Wuppertaler Polizei-Tagebuch Balanceakt zwischen Profession und Mitgefühl

Wuppertal · Polizist Max Bieringer berichtet von einem bewaffneten Raub auf eine Tankstelle und einem Todesfall. Außerdem hat er zwei vermisste Kinder gesucht – und gefunden.

Max Bieringer ist seit dem vergangenen Sommer Polizist in Wuppertal.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Im Nachtdienst der letzten Woche meldete eine Dame einen bewaffneten Raub auf eine Tankstelle. Ein Mann soll mit einem Küchenmesser die Angestellten bedroht haben und mit viel Bargeld geflüchtet sein. Verletzt sei zum Glück niemand.

Drei Funkwagen waren nur wenige Minuten nach dem Anruf schon im Bereich der entsprechenden Tankstelle. Nachdem Kollegen Beschreibung und Fluchtrichtung des Täters erfragt hatten, fahndeten wir im unmittelbaren Nahbereich nach einer Person, auf die die Beschreibung passen könnte.

Es konnte jedoch trotz der intensiven und langen Suche mehrerer Streifenwagen und ziviler Kräfte keine Person gefunden werden, auf die die Beschreibung passte. Durch die Kollegen der Kriminalpolizei wurden der Tatort und mögliche Spuren gesichert.

Am nächsten Tag wurden eine zehn- und eine 13-Jährige aus einer Jugendwohngruppe als vermisst gemeldet. Mein Streifenpartner und ich bekamen von unserer Leitstelle den Auftrag, die Wohngruppe aufzusuchen, den weiteren Sachverhalt vor Ort aufzunehmen und die Kinder zu suchen. Vor Ort fragten wir in der Wohngruppe und bei den dort erschienenen Eltern nach einer Beschreibung, möglichen Anlaufadressen der Kinder und eventuell existierenden Krankheiten oder benötigten Medikamente der Kinder. Die beiden hatten sich wohl auf dem Rückweg vom Schwimmen von der Gruppe abgesetzt und waren zusammen abgehauen.

Nach zweistündiger Fahndung konnten wir die Mädchen schließlich gegen 23 Uhr unweit der Wohngruppe antreffen und wieder in die Obhut der Familien beziehungsweise der Wohngruppen übergeben. Sie waren zum Glück nur ein paar Stunden durch die Nacht gelaufen und hatten auf verschiedenen Spielplätzen gespielt, bevor sie durch uns gefunden wurden. Ihnen war nichts passiert.

Einen traurigen Einsatzanlass stellte das Hilfeersuchen einer aufgelösten Familie zu Beginn des Nachtdienstes dar. Das elf Monate alte Kind der Familie wurde bei unserem Eintreffen bereits durch Kräfte der Feuerwehr und des Rettungsdienstes reanimiert und intensiv behandelt. Im Laufe des Einsatzes wurde jedoch tragischer Weise eine unklare Todesursache attestiert.

Deshalb wurde der Sachverhalt durch die Kollegen der Kriminalpolizei aufgenommen und der Tatort in der Wohnung dokumentiert und gesichert. Bei einer unnatürlichen Todesursache steht zunächst der Verdacht einer Straftat im Raum, deshalb muss durch die Kriminalpolizei ermittelt werden.

Begleitet wurde der Einsatz von den verständlicherweise trauernden Familienmitgliedern vor Ort. Immer mehr Verwandte fanden sich dort ein, bekundeten den Eltern ihr Beileid und wurden von den Notfallseelsorgern der Feuerwehr und anderen Einsatzkräften betreut. Hier musste durch alle Einsatzkräfte der Balanceakt zwischen professionellem Handeln und Mitgefühl gemeistert werden.

Einen weiteren Bestandteil der Arbeit stellt in regelmäßigen Abständen die Arbeit auf der Polizeiwache dar. Bürger, die aus verschiedensten Gründen Anzeigen erstatten wollen, Rechtsfragen im Alltag haben oder schlicht bei Nachbarschaftsstreitigkeiten nicht weiter wissen, erscheinen entweder persönlich oder melden sich telefonisch.

Manche Anliegen müssen auf dem Zivilrechtsweg verhandelt werden oder betreffen zur Tageszeit Tätigkeitsfelder des Ordnungsamtes oder des Jugendamtes, an welche wir dann verweisen. Bei vielen Dingen können wir den Leuten vor Ort aber direkt weiterhelfen.