Neuer Busfahrplan Wuppertaler Stadtwerke dünnen Buslinien aus
Wuppertal. · Der Verein pro Seilbahn kritisiert den „Kahlschlag“ zum Fahrplanwechsel. Die WSW sprechen von einer Anpassung an die Nachfrage.
„Völlig aus der Zeit gefallen: Der nächste Kahlschlag im Busverkehr“. Mit diesen Worten kommentiert der „Verein Pro Seilbahn“ auf seiner Internetseite die von den Wuppertaler Stadtwerken zum Fahrplanwechsel am 25. November vorgesehenen Änderungen. Die WSW sprechen hingegen in Zusammenhang mit dem bevorstehenden Fahrplanwechsel von Anpassungen des Angebots auf die Fahrgastzahlen insbesondere an den Wochenenden.
Der Verein „Pro Seilbahn“ hat lange Listen mit den Buslinien aufgeführt, bei denen Fahrten wegfallen oder wo sich Taktzeiten ändern werden (601, 603, 608, 614, 617, 618, 621/631, 623, 627, 628, 640, 642, 643 und 645 sowie die Nachtexpresslinien 1 – 5.). Um einiges kürzer fällt die Liste der Linien aus, auf der zusätzliche Angebote im Busverkehr aufgeführt werden (600, 611, 612, 613, 622, 646, CE61).
„Die WSW nehmen die Einsparungen vor, weil sie die Verluste im ÖPNV gedeckelt haben. Seit vielen Jahren werden Verluste im Öffentlichen Nahverkehr durch die Energiesparte gegenfinanziert. Nun aber drückt ein Minus von jährlich vier Millionen Euro wegen der Beteiligung am Kraftwerk in Wilhelmshaven auf die Bilanz“, sagt Peter Vorsteher, Vorsitzender von Pro Seilbahn und Vertreter der Grünen im Verkehrsverbund Rhein Ruhr.
Am 25. November wird der neue zentrale Busbahnhof am Döppersberg eröffnet, was die Wuppertaler Stadtwerke zum Anlass nehmen, das Liniennetz auf den Haupt-Verkehrsknotenpunkt abzustimmen. „Bis auf wenige Ausnahmen wird der Linienverkehr dann über den neuen Busbahnhof führen. Nur 0,36 Prozent des Leistungsangebots fallen weg, außerdem sind auf einigen Linien zusätzliche Fahrten vorgesehen. Das ist nicht mit dem vergleichbar, was 2012 an Veränderungen vorgenommen wurde“, sagt Sabine Schnake, Verkehrsplanerin der Stadtwerke.
WSW wollen ÖPNV-Defizit auf 45 Millionen Euro beschränken
Die WSW stünden in der Pflicht, das Liniennetz wirtschaftlich zu betreiben. Einzelne Linien seien zu bestimmten Zeiten schwach frequentiert. Einen Zusammenhang mit dem Kohlekraftwerk Wilhelmshaven sieht Sabine Schnake nicht. Die WSW hätten sich vielmehr die Selbstverpflichtung auferlegt, das Defizit im öffentlichen Nahverkehr auf 45 Millionen Euro zu beschränken. Nachbesserungen seien später möglich.
Pro Seilbahn äußert hingegen den Verdacht, dass ohnehin stattfindende Leerfahrten stadteinwärts in den Fahrplan aufgenommen worden seien, um den Eindruck, der neue Fahrplan bestehe ausschließlich aus Verschlechterungen, zu kaschieren. „Anstandshalber führen diese auf dem Weg zum Betriebshof noch über den nächsten Verknüpfungspunkt“, heißt es. Sabine Schnaake spricht von einer Ausweitung des Angebots.
Pro Seilbahn sieht in den Veränderungen einen Rückschlag für die Stadt bei der Luftreinhaltung. Die Ziele des Green City Plans seien schon jetzt Makulatur, was die Deutsche Umwelthilfe auf den Plan rufen könnte, die damit gedroht hat, Dieselfahrverbote in Wuppertal einzuklagen.
„Von der Gegenfinanzierung von Gewinnen im Versorgungsbereich und Verlusten im Nahverkehr werden sich Unternehmen wie die Stadtwerke verabschieden müssen. Diese Rechnung geht nicht mehr auf, weil Einnahmen im Energiesektor wegfallen. Bleibt es wie es ist, wird das langfristig zulasten des ÖPNV gehen“, sagt Peter Vorsteher. Es sei an der Zeit, über neue Wege zur Finanzierung des ÖPNV nachzudenken. Preismodelle wie das 365-Euro-Ticket seien auch für Wuppertal eine Option.