„Attila und ich, wir waren eins“ Wuppertaler Seelsorger Hans Osterberg trauert um seinen stadtbekannten Rauhaardackel

Wuppertal · Wuppertal trauert um einen ganz besonderen Vierbeiner: Der stadtbekannte Dackel Attila ist am 17. März verstorben.

Attila begleitete Hans Osterberg nicht nur durch den Alltag, sondern auch bei vielen Reisen.

Foto: Hans Osterberg

Mit fast 15 Jahren hinterlässt er nicht nur seinen Besitzer Hans Osterberg in tiefer Trauer, sondern auch unzählige Menschen, die ihn auf seinen Wegen durch die Stadt, in Kindergärten, Krankenhäusern und Altenheimen kennengelernt und geliebt haben.

Attila war weit mehr als ein Haustier. Er war ein Seelentröster, ein treuer Begleiter und ein kleiner Hund mit großem Herzen. Schon sein Vorgänger, Rauhaardackel Ingo, war bekannt gewesen. Als ausgebildeter Therapiehund brachte Attila den Menschen Freude und Trost. Ob im Kindergarten Herz Jesu, wo die Kinder ihn begeistert empfingen, bei der Tiersegnung mit Pastor Werner Kleine, im Altenheim oder im Krankenhaus – Attila war überall dabei. „Die Kinder fragten schon immer, wann Attila wieder kommt“, erzählt Hans Osterberg. Ein Kind sagte sogar einmal: „Wenn ich einen Hund bekomme, dann aber nur einen Attila.“ Doch ohne das unermüdliche ehrenamtliche Engagement von Hans Osterberg wäre Attila nicht so stadtbekannt geworden. Osterberg hilft unter anderem als Seelsorger im Krankenhaus und Kommunionhelfer, erhielt sogar das Bundesverdienstkreuz. Man könnte meinen, Attila hat sich die guten Eigenschaften von seinem Herrchen abgeguckt, zusammen halfen sie den Menschen in Wuppertal. Sogar Kardinal Joachim Meisner lernte ihn einst kennen, als Attila ihm durchs Gesicht leckte. Mit einem Lächeln sagte der Kardinal: „Wenn ich mit meinen Bischöfen fertig werde, dann werde ich auch mit einem Dackel fertig.“

Während der Krankheit
nachts das Pfötchen gehalten

Attila war in der ganzen Stadt bekannt. Unter anderem in seiner Rolle als Therapiehund.

Foto: Hans Osterberg

Was Attila besonders ausmachte, war seine Offenheit, auch gegenüber Hundemuffeln: „Er verstand sich mit jedem. Mit Menschen und mit Hunden.“ Er ließ sich alles gefallen und war für jeden Spaß zu haben. Zum Beispiel zog Hans Osterberg ihm zu Corona-Zeiten eine Maske auf oder verkleidete ihn als Nikolaus. Er merkte sofort, wenn es jemandem nicht gut ging, und gesellte sich zu ihm. Doch auch der kleine Dackel brauchte mal eine Pause. Zu Hause hatte er ein gemütliches Plätzchen gehabt, „wenn er seine Ruhe haben wollte, dann ging er in sein Häuschen und hat die Decke und das Kissen davorgeschoben“, weiß Osterberg. Nachts durfte er auf einer Decke am Bettende schlafen. „Als er so krank war, hab ich sein Pfötchen immer gehalten und dann sind wir zusammen eingeschlafen“, sagt Osterberg.

Hans Osterberg war schon immer ein Tierfreund. Schon mit zehn Jahren bekam er einen weißen Spitz und hatte ständig Hunde und Katzen auf dem Arm. Attila bekam er von einer Züchterin aus Gandersheim. Eigentlich war der Hund schon an ein Ehepaar vergeben, sie mussten aber doch abspringen und ebneten damit den Weg für eine unzertrennliche Freundschaft: „Er ist auf mich zugelaufen, ich habe ihn in den Arm genommen und nicht mehr losgelassen. Es war Liebe auf den ersten Blick.“ Schnell lernte Attila alle Kommandos und bestand alle Prüfungen mit Bravour im Teckel Klub Elberfeld. Sogar tanzen konnte er, „da habe ich gesagt, ‚Attila tanz mal‘, und dann drehte er sich immer so“, erinnert sich Osterberg gerne, „dann waren alle Leute begeistert“.

Hans Osterberg und Attila hatten in der Karnevalszeit einen vollen Terminkalender.

Foto: Mathias Kehren

Attila war weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Er reiste nach Köln, flog nach Sylt und verbrachte 13 Urlaube auf der Insel Föhr, wo er genauso beliebt war wie in Wuppertal. Trotz seiner geringen Größe trug er mit Vorliebe riesige Baumstämme beim Spaziergang durch den Kothener Wald und zauberte damit den vorbeigehenden Spaziergängern ein Lächeln aufs Gesicht. „Wenn ich jetzt rausgehe, fragen schon immer alle, wo Attila sei“, so Osterberg traurig.

Sein Tod kam plötzlich. Eine Herzerkrankung machte eine weitere Behandlung unmöglich. Eines Tages fiel der Dackel beim Spaziergang um. Später erfuhr Osterberg, dass eine Herzfaser gerissen sei und die Herzklappe nicht mehr schließt. Er müsse eingeschläfert werden. Über Weihnachten genoss Osterberg die letzte Zeit mit Attila und verwöhnte ihn mit seinem Lieblingsessen, Roastbeef, bis er am 17. März verstarb. Nun wurde er eingeäschert und bekommt eine würdige letzte Ruhestätte. Ein neuer Hund kommt für den 78-Jährigen nicht infrage, doch vielleicht wird er einmal mit einem Tier aus dem Tierheim spazieren gehen. „Attila war etwas Besonderes“, sagt er. „Er und ich, wir waren eins.“