Gesundheit Petrus-Krankenhaus darf sich jetzt Onkologisches Zentrum nennen
Wuppertal · Die Klinik wurde zertifiziert. Chefarzt Matthias Sandmann berichtet von neuen Therapieformen.
Sie haben ein bisschen gefeiert, als die Urkunde ankam: Als die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und medizinische Onkologie (DGHO) die erfolgreiche Zertifizierung des Petrus-Krankenhauses als Onkologisches Zentrum bestätigte. Schließlich hatten alle Beteiligten 18 Monate darauf hingearbeitet, viele Dokumente geschrieben und sich dann zwei Tage lang genau auf die Finger schauen lassen.
Dr. Matthias Sandmann, Chefarzt der Klinik für Hämatologie und Onkologie sowie Palliativmedizin, berichtet, dass zwei Fachkollegen aus Passau und Kaiserslautern alles inspiziert haben: „Die wissen genau, wo sie hinsehen müssen.“ Die Kollegen hätten mit Mitarbeitern gesprochen, Abläufe kritisch untersucht, auch die zugehörigen Kooperationspartner geprüft.
„Wir haben vieles
neu durchdacht“
Voraussetzung für eine Zertifizierung sind bestimmte Mindestzahlen, zudem die Erfüllung zahlreicher Anforderungen in Bereichen wie Hygiene, Abfallwirtschaft, Beschwerdemanagement oder Qualitätsberichten. Überprüft wurde auch die Zusammenarbeit der einzelnen Abteilungen im Haus wie der Allgemeinen Chirurgie, der Lungenchirurgie, der Gastro-Enterologie oder der HNO-Klinik sowie der externen Partner wie beispielsweise der Röntgenarztpraxengemeinschaft Radprax und dem Hospiz.
Für die Zertifizierung haben die Mitarbeiter zahlreiche Schulungen besucht von Datenschutz bis zur Reanimation. Sie haben Arbeitsabläufe wie die Patientenaufnahme oder die Entsorgung von Infusionsbeuteln schriftlich festgehalten und durch Unterschrift besiegelt, dass sie sich daran halten. Das habe auch zu Verbesserungen geführt, betont Matthias Sandmann: „Wir haben vieles neu durchdacht.“ So seien die Pflegekräfte weiter qualifiziert worden, damit sie die Chemotherapie verabreichen können. Damit müssten Patienten nicht jeweils auf die viel beschäftigten Ärzte warten.
Für die Zertifizierung muss das Krankenhaus auch an Studien teilnehmen, die Anzahl sei bereits gewachsen. Im Haus wurde auch ein eigenes Krebsregister aufgebaut, das an das landesweite Krebsregister in Münster angeschlossen ist. Damit könne zum Beispiel die Verbreitung bestimmter Krebsarten untersucht werden. Leider sei Deutschland beim Thema Krebsregister „Entwicklungsland“, andere Länder seien weiter, beklagt Sandmann. Um die Zertifizierung zu behalten, wird das Zentrum nun jedes Jahr überprüft.
Dr. Sandmann berichtet auch von neuen Therapien, die für die Behandlung von Krebs entwickelt wurden: „Das hat mit Chemotherapie, wie wir sie kennen, nichts mehr zu tun.“ Die klassische Chemotherapie verhindere die Zellteilung bei Tumoren, aber auch bei gesunden Zellen. Daher sei eine Nebenwirkung zum Beispiel der Hausfall.
Neue Therapien setzten gezielter an. Tumore könnten wachsen, weil sie sich vor den körpereigenen Abwehrzellen verbergen können, erklärt Sandmann. Heute gebe es künstlich hergestellte Antikörper, die den Mechanismus des Tumors blockieren, sich vor den Abwehrzellen zu verstecken. Damit sei der Tumor für diese wieder sichtbar und sie könnten ihn bekämpfen. Andere Therapien könnten den Stoffwechsel der Tumore blockieren.
Der große Vorteil dieser Therapien: Sie hätten viel weniger Nebenwirkungen. „25 Prozent der Fälle können wir ganz ohne Chemotherapie behandeln, weitere 25 Prozent mit einer Kombination von neuen und klassischer Therapie. Diese Mittel seien sehr teuer, würden aber von den Kassen bezahlt.