Gemeindeleben Wuppertaler Pastor Gert Markert geht in den Ruhestand: „Ich habe immer auf eine lebendige Ökumene Wert gelegt“

Wuppertal · Nach 16 Jahren hat sich Pastor Gert Markert von der Freien evangelischen Gemeinde in Ronsdorf verabschiedet – ursprünglich lernte er den Beruf des Metzgers.

Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen, sagte schon Don Bosco. Pastor Gert Markert, Pastor im Ruhestand der Freien evangelischen Gemeinde Ronsdorf, ist nun in Augsburg zuhause.

Foto: Gert Markert

16 Jahre lang war Gert Markert als Pastor in der Freien Evangelischen Gemeinde in Ronsdorf tätig. Mitte April wurde der 64-Jährige in den Ruhestand verabschiedet und ist mit seiner Frau nach Augsburg gezogen. Dort hatte er vor seiner prägenden Zeit in Ronsdorf zwölf Jahre gewirkt. Seine vier Kinder und seine Enkel wohnen in der Nähe – nun sei Familie angesagt, erzählt Gert Markert im Gespräch mit der Westdeutschen Zeitung. Schließlich sei es schon „ein hartes Brot“ gewesen, so weit von der Familie getrennt zu sein.

Auch wenn er aus der bayerischen Rhön stammt: Als er im Jahr 2008 nach Ronsdorf kam, kannte er Wuppertal bereits, denn während seines Theologiestudiums, das er in Ewersbach bei Siegen absolvierte, verbrachte er sein Gemeindepraktikum in Vohwinkel und auf den Südhöhen.

„Ich habe immer auf eine gute und lebendige Ökumene Wert gelegt, bei der alle Christen miteinander arbeiten“, betont er. Daraus habe sich auch die soziale Arbeit im Quartier Rehsiepen ergeben. Vor allem, seit 2015 viele Flüchtlinge nach Deutschland kamen und auch in Wuppertal Zuflucht suchten. „Ich habe noch die Bilder im Kopf, als die Busse an der Gesamtschule ankamen.“ Sein erster Gedanke: „Wie können wir diesen Menschen, die fremd sind, ein Heimatgefühl geben?“ Der Ansatz: Kennenlernen. Zum Beispiel durch die Hauskreise, bei denen sich die Teilnehmer zum Beten, Singen und zum Austausch treffen. Durch Sprachkurse, durch die Unterstützung von Müttern mit Kindern, durch gemeinsame Gottesdienste, etwa auch als Open-Air-Gottesdienst auf dem Bandwirkerplatz.

Für Gert Markert selbst sei der Begriff „Heimat“ einerseits mit den Menschen verbunden, mit denen man zusammenlebt. „Andererseits habe ich mich immer auf das Autobahnschild gefreut, auf dem Ronsdorf stand.“ Und auch wenn der Stadtteil selbst Priorität hatte, sei ihm immer wichtig gewesen, auch den Kontakt in die Stadt zu pflegen. „Mich hat dort die Vielfalt des Glaubens beeindruckt, auch durch die afrikanischen oder asiatischen Gemeinden.“ Immer mit dem Anspruch, „sich schließlich in der Mitte zu treffen“.

In seiner Gemeinde habe er ausreichend Zeit gehabt, die eigentliche Aufgabe eines Pastors umzusetzen: Seelsorge. „Was die Verwaltungsarbeit angeht, war sie auf einem sehr angenehmen Niveau.“ Einen Schwerpunkt sah er bei den Senioren. Menschen vom Berufsleben in den Ruhestand zu begleiten und in die Phase, in der sie den Eindruck haben, richtig alt zu sein, gerade in Zeiten der Krankheit.

Seinen Ursprung im gemeindlichen Engagement hatte Markerts Tätigkeit hingegen in der Jugendarbeit – „auch wenn ich erst als Erwachsener wirklich Christ geworden bin“, erzählt er. „Im Konfirmationsunterricht war in mir keine Resonanz, erst mit etwa 19 Jahren hat sich die Sinnfrage herauskristallisiert: Gibt es etwas, das mehr ist, als man essen, trinken oder kaufen kann?“ Ihn habe es dann zur Freikirche gezogen.

Bis daraus seine Berufung wurde, den Glauben zu vermitteln, vergingen aber noch einige Jahre, denn zunächst machte er eine Lehre als Metzger – „ein sehr kreativer Beruf“ –, den er acht Jahre lang ausübte. Für die Entscheidung, ab 1984 Theologie zu studieren, habe er allerdings ein knappes Jahr gebraucht. Seinen früheren Beruf hat Gert Markert in Ronsdorf dennoch gelegentlich ausgeübt. Er war „Chefkoch der Gemeinde“, sagt er mit einer gewissen Selbstironie, stand nicht nur am Altar, sondern bei Festen auch am Schwenkgrill oder an der Pfanne. Ein Thema, das durchaus biblische Bezüge habe: „Wie oft hat sich Jesus an einem Mahl teilgenommen, gegessen und getrunken?“

In Augsburg wird der 64-Jährige nun erst einmal ein Sabbatical einlegen, ein Jahr der Ruhe und Besinnung. „Die nächsten Jahre wollen meine Frau und ich besonders für unsere Enkel da sein“, sagt er. Ein Familienmensch ist er, mit Seele. Dennoch kann er sich vorstellen, gelegentlich noch als Gastprediger tätig zu sein. Vielleicht auch wieder in Ronsdorf.