Wuppertaler Performance Festival Fackellauf zu Ehren Beuys’

Wuppertal · Anlässlich des Wuppertaler Performancefestival vom 2. bis 6. Juni zum 100. Geburtstag von Joseph Beuys liefen am Freitag 20 Staffelläufer mit einer Fackel durch die Stadt. Was die Flamme mit Joseph Beuys zu tun hat erklären die Veranstalter.

Der Fackellauf beginnt: Projektleiterin Daniela Raimund übergibt die Beuys’sche Fackel an Abdo Al Assaad im Stadion am Zoo.

Foto: Fischer, Andreas H503840

„Und in dem Bild sah ich eine Fackel, sah ich eine Flamme, und ich hörte ‚Schütze die Flamme!‘“, sagte Beuys in seiner Rede zur Entgegennahme des Wilhelm-Lehmbruck-Preises 1986. Rund 35 Jahre später ertönen Joseph Beuys‘ Worte in Gegenwart einer wahrhaftigen Flamme im Stadion am Zoo.

Zum 100. Geburtstag gestalteten die Wuppertaler Vereine „Mobile Oase“ und „Die Wüste lebt!“ in Kooperation mit der Färberei einen Performance-Fackellauf durch die gesamte Stadt. Startpunkt war das Stadion am Zoo, wo Daniela Raimund von der Mobilen Oase kurz vor 11 Uhr Beuys‘ Flamme passend zum Olympiajahr 2021 entzündete. Die 21 000 Zuschauerplätze des Stadions blieben coronabedingt leer. Stattdessen schallten Beuys‘ aufgezeichnete Worte durch die Luft. Denn Projektleiter Roland Brus (Mobine Oase) ließ den berühmten Künstler „aus der Urne“ sprechen – im übertragenen Sinne. Aus einem Lautsprecher in Form einer Urne konnten Anwesende der Beuys‘ Stimme lauschen und auch digital hatten Zuschauer die Möglichkeit, die Performance zu verfolgen. Doch die Rede wurde gelegentlich von dem automatisieren Rasenmäher-Roboter im Stadion unterbrochen. Der, wie Roland Brus vermerkte, Beuys‘ Soziale Plastik verkörperte. Das Stadion, ergänzte Brus, sei übrigens auch Beuys, auch alles Plastik.

Performance-Aktion war als Demonstration angemeldet

Wenig später die spektakuläre Performance: Drei Sanitäter schleppen eine Trage auf den Stadionrasen. Auf dieser befindet sich in einer Filzdecke eingewickelt der erste Staffelläufer Abdo Al Assaad. Nachdem sich dieser aus der Decke befreit hat, zündet Daniela Raimund die Beuys’sche Fackel, übergibt sie an Al Assaad, welcher eine Runde im Stadion läuft bevor es zur nächsten Staffelläuferin geht. Was diese Flamme für ihn bedeute, fragte Roland Brus. „Die Flamme ist ein Zeichen für Frieden. Für ein gemeinsames Wuppertal und Zusammenhalt“, meint Abdo Al Assaad. Auf der Tribüne wird er von der zweiten Staffelläuferin, Khadija Mahalal, empfangen. Über das Ost/West Integrationszentrum hörte sie von der Aktion und nahm spontan teil.

Für die nächsten zehn Kilometer von West nach Ost durch Wuppertal heißt es für alle Beteiligten: „Schütze die Flamme!“ Im Sinne von Beuys‘ Idee die Kunst zu demokratisieren war die Aktion konsequenterweise als Demonstration angemeldet. Dem jeweiligen Staffelläufer mit der Beuys’schen Flamme vorneweg folgten die Projekteiter und Organisatoren in Velo-Taxis sowie ein Live-Übertragungsteam. Begleitet wurden sie von Einsatzwagen und Motorrädern der Polizei. Insgesamt 20 Staffelläuferinnen und –läufer trugen Beuys‘ Flamme vom Stadion bis auf den Berliner Platz nach Oberbarmen. Mitgemacht haben unter anderem Junge und Alte, Einheimische und Migranten, Menschen mit und ohne Behinderung, Menschen mit und ohne Prominenz, der bekannteste von ihnen Oberbürgermeister Uwe Schneidewind, der das Feuer gegen 13 Uhr am alten Rathausplatz übernahm. Hier, in der „Akademie der Straße“ muss sich Beuys’ Idee „zur Umgestaltung des sozialen Ganzen“ bewähren, schreiben die Projektleiter.