Kunst Schüler spielen mit der Magie des Lichts

Wichlinghausen. · Künstler Uli Haller leitet eine Lichtmalerei-AG, bei der faszinierende Bilder entstehen. Die Jugendlichen zeigen ihre Kreativität.

So sieht eines der fertigen Werke aus der AG aus. Die Personen werden auf ihr Wesentliches reduziert und von verschiedenen künstlerischen Lichteffekten umgeben, die auf den Betrachter fast magisch wirken.

Foto: Uli Haller

Nikita (10) dreht sein T-Shirt um, Supermario kommt auf den Rücken. Vorne ist Nikita jetzt ganz schwarz angezogen. Eben war er noch einfach ein Schüler der Hauptschule Wichlinghausen. Jetzt ist er ein Lichtkünstler. Genau wie die anderen sechs, die zur Lichtmalerei-AG des Dortmunder Lichtkünstlers und Diplom-Fotodesigners Uli Haller gekommen sind. Vor den Fenstern hängen doppelte Vorhänge. Eine schwarze Leinwand schließt den Raum nach hinten ab. Die Lichtkünstler bereiten sich auf ihren Einsatz vor.

Für Uli Haller heißt das, Stativ und Kamera aufzubauen und diese mit dem Laptop zu verbinden. Schulsozialarbeiter Bernd Dudda holt sich schon mal einen Stuhl, er wird die Kamera bei der Langzeitbelichtung an- und ausschalten. Die vier Jungs und die drei Mädchen gucken, was der große Koffer an Lichtkünstler-Handwerkszeug so alles hergibt. Da gibt es Lichtpinsel, die ein bisschen an Taschenlampen erinnern.

Leon (12) hat sich ein großes Teil gegriffen, das wie eine Mischung aus Sichel und Fragezeichen aussieht. „Das ist der Raumgreifer“, erklärt er. Ein anderes Teil erinnert an ein großes Geodreieck aus Plexiglas oder vielleicht einen Spachtel zum Verputzen. Überall an den Teilen sind Leuchtdioden montiert, die in den verschiedensten Farben leuchten können. Auch an den Stäben, die, eingeschaltet, wie ein Laserschwert aussehen. Einige der Jungs machen sich schon mal mit ein paar Fechtübungen warm.

Leon (12), Dylan (12), Uli Haller, davor Lina (11), Cheyenne (11), Jacqueline (13) und Nikita (10) spielen mit dem Licht.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Die AG findet im Rahmen des Landesprogramms Kultur und Schule statt. Sie richtet sich an die Klassen fünf bis sieben. Sie hat im Oktober begonnen und läuft, einmal wöchentlich, noch das ganze Schuljahr lang. „Macht Licht – zeig Deine(n) Schatten“ hat Uli Haller sie genannt.

Die jungen Künstler wissen genau, was sie wann machen müssen

Die Lichtkünstler wissen inzwischen genau, was zu tun ist. Eines oder zwei Kinder bilden als dunkle Schatten den Mittelpunkt des Bildes. Licht aus, Kamera an. In einer festgelegten Choreographie setzen die Lichtkünstler ihre Lichtwerkzeuge ein. „Jetzt der Himmel“, ruft Haller. „An den Seiten tiefer! Hier vorne der Stab! Nicht soviel!“

Bis zu zwei Minuten kann so eine Langzeitbelichtung dauern. Danach gucken alle auf dem Laptop, wie es geworden ist. Haller: „Jedes Bildprojekt hat seine genaue Choreografie, seinen genauen Plan. Aber bei aller Planung wird das Bild jedes Mal ein bisschen anders. Es bleibt immer ein Rest des Unvorhersehbaren. Und genau das ist es, warum ich das mache.“

Die Lichtkünstler drängen sich um den Laptop, um sich das Ergebnis ihrer Aktion anzugucken. Das ist schlicht weg atemberaubend. Um den Schatten in der Mitte ist eine leuchtende Welt entstanden, eine Fülle an Farben und Formen, statischen und dynamischen.

Verblüffend: Im Schatten erscheinen die Menschen zwar reduziert, aber auf das Wesentliche ihrer Persönlichkeit. Und das Licht drumherum wirkt wie eine nach außen gebrachte Innenansicht. Schatten und Lichter zeigen je nach Projekt Freude, Streit, Angst, Anteilnahme, Ablehnung… „Die Ideen entwickeln wir gemeinsam“, sagt Haller. „Gemeinsam planen wir die Versuche, wie wir an die Bilder herangehen.“ Die Ergebnisse kann man frei nach Jules Verne bezeichnen: Reise zum Mittelpunkt des Menschen.

„Das ist cooler, als anders zu malen“, sagt Leon. Sein Cousin Nikita ist dazu gekommen, weil er Bilder in Leons Zimmer gesehen hat. Und Leon hat sich schon einen eigenen Lichtpinsel gebaut: „Löcher in einen Kronkorken gebohrt und Lichtleiter eingesetzt. Und einen Motor drauf gesetzt.“ Die AG scheint auch nach der Schule zu wirken.