Sport Reiterhof: Die Tiere werden versorgt
Wuppertal · Auch für eine Ausgangssperre hat Anlagenbetreiber Marc Bödicker vorgesorgt.
Alle Sportstätten in NRW sind vorerst zu schließen, so lautet der Erlass des Landes, um die Ausbreitung des Coronavirus zu bremsen. Alle? Nicht ganz! Für die Reitanlagen gilt in Absprache mit den örtlichen Behörden eine Sonderregelung, die die Betriebe durch zahlreiche Einschränkungen allerdings vor beträchtliche Herausforderungen stellen.
„Seit Freitag sind wir nur noch im Notbetrieb, wir tun aber alles, was tierschutzrechtlich zur Versorgung und Betreuung der 70 Pferde auf unserer Anlage notwendig ist“, berichtet Marc Bödicker, Inhaber des Reitsportzentrums am Aprather Weg, wo auch der RC Steinberg zu Hause ist.
Genau wie bei der ebenfalls noch jungen Bergischen Reitsportakademie Gelpe ist der Reitschulbetrieb eingestellt und auch die Vereinsaktivitäten auf der Anlage sind vorerst heruntergefahren. „Oberste Priorität haben die Betreuung unserer Pferde und der Schutz meiner neun Mitarbeiter“, sagt Bödicker.
Dafür hat er auf der Anlage einen engen Plan aufgestellt. Morgens bis 13 Uhr dürfen nur seine Mitarbeiter auf die Anlage, um die Versorgung der Tiere sicherzustellen, das heißt, füttern, ausmisten, pflegen, bewegen der Schulpferde und derjenigen Tiere, für die es von den Besitzern einen Auftrag gibt. Wenn die Mitarbeiter vorübergehend zu Hause sind, dürfen dann von 13 bis 17 Uhr Pferdebesitzer auf die Anlage, jeweils nur bis zu acht und nur für eine Stunde.
In die beiden Hallen dürfen dabei nur jeweils vier Pferdebesitzer mit ihren Tieren gleichzeitig. Auf Abstand untereinander ist zu achten, persönliche Begegnungen und Unterhaltungen in der Stallgasse sind verboten.
Obwohl es diese Empfehlung vor der Verschärfung der öffentlichen Vorschriften bereits gegeben hatte, habe sich daran nicht jeder gehalten. Jetzt kontrolliert der Anlagenchef das penibel. „Ich stehe hier wie ein Sheriff und überwache das“, sagt Bödicker, für den der Tag derzeit noch mehr (Arbeits-) Stunden hat als normal. Der Großteil der Pferdebesitzer zeigt Verständnis und ist froh, seine Pferde noch versorgen zu dürfen.
Besitzer sollten
Notpflegeplan ausfüllen
Trotzdem hat Bödicker weiter vorgesorgt. Neben Formularen der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), auf denen Pferdebesitzern ein Berechtigungsschein ausgestellt wird, zu ihrem Pferd zu fahren, hat er jedem auch einen Notpflegeplan mitgegeben, auf dem aufgelistet werden soll, welche Pflege das eigene Pferd benötigt.
„Sollte eine Ausgangssperre kommen, könnten meine Mitarbeiter und ich allein sicherstellen, dass alle 70 Tiere hier versorgt und auch bewegt würden“, versichert Marc Bödicker. Außerdem stehe er permanent mit anderen Reitbetrieben in ganz NRW in Kontakt. Besonders mit Michaela Agasadeh von der Bergischen Reitsportakademie Gelpe tausche er sich fast täglich aus und überlege, wie sich alle Maßnahmen zielführend umsetzen lassen.
Momentan kehren seinen Mitarbeiter nach 17 Uhr auf die Anlage zurück, um bis zum Abend die nötigen Restarbeiten zu verrichten. Sie hätten sich auch bereit erklärt, für den Fall, dass einer von ihnen unter Quarantäne gestellt würden, alle bei ihm und seiner Frau im Haus, das auf der Anlage steht, einzuziehen, um den Betrieb weiter sicherstellen zu können. „Da habe ich wirklich Glück mit meinen tollen Mitarbeitern“, freut er sich über diese große Solidaritätsbekundung.
Engpässe bei Heu, Stroh und Kraftfutter gebe es derzeit übrigens nicht. Die jüngsten Lieferungen seien pünktlich gekommen. Engpässe könnte es allerdings finanzieller Art geben, wenn der Reitschulbetrieb, der ein Standbein des Unternehmens ist, über mehrere Monate ausgesetzt werden müsste. Ein Problem dabei: Speedbürgschaften, die der Landtag beschlossen habe, gelten nach seinen Angaben nicht für Existenzgründer. Man müsse einen Betrieb bereits seit drei Jahren führen.
Bödicker, der mit seiner Frau Franziska die Anlage am Aprather Weg vor genau einem Jahr übernommen hat, findet das ungerecht: „Wir haben hier einen absolut gesunden Betrieb. Alle Boxen sind vermietet, der Reitschulbetrieb boomt und wir geraten dadurch vielleicht dennoch ins Wanken.“ Ein Problem, das auch in anderen Ställen nach einem kurzfristigen Betreiberwechsel auftreten könnte. Bödicker ist dennoch sicher: „Wir werden das überstehen – und wenn wir 24 Stunden pro Tag arbeiten.“