ab, was Du brauchst. „So wurden die 24 Gärten damals ganz individuell abgesteckt“, erzählt Friedrich, der seine Parzelle seit 2004 bewirtschaftet und dabei so richtig abschalten kann. „Der Jürgen ist glücklich, wenn er bis zu den Ellbogen in der Erde steckt“, neckt Angela Adams.
Sie ist eher für die Ernte auf der Wohlfühlparzelle verantwortlich, kocht Marmeladen ein oder stellt ein köstliches Bärlauch-Pesto her. Dieses Kraut wächst ebenfalls im gemeinsamen Garten. Wie auch der Salbei. Der wurde mit etwas Kandis in Korn eingelegt. „Nicht ganz mein Fall“, sagt Friedrich, aber seiner Mutter schmecke der Aufgesetzte vorzüglich. So ein Kleingarten macht also nicht nur den Gärtner, sondern auch gleich die ganze Familie glücklich.