Freies Netzwerk Kultur Wuppertaler Kulturkolumne: KI und Roboter als kongeniale Werkzeuge auch in der Kunst?

Wuppertal · Tine Lowisch denkt über neue Umgangsformen in der Kunstarbeit nach.

Tine Lowisch.

Foto: CLAUDIA SCHEER VAN ERP

Im letzten Jahr kam ein Thema auf, das auch die bildende Kunst stark verändern wird: Der Umgang mit Künstlicher Intelligenz. Als Werkzeug in der Kunst wird es gerade erst öffentlich besprochen. Dabei überrascht es nicht, dass der Einsatz von KI-Tools dort längst begonnen hat, denn gerade im Schutzraum der Kunstfreiheit sind ja viele Pionierleistungen zu finden.

Es ist also wieder einmal Zeit, dass ich im Rahmen dieser Kolumne versuche, der Kunstbesprechung in dieser Stadt die Sprachlosigkeit zu nehmen oder sogar Mut zu machen, es mit der Kunst selbst einmal zu versuchen. Vielleicht ist es aber auch besser, davon abzuraten. Denn aus meiner Erfahrung ist es sehr schwer, der Kunstgeschichte etwas Relevantes hinzuzufügen. Und darum geht es ja, wenn man es ernst meint. Wenn meine Versuche an dieser Stelle darüber hinaus ein bisschen mehr Erkenntnis ins oft künstlerisch Unbegreifliche brächten, würde mich das sehr freuen.

Was mich im Moment tief bewegt, ist die Frage, ob die Kunst auch in Zukunft frei bleiben kann. Wenn man bedenkt, dass viele Kunstschaffende dies im Grunde ja nicht sind. Die Auswertungen im Umfeld der Erhebungen zu den Corona – Sofortmaßnahmen in Bezug auf die Lebenswirklichkeiten von soloselbstständigen Künstlerinnen und Künstlern sind da sehr eindeutig. Es können nur sehr wenige von ihrer Kunst gut leben. Sehr viele Künstlerinnen und Künstler sind immerhin weiterhin so frei, daran zu glauben, dass es ihnen irgendwann einmal gelingt. Dabei fällt mir ein: Unsere Firma feiert in diesem Jahr Jubiläum. Der Atelierbetrieb von Eckehard Lowisch, in dem ich festangestellt bin, wurde am 1. April 1999 direkt neben den ELBA-Hallen in Wuppertal Elberfeld gegründet.

Unser Startkapital damals bestand aus ausgemusterten Schwerlastregalen, Rollwagen und einem Elektrokettenzug eben dieses traditionsreichen Wuppertaler Unternehmens. All dies sollte genau an dem Tag, an dem wir unsere erste Halle bezogen, entsorgt werden. Dazu kam noch der erste Großauftrag von Tony Cragg, ein nagelneuer Industriestaubsauger und das Werkzeug, das mein Mann seit seiner Lehre, während seiner Assistenzzeit und seines Studiums für sich angeschafft hatte. Die Idee, sich als Auftragsbildhauer für Tony Cragg selbstständig zu machen, sozusagen als Brotjob, war ideal, denn so konnte mein Mann das tun, was er wollte: händisch Marmorskulpturen bauen. Viele Male für den weltweit erfolgreichen Bildhauer und viele Male eben auch für das eigene Werkverzeichnis.

An diesem sitzen wir derzeit, denn mittlerweile sind wir etwas zu alt für diese körperlich so schwere Arbeit geworden. Das Sichten des skulpturalen Werkbestands und natürlich auch der Blick auf 10 Jahre Kunststation als kuratorisches, stadtteilentwickelndes Ehrenamt, sind jetzt passendere Aufgaben für uns. Es macht Spaß, das Archiv zu durchforsten, alles in Ordnung zu bringen und genau zu dokumentieren. Und es macht auch ein bisschen stolz, denn tatsächlich sind in den 25 Jahren in unserem Atelier in Wuppertal über 300 großartige skulpturale Werke aus Marmor entstanden.

Die circa über 100 für den befreundeten Künstler gefertigten Skulpturen stehen heute in der ganzen Welt und die eigenen, noch etwa 50 Stück, die wir aktuell im Bestand haben, stellen wir bald ins Netz. Die Kunst von Eckehard Lowisch, die in Zukunft entstehen wird … auch mit Hilfe der KI und Roboter als kollegiale oder sogar kongeniale Werkzeuge? Ob das auch eine Erfolgsgeschichte wird? Da lassen wir uns jetzt mal überraschen.