Regionalliga Wuppertaler SV siegt erneut in der Nachspielzeit

Wuppertal · Vor 2209 Zuschauern gewinnt der Regionalligist sein erstes Heimspiel in Velbert mit 3:2 gegen Borussia Mönchengladbachs U 23.

Alle auf den Torschützen: Damjan Marceta wird nach dem 3:2 von seinen jubelnden Kollegen verfolgt. Auch auf der Tribüne schäumt die Stimmung über.

Foto: Otto Krschak

Der WSV hat es wieder gemacht: 

In Überzahl dreht der Wuppertaler SV in Velbert vor 2209 Zuschauern mit zwei Treffern in der Nachspielzeit eine verloren geglaubte Partie und siegt gegen die U23 von Borussia Mönchengladbach mit 3:2 (1:0). In einem temporeichen und hart umkämpften Regionalligaspiel hatten die Wuppertaler Fans ihr Team nach der Roten Karte gegen Gladbachs Torhüter Maximilian Brüll und einer 1:0-Führung schon auf der Siegerstraße gesehen, doch Gladbach schlug in Unterzahl zurück. Sechs Minuten der Nachspielzeit nutzte der WSV durch Tore von Hüseyin Bulut (90. +3) und Damjan Marceta (90. +5) zum umjubelten Sieg.

Vier seiner bisher fünf Treffer hat der Wuppertaler SV in den beiden ersten Spielen in der Nachspielzeit erzielt. Eine Bilanz, die gemischte Gefühle bei den Spielern und der sportlichen Leitung auslöst. Dem Jubel nach der unglaublichen Aufholjagd gegen die U23 von Borussia Mönchengladbach folgte bereits kurz nach dem Spiel eine nüchterne Analyse der eigenen Stärken und Schwächen. WSV-Trainer Hüzeyfe Dogan wirkte nachdenklich, als er den Spielverlauf analysierte: „Heute war der Sieg etwas glücklicher als in Aachen. Ich glaube, wir haben da eine neue Qualität entdeckt, aber das muss nicht sein“, sagte er zu den Last-Minute-Toren. Positiv sei, dass die Mannschaft nach dem Doppelschlag der Gäste zurückgekommen sei. „Wir müssen uns aber den Vorwurf machen, dass wir in Überzahl nicht klar gespielt, die Breite nicht genutzt haben und zu viele Konter zugelassen haben. In der Nachspielzeit gibt sich die Mannschaft nicht auf, lässt nicht locker, das ist eine sehr gute Qualität. Gaetano Manno, Sportlicher Leiter des WSV, kommentierte kritisch: „Wir hatten in Überzahl so viele erfahrene Spieler auf dem Platz, da darf uns das nicht passieren. Wir müssen die richtigen Schlüsse aus diesem Spiel ziehen.“

Zur Heimpremiere in Velbert nahm WSV-Trainer Hüzeyfe Dogan vier Änderungen in der Startformation vor. Für den angeschlagenen Kevin Hagemann gab Mert Göckan sein Pflichtspieldebüt für den WSV. Zudem nahmen zunächst Steve Tunga, Phil Beckhoff und Damjan Marceta auf der Bank Platz, denen Dogan in Aachen noch den Vorzug gegenüber Kevin Pires, Semir Saric und Charlison Benschop gegeben hatte.

Die erste Ecke für den WSV führte zur Führung. Tim Korzuschek wurde von Phil Kemper gefoult, Charlison Benschop verwandelte den Elfer so sicher wie Damjan Marceta am ersten Spieltag. Die Partie nahm nun Fahrt auf, wobei die Gäste meist über die rechte Abwehrseite des WSV Druck machen, wo Davide Itter mit einigen Ballverlusten sehr nervös begann. Die Gladbacher kamen zu Chancen, die Mika Schroers und Noah Andreas per Kopf aber vergaben. Die nächste Eckenserie des WSV (29.) sorgte für Gefahr vor dem Gladbacher Tor. Die beste Torchance vergab Charlison Benschop, der frei vor Torhüter Brüll scheiterte. Schrecksekunde wenig später für den WSV. Ryan Naderi lässt sich im Laufduell mit Torhüter Sebastian Patzler spektakulär fallen, obwohl der ihn gar nicht berührt hat. Doch Schiedsrichter Rupert zeigte nicht auf den Punkt, sondern Naderi die Gelbe Karte wegen einer Schwalbe. Nur Minuten später verhinderte Patzler mit einer tollen Parade gegen Lukas Ullrich den Ausgleichstreffer, der zu diesem Zeitpunkt aufgrund des konsequenten Tempospiels der Gäste und der ab Mitte der ersten Halbzeit größeren Spielanteile verdient gewesen wäre. Zur Pause nahm Hüzeyfe Dogan den fälligen Wechsel vor: Hüseyin Bulut übernahm für Davide Itter die rechte Außenbahn. Doch gleich nach Wiederbeginn wurde es wieder über diese Abwehrseite des WSV gefährlich. Bulut konnte die Hereingabe von Shio Fukuda auf Noah Andreas nicht verhindern, aber der verstolperte freistehend. Im Gegenzug Chancen für den WSV in Serie durch Saric, Benschop und Pytlik, aber dem WSV fehlte nun das Quäntchen Glück.

Es war nun ein packendes Regionalligamatch mit offenem Visier. In der 54. Minute wurden die Karten neu gemischt. Tim Korzuschek rannte auf Torhüter Maximilian Brüll zu, der ihm den Ball wegschnappte. Schiedsrichter Rupert sah die Aktion vor der Strafraumlinie und zeigte Brüll (56.) die Rote Karte. Der Freistoß wurde abgewehrt, den Nachschuss von Kevin Pires parierte Nachwuchskeeper Maximilian Neutgens ohne Aufwärmphase.

Der WSV schien auf Kurs, aber in der 67. Minute schlugen die Gladbacher  zu. Nach einem Steilpass ins Herz der WSV-Abwehr ließ Mika Schroers Torhüter Patzler keine Chance. Drei Minuten später sorgte Simon Walde mit einem 20-Meter-Schuss in den Winkel für den Doppelschlag.

Hüzeyfe Dogan reagierte, brachte mit Phil Beckhoff und Damian Marceta weitere torgefährliche Spieler. Doch für den nächsten Paukenschlag sorgte Charlison Benschop, der den Ball nach toller Einzelleistung mit einem Schrägschuss an die Latte knallte. In der Schlussphase scheiterte Damjan Marceta am Außenpfosten.

Fünf Minuten Nachspielzeit wurden angezeigt. An eine Wiederholung der Aufholjagd vom Tivoli glaubte kaum jemand, obwohl jetzt nur noch der WSV spielte. Nach einer Ecke und nach einem Lattenabpraller (Kopfball Marceta) war Hüseyin Bulut aus kurzer Distanz mit dem Kopf zur Stelle. Damjan Marceta holte den Ball aus dem Netz und rannte zum Anstoßpunkt, denn er hatte noch etwas vor. Und das war der Siegtreffer, der ihm aus dem Gewühl heraus im Anschluss an eine Flanke von Mert Göckan sowie abgewehrten Schüssen von Lion Schweers und Hüseyin Bulut im zweiten Nachschuss gelang. Während die Gladbacher restlos bedient waren, ließen sich die WSV-Spieler feiern. Mit einer unglaublichen Willensstärke haben sie sich auf Platz vier erst einmal oben in der Tabelle festgesetzt.